Tipps vom Experten

Doppelte Viren-Attacke: Weihnachten mit Corona und Grippe

Montag, 18. Dezember 2023 | 16:05 Uhr

Bozen – Weihnachten steht vor der Tür, zugleich wächst in ganz Europa die Sorge vor den Folgen der Verbreitung von COVID-19 und Influenza. Prof. Dr. Christian Wiedermann, Forschungskoordinator des Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen, empfiehlt angesichts der auch in Südtirol angespannten Infektionslage, Schutzmaßnahmen zu treffen und sich gegen Corona und Grippe impfen zu lassen. „Das Tragen von Masken und die Impfungen sind gerade jetzt vor Weihnachten ein wertvoller Beitrag zum Schutz der Risikogruppen der Bevölkerung“, betont Prof. Wiedermann.

Schutzmasken bleiben von großer Bedeutung

Für den Internisten Prof. Dr. Christian Wiedermann ist klar: Das geringere Tragen von Schutzmasken dürfte mit einer gewissen „Maskenmüdigkeit“ und einer veränderten Wahrnehmung des Risikos von COVID-19 zusammenhängen. „Menschen haben sich an Corona gewöhnt und schätzen die Bedrohung geringer ein. Doch in Italien, vielen anderen westlichen Ländern und in den USA wird das Tragen von Masken gerade jetzt vor Weihnachten wieder ausdrücklich empfohlen, um Atemwegserkrankungen vorzubeugen – also auch COVID-19“, sagt der Forschungskoordinator des Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen. Masken seien wichtig, um verletzliche Gruppen in der Bevölkerung vor Infektionen zu schützen. „In Anbetracht steigender Krankenhauseinweisungen und geringer Impfquoten bleibt das Maskentragen in öffentlichen Bereichen, z.B. im Bus und Zug oder an Orten mit schlechter Belüftung und besonders, wenn man sich selbst nicht sicher infektionsfrei fühlt, von entscheidender Bedeutung, um der CoronaVerbreitung entgegenzuwirken“, betont Prof. Wiedermann.

„Neue“ Corona-Symptome: Hautausschlag und Ohrenprobleme

Fieber, Husten, Atembeschwerden, Müdigkeit, Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Geschmacks- und Geruchsverlust und Magen-DarmBeschwerden sind „typische“ COVID-Symptome. „Diese Symptome unterscheiden sich von anderen Erkrankungen durch spezifische Kombinationen und Intensitäten, besonders Geruchs- und Geschmacksverlust. Die derzeitigen COVID-19-Varianten verursachen meist mildere Verläufe. Nun wurden Hautausschläge als neue Symptome einer Corona-Erkrankung beobachtet“, berichtet Prof. Wiedermann. Zudem gebe es wissenschaftliche Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Corona und Ohrenproblemen, etwa Tinnitus und Hörverlust. „Internationale Studien zeigen, dass bei einigen COVID-19-Patient:innen Tinnitus neu auftrat oder sich verschlimmerte. Ein kleinerer Prozentsatz der Patientinnen und Patienten erlitt anhaltenden Hörverlust. Die genauen Ursachen sind noch unklar, könnten aber das Virus selbst, Durchblutungsstörungen oder das Immunsystem betreffen“, erläutert Wiedermann. Er rät zu erhöhter Aufmerksamkeit bei ersten Anzeichen von Hörverlust, da eine frühzeitige Behandlung mit Corticosteroiden (also mit Medikamenten, die Entzündungen im Körper verringern) helfen könnte.

Wer sich krank fühlt, sollte zuhause bleiben

Viele Südtirolerinnen und Südtiroler suchen derzeit trotz eindeutiger oder möglicher CoronaSymptome ihren Arbeitsplatz auf, nehmen an Weihnachtsfeiern teil oder wirken an der Gestaltung von Konzerten mit. Das ist gut gemeint, aber schlecht getroffen, denn: Wer sich krank fühlt, soll daheim bleiben, um andere Menschen nicht anzustecken! „Das gilt nicht nur für COVID-19, sondern auch für grippale Infekte“, sagt Prof. Wiedermann. Es zähle die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger. Arbeitgeber:innen sollten zudem ihre Angestellten motivieren, bei Krankheitssymptomen zuhause zu bleiben oder am Arbeitsplatz eine Schutzmaske zu tragen. „Ich plädiere für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Virus“, betont Prof. Dr. Christian Wiedermann.

Die Impfung bietet weiterhin Schutz

„Die derzeit eingesetzten COVID-19-Impfstoffe schützen vor schweren Verläufen einer Infektion, einschließlich der neuen Variante JN.1“, erklärt Prof. Christian Wiedermann. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt weiterhin die aktuelle Impfstoffzusammensetzung, die breiten Schutz bietet. „Eine neue Studie der Universitätsmedizin Göttingen zeigt, dass eine dritte Corona-Schutzimpfung die Immunantwort verbessert“, sagt Wiedermann. In Italien und damit auch in Südtirol richten sich die Impfungen derzeit in erster Linie an Über-60-Jährige, an medizinisches Personal, Bewohner:innen von Pflegeheimen und Schwangere, die noch keine zweite Auffrischungsimpfung (vierte Dosis insgesamt) erhalten haben. „Obwohl es mittlerweile keiner mehr gerne hört, muss festgehalten werden, dass COVID-19 noch immer eine ernsthafte Krankheit ist, die neben den Atemwegen auch andere Körperteile, etwa Blutgefäße, beeinträchtigen und das Immunsystem schwächen kann“, mahnt Prof. Christian Wiedermann.

Er plädiert für eine ZweifachImpfung gegen COVID-19 und Influenza: „Corona und die Grippe können potenziell schwerwiegende Folgen haben und eine gleichzeitige Infektion mit beiden Viren kann das Risiko für schwerwiegendere Gesundheitsprobleme erhöhen. Österreich mit seiner bekannten Impfzögerlichkeit berichtete soeben über die Zunahme der Krankenhauseinlieferungen wegen Corona um 40 Prozent“, unterstreicht der Koordinator der Forschungsprojekte des Südtiroler Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health. Laut Wiedermann tragen die Impfungen dazu bei, die Belastung der Gesundheitssysteme zu verringern. Er erinnert daran, dass Infektionen trotz einer Impfung oder einer früheren Ansteckung möglich sind, „denn das Virus verändert sich kontinuierlich.“

Das Immunsystem und die Gesundheit stärken: Zehn Tipps vom Fachmann

Um im Winter die Immunabwehr zu verbessern und das Risiko schwerer COVID19-Erkrankungen zu verringern, gibt Prof. Christian Wiedermann folgende Tipps:

1.       Erholsamer Schlaf: Sorgt für erholsamen Schlaf, um euer Immunsystem zu unterstützen.

2.       Gesunde Ernährung: Bevorzugt eine ausgewogene, gesunde Ernährung, reich an Obst und Gemüse.

3.       Impfungen auffrischen: Haltet eure Impfungen auf dem neuesten Stand, einschließlich der Boosterimpfungen, sofern ärztlich empfohlen.

4.       Rauchverzicht: Vermeidet das Rauchen und ausgiebigen Kontakt mit Passivrauch, da Rauchen die Immunabwehr schwächen kann.

5.       Stress verringern: Um chronischen Stress zu verringern, kann man Techniken wie Meditation nutzen.

6.       Bewegung einplanen: Man sollte regelmäßig körperliche Aktivität betreiben, um die Funktion der Immunzellen zu verbessern.

7.       Individuelle Bedürfnisse: Berücksichtigt eure individuellen Gesundheitsbedürfnisse und passt eure Maßnahmen entsprechend an.

8.       Händewaschen und Maskentragen: Man sollte gute Hygienegewohnheiten einhalten, darunter regelmäßiges Händewaschen und das situationsgerechte Maskentragen, um Krankheitserregern weniger Chancen zu geben.

9.       Gesundheitsbewusstsein: Man sollte ein starkes Bewusstsein für die eigene Gesundheit entwickeln und sich bei Bedarf fachlich beraten und begleiten lassen.

10.   Soziale Verantwortung: Man kann sich und andere schützen, indem man sich impfen lässt, um die Verbreitung von Atemwegsinfektionen einzudämmen.

Von: mk

Bezirk: Bozen