Von: mk
Bozen – Für Benno Neumair, der wegen des Mordes an seinen Eltern in Untersuchungshaft sitzt, wird doch kein genetisches Gutachten angefertigt. Das hat Untersuchungsrichterin Carla Scheidle beschlossen, wie die Tageszeitung Alto Adige berichtet.
Der 30-Jährige hat bekanntlich die Tat gestanden. Sowohl der leblose Körper seiner Mutter Laura Perselli als auch der seines Vaters Peter Neumair wurden aus der Etsch geborgen.
Die Verteidiger des Angeklagten Flavio Moccia und Angelo Polo hatten im Rahmen des Beweissicherungsverfahrens ein genetisches Gutachten beantragt. Dabei sollte geklärt werden, inwieweit sich die Gene auf die Psyche bzw. das Verhalten ihres Mandanten ausgewirkt haben könnten.
Bei der Anhörung am Donnerstagnachmittag waren die Verteidiger allerdings die einzigen, die aufgrund ihrer Berater vom Nutzen und der wissenschaftlichen Zuverlässigkeit einer solchen Analyse überzeugt waren.
Die anderen Psychiater und Parteisachverständigen, die in das Verfahren eingebunden sind, waren vielmehr der Ansicht, dass es beim derzeitigen Stand der Wissenschaft keine eindeutigen Kriterien gibt, um solche genetischen Tests zu interpretieren. Um die Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten zum Tatzeitpunkt zu bestimmen, seien solche Tests irrelevant, hieß es.
Richterin Carla Scheidle kam zum Schluss, dass Testverfahren, die nicht durch das Gesetz geregelt sind, nur dann einen Sinn ergeben, wenn sie ein geeignetes Mittel zur Sicherung von Fakten darstellen.
Im Rahmen eines psychiatrischen Gutachtens soll nun geklärt werden, ob der Angeklagte zurechnungsfähig war, als er seine Eltern getötet hat. Die Sachverständigen haben dafür noch bis zum 2. Juni Zeit. Dabei geht es unter anderem auch um die Frage, welchen Einfluss der massive Missbrauch von Anabolika auf die Psyche des 30-Jährigen hatte.