Keine harmlose Kinderkrankheit, sondern systemische Infektion

Fast drei von zehn Masernfällen landen derzeit im Spital

Mittwoch, 06. März 2024 | 13:50 Uhr

219 Masernfälle hat es heuer bereits in Österreich gegeben. Davon mussten 28 Prozent der Betroffenen im Spital behandelt werden, berichtete der Virologe Lukas Weseslindtner am Mittwoch bei der Apothekertagung in Schladming. “Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit, die nur die Haut infiziert.” Es handle sich um eine systemische Infektion, die das zentrale Nervensystem und viele Organe angreift. Zudem liegt der Altersschnitt bei knapp unter 20, mit Infizierten bis 60 Jahre.

Das Virus “streut im ganzen Organismus”, warnte Weseslindtner vor einer Ansteckung. Weiters ist durch Studien bewiesen, dass eine Maserninfektion das immunologische Gedächtnis löscht. Das bedeute, dass es bei Personen, die die Masern hatten, danach vermehrt zu Infektionskrankheiten und auch Todesfällen dadurch kommt. “Nach einer Maserninfektion sind Menschen mitunter immunsupprimiert, weil sie ihr immunologisches Gedächtnis verloren haben, das sie über Jahre aufgebaut haben”, erläuterte der Experte von der MedUni Wien.

2023 war Österreich mit 186 Fällen laut Daten der EU-Gesundheitsbehörde ECDC hinter Rumänien negativer Spitzenreiter bei den Masernzahlen in Europa, erinnerte Weseslindtner. Dieser Wert ist heuer bereits überschritten, womit 2024 “mit dem Vorjahr zu einem der stärksten Masernjahre werden dürfte”, formulierte es der Mediziner vorsichtig. 2015 waren 309 Infektionen in Österreich gemeldet worden.

“Wir brauchen sehr hohe Durchimpfungsraten, um eine Masernzirkulation zu unterbinden”, betonte der Virologe. Österreich sei “weit davon entfernt”, 95 Prozent bei zwei Impfungen zu erreichen.

(S E R V I C E – www.ages.at/mensch/krankheit/krankheitserreger-von-a-bis-z/masern )

Von: apa