Von: mk
Trient – Die Finanzpolizei hat heute im Trentino-Südtirol und in Mailand 16 Personen in Untersuchungshaft gebracht. Vier weitere Personen, die sich in Deutschland und in Albanien aufhielten, wurden mittels europäischen Haftbefehls gefasst – und das ist nur die Spitze des Eisberges der Drogenoperation „Alba bianca“, bei der die Trientner Finanzpolizei bereits seit zwei Jahren ermittelt.
Zehn Personen waren in den vergangenen zwei Jahren bereits festgenommen worden.
Seit den frühen Morgenstunden waren rund 100 Ermittler mit einem Dutzend Hundestaffeln gemeinsam mit den bayrischen Polizeibehörden unterwegs und nahmen eine Reihe von Durchsuchungen und Verhaftungen vor.
Ins Visier der Ermittler gerieten zwei kriminelle Banden, die im Bereich des internationalen Drogenhandels tätig sind und in Norditalien sowie in Bayern ihre Basis haben sollen, deren Einfluss aber weit darüber hinaus reicht.
Die Ermittlungen, die von der Bezirksdirektion der Antimafia-Polizei geleitet und in Zusammenarbeit mit dem Zentralen Ermittlungsdienst gegen das organisierte Verbrechen der Finanzpolizei von Rom durchgeführt werden, haben im Jänner 2016 begonnen, als bei der Autobahnmautstellte in Sterzing 93,1 Kilogramm Kokain beschlagnahmt wurden. Involviert wurden über das Generalkommando der Finanzpolizei und der Zentraldirektion gegen Drogenkriminalität des Innenministeriums auch ausländische Polizeibehörden – darunter aus Deutschland, Belgien, Albanien und Mazedonien.
Auf diese Weise wurden kriminelle Vereinigungen ausgeforscht, deren Mitglieder vorwiegend aus Albanien, Mazedonien und Serbien stammen. Auch Personen aus dem Irak, aus Pakistan und Afghanistan sowie Deutsche und Italien arbeiteten für die Banden. Diese hatten in Bozen und einen fixen Stützpunkt und pflegten auch Kontakte zu Mafia-Organisationen aus Kalabrien. Auch in Bayern waren die Banden fest verwurzelt.
Den Drogenmarkt teilten sich die beiden Organisationen untereinander auf. Die kriminellen Vereinigungen hatten außerdem Verbindungen in den Piemont, in die Lombardei, nach Venetien sowie nach Holland und Belgien. Vor allem aus den beiden letzteren Ländern soll ein Großteil der Drogen eingekauft worden sein, die dann nach Italien geschmuggelt wurden.
Fundamental für die Finanzpolizei waren die Zusammenarbeit und der Informationsaustausch mit dem Bayerischen Landeskriminalamt und dem Zollfahndungsamt in München, die unter der Leitung der Trientner Staatsanwaltschaft und der Zentraldirektion gegen Drogenkriminalität des Innenministeriums stattfanden.
Durch Hinweise der Finanzpolizei von Trient konnten die Behörden in Deutschland 2,18 Kilogramm Heroin und e 21,3 Kilo Marihuana zwischen Juli und November 2016 beschlagnahmen. Sechs Drogenkuriere aus Deutschland und Albanien wurden festgenommen.
Bei den Operationen in Deutschland haben auch Finanzpolizisten aus Italien teilgenommen. Die Finanzpolizei von Trient hat in den zwei Jahren an Ermittlungsarbeit in Bozen und in Brixen 1,8 Kilogramm Kokain beschlagnahmt und drei Kuriere aus Albanien, Pakistan und Mazedonien festgenommen. Die drei Männer hatten ihren Wohnsitz in Italien.
Im Juni 2018 wurde am Flughafen Linate in Mailand ein Mann festgenommen, der ursprünglich in Sterzing aufgegriffen worden war. Während eines kurzen Hafturlaubs war er anschließend untergetaucht, konnte von der Trientner Finanzpolizei in Belgien allerdings aufgespürt werden. Dort wurde er festgenommen, auf Anordnung des Gerichts in Bozen ausgeliefert und in U-Haft gebracht.
Ebenso in U-Haft gebracht wurden 13 Albaner, die in Bozen, Meran, Brixen, Leifers, Klausen, Treviso, in Opera in der Provinz Mailand und in Manerba in der Provinz Brescia lebten. Dasselbe gilt für einen Mann aus dem Kosovo, der in ebenfalls in Manerba wohnhaft ist.
Aufgrund eines europäischen Haftbefehls wurden in Deutschland drei Albaner verhaftet, die in Bayern ihren Wohnsitz haben. Ein weiterer Mann wurde in Tirana verhaftet.
Insgesamt wurden 40 mutmaßliche Drogenhändler im Rahmen der Operation angezeigt, für 30 klickten die Handschellen. 120 Kilogramm Rauschgift wurden insgesamt beschlagnahmt. Dabei handelte es sich um Kokain, Heroin und Marihuana. Der Verkaufswert wird auf über 20 Millionen Euro geschätzt. Außerdem wurden acht Fahrzeuge beschlagnahmt, die zum Schmuggel der Drogen benutzt wurden – ebenso wie über 100.000 Euro in bar.