Von: mk
Bozen – Staats- und Landesgrenzen dürfen der Katastrophenhilfe nicht im Wege stehen, bei einem Großschadensereignis wie auch bei der alltäglichen gelebten Nachbarschaftshilfe wie einer Suchaktion oder einem Brand. 60 Vertreter von Politik, Landesverwaltung und der Freiwilligenorganisationen des Zivilschutzes aus Süd- und Osttirol haben nun die Ergebnisse des Interreg-Projekts “Grenzüberschreitender Katastrophenschutz Osttirol – Südtirol” besprochen.
Dass sich Unwetter und Naturereignisse nicht an Staats- und Landesgrenzen halten, hat der Murgang am Erlbach im August vor drei Jahren zwischen Sillian und Innichen gezeigt, der den Anstoß zu diesem Projekt gab. Und dies wurde mit dem diesjährigen Hochwasser Ende Oktober bestätigt. Während der 18-monatigen Laufzeit wurden von der Agentur für Bevölkerungsschutz und der Bezirkshauptmannschaft Lienz gemeinsam mit den Einsatzorganisationen ein strategisches Management im Katastrophenschutz zwischen Südtirol und Osttirol entwickelt. Finanziert wurde dieses Projekt über das Interreg V-A Programm Italien – Österreich, community-led local development CLLD Dolomiti Live.
“Mit geringem Budget und in kurzer Projektlaufzeit wurde ein Maximum an Ergebnissen erreicht”, unterstrich der Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Rudolf Pollinger bei der Abschlussveranstaltung. Nun gelte es, diese Zusammenarbeit weiter aufrecht zu erhalten und die positiven Ergebnisse auch auf andere Grenzbereiche zu übertragen.
Grenzüberschreitende Kommunikation über Tetra-Digitalfunk
Das Projekt führte vor allem zu einer Vernetzung der Entscheidungsträger und Einsatzkräfte über die Landesgrenzen hinweg und zu einer gemeinsamen Kommunikation über den Tetra-Digitalfunk zwischen Süd- und Osttirol, verbunden mit der Ausstattung der lokalen Einsatzleiter mit Handfunkgeräten. Zudem wurden Geoinformationsdaten ausgetauscht, alle Beteiligten erhielten Schulungen für die jeweiligen Plattformen der Lageführung für den Einsatzfall. Außerdem erfolgte durch themenbezogene, grenzübergreifende Planübungen und Veranstaltungen eine Vernetzung aller Beteiligten durch Austausch aller erforderlichen Kontaktdaten.
Um diese Vernetzung auch auf eine rechtliche Grundlage zu stellen, wurde das Institut für Föderalismus der Universität Innsbruck mit der Erstellung eines Rechtsgutachtens zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit von Nord-, Ost- und Südtirol im Katastrophenfall beauftragt: Professor Peter Bußjäger stellte die Erkenntnisse dieses Gutachtens im Rahmen der Abschlussveranstaltung in Vierschach vor. Auch die Vorschläge für die rechtlichen Anpassungen sind in Zukunft umzusetzen und zu festigen, um eine gesicherte Grundlage für den Einsatz der Mitglieder der Freiwilligenorganisationen des Zivilschutzes im Ausland zu bieten.