Von: lup
Bozen – Die Fronleichnamsprozession ist die wichtigste Prozession des Kirchenjahres. Nachdem sie im vergangenen Jahr in Bozen wegen der Coronapandemie nicht stattfinden konnte, betonte Bischof Muser heute (6. Juni) beim Fronleichnams-Festgottesdienst im Bozner Dom die Bedeutung der Prozession: „Heute freue ich mich ganz besonders auf die Fronleichnamsprozession. Dass sie wieder möglich ist – auch als ein konkretes Zeichen des Aufbruches, des Neubeginns, des gemeinsamen Unterwegsseins im Glauben nach den komplizierten, langen und schwierigen Monaten der Coronazeit.“
„Fronleichnam“ leitet sich vom mittelhochdeutschen „vrone licham“ für „des Herren Leib“ ab. In einer von einem Baldachin überdachten Monstranz wird die gewandelte Hostie durch die Straßen getragen. An Fronleichnam bezeugen die Katholiken ihren Glauben an die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie.
Bischof Ivo Muser hat heute im Bozner Dom den zweisprachigen Festgottesdienst im Bozner Dom gefeiert. In der Predigt brachte der Bischof seine Vorfreude auf die Fronleichnamsprozession zum Ausdruck: „Heute freue ich mich ganz besonders auf die Fronleichnamsprozession. Dass sie wieder möglich ist – auch als ein konkretes Zeichen des Aufbruches, des Neubeginns, des gemeinsamen Unterwegsseins im Glauben nach den komplizierten, langen und schwierigen Monaten der Coronazeit mit ihren vielen notwendigen Einschränkungen und Regeln. Während die Prozession sich durch die Straßen bewegt, begleitet von Musik und Gebet, wird mein Blick ganz auf die Monstranz gerichtet sein, die ich tragen darf.“ Dann ging Bischof Muser auf den Inhalt der Monstranz, die Hostie, ein: „Alles dreht sich um dieses kleine Stück Brot. Was bewegt uns, eine kleine, weiße Brotscheibe aus dem Dom hinauszutragen und durch eine Prozession den Menschen zu zeigen? Die Antwort ist einfach und geheimnisvoll zugleich: Es geht nicht um etwas, es geht um Jemanden! Wir verehren nicht ein Stück Brot, sondern den Leib Christi.“
In seiner Predigt beleuchtete der Bischof dann den Kern der Prozession: „Die Fronleichnamsprozession ist die wichtigste Prozession des Kirchenjahres. Sie ist die einzige, die es überall in der katholischen Kirche gibt; sie wird gefeiert mit unterschiedlichen Ausdrucksformen, die auch etwas von der jeweiligen Kultur und Tradition, von den Bräuchen und vom Lebensgefühl der Gläubigen aussagen. Alles daran darf sich ändern – bei uns und auch anderswo. Nur eines nicht: Dass der Herr selber, im sichtbaren Zeichen seiner eucharistischen Gegenwart, die Mitte dieser Prozession ist! Wenn dieses kleine Stück Brot fehlen würde, wenn ER fehlen würde, dann wäre alles andere an dieser Prozession umsonst – im letzten sogar leer, nutzlos und fragwürdig.“
Auf diesen Mittelpunkt der Prozession verweisend, sagt der Bischof: „Mein Wunsch ist, dass wir auf IHN schauen; dass wir IHN in die Mitte stellen und dass wir IHM sagen: Wir brauchen dich. Unser Zusammenleben braucht dich. Unsere Gesellschaft braucht dich. Das kommt zum Ausdruck durch den Segen mit der Monstranz: Da werden die Felder und Wälder gesegnet, die Gärten und die Früchte der Erde. Wie nötig ist dieser Segen in Zeiten des Klimawandels! Da wird unsere Stadt und unser Land gesegnet und alle Menschen, die hier leben, gleich welcher Herkunft und Religion, weil alle Kinder Gottes sind. Dieser Segen gilt allen, die in der Prozession mitgehen, und auch allen, die zuschauen oder zufällig vorbeikommen. Dieser Segen gilt den Nahen und den Fernen, den Menschen, die einen besonderen Platz in unserem Herzen haben und genauso jenen, die uns noch fremd sind.“
Im Anschluss an den Gottesdienst zog nach der Zwangspause im vergangenen Jahr wieder die Fronleichnamsprozession durch die Altstadt. Die Prozession endete am Waltherplatz mit dem Schlusssegen, um zu viel Nähe zwischen den Teilnehmern beim Einzug in den Dom zu vermeiden.