45-Jähriger muss lebenslang ins Gefängnis

Lebenslange Haft wegen Mordes an 16-Jährigen mit Axt

Dienstag, 17. Juni 2025 | 15:16 Uhr

Von: apa

Ein 45-jähriger gebürtiger Oberösterreicher ist am Dienstagnachmittag am Wiener Straflandesgericht wegen Mordes und sexuellen Missbrauchs Jugendlicher zu einer lebenslangen Haft verurteilt worden. Er hat im Oktober 2024 in Favoriten einen 16-Jährigen, den er seit April 2024 regelmäßig für sexuelle Handlungen bezahlte, mit 50 Axthieben getötet. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der bisher unbescholtene Mann bekannte sich von Anfang an schuldig, gab aber an, dass er sich an die Geschehnisse nicht erinnern könne. Er räumte ein, vor dem Tatzeitpunkt Alkohol und Crystal Meth konsumiert zu haben. Er meldete nach der Urteilsverkündung volle Berufung an.

Dem Ganzen ging eine tragische Geschichte voraus: Das 16-jährige Opfer stammte aus ärmlichen Verhältnissen in Bulgarien und wurde von seiner Familie gezwungen, sich zu prostituieren. Sein Bruder agierte als Zuhälter und organisierte die Treffen mit Männern, wie mit dem 45-Jährigen, der laut Staatsanwältin “eine Vorliebe für junge Männer” hatte.

1.500 Euro für Wochenende mit Burschen

Laut der Anklägerin entwickelte der Österreicher allerdings im Lauf der Zeit Gefühle für den Burschen. “Er war regelrecht vernarrt in ihn”, sagte sie. So wollte der 45-Jährige immer öfter und immer länger Zeit mit dem jungen Bulgaren verbringen. Für ein Wochenende zahlte er etwa bis zu 1.500 Euro. “Er war besessen von dem 16-Jährigen”, sagte die Staatsanwältin. Um die hohen Kosten zu decken, nahm er sogar einen Kredit auf.

Dabei habe laut Angeklagtem der Bruder des 16-Jährigen immer höhere Beträge verlangt und den 45-Jährigen unter Druck gesetzt. Der nun Beschuldigte hatte auch Angst vor Erpressung aufgrund seiner sexuellen Vorlieben. Deshalb hatte er den Plan, wieder nach Linz zu ziehen, um “mein Leben zu ordnen”. Der Bruder des 16-Jährigen sei es gewesen, der ihm Crystal Meth besorgt habe, das er zur sexuellen Stimulanz nahm. Bei dem Mann wurden im Zuge der Ermittlungen auch tausende Bilder und Videos von Missbrauchsdarstellungen von Kindern entdeckt. Der Tatbestand wurde jedoch aufgrund der Schwere der anderen Delikte von der Staatsanwaltschaft eingestellt.

Das erste Oktoberwochenende 2024 war der Bursche erneut bei dem 45-Jährigen in Wien. Die beiden verbrachten am Sonntag, den 6. Oktober, Zeit im Prater. “Wir hatten viel Spaß”, sagte der Angeklagte, der von Astrid Wagner anwaltlich vertreten wurde. Am Abend daheim wollte der Mann Sex, der 16-Jährige lehnte ab. Er sei müde und habe Schmerzen, sagte er dem 45-Jährigen. Das habe er laut Staatsanwältin nicht akzeptiert. “Ich hab’ mich darauf gefreut und er hat gesagt, nein”, so der Angeklagte. Er habe nicht verstanden, warum er etwas verspreche, was er nicht halten würde. “Er hat mich einfach abblitzen lassen. Ich war so enttäuscht.” Nach dem Konsum von Crystal Meth habe er aus Frust auch Alkohol getrunken.

“Ich war voll drauf”

Laut Staatsanwältin sei er dann in den Keller gegangen und habe eine Axt geholt und schlug 50 Mal zu. Das Opfer starb an multiplen Hiebverletzungen, u.a. wurden das Rückenmark, die Halsschlagader und die Drosselvene durchtrennt, sagte der Gerichtsmediziner Nikolaus Klupp. Er und der psychiatrische Sachverständige Peter Hofmann sprachen von “Vernichtung” bzw. von “Hinrichtung”.

Der Beschuldigte selbst könne sich an die Tat nicht erinnern, nur an zwei Schläge. “Ich war voll drauf”, behauptete er. Er sei dann aufgewacht in einem dunklen Raum und habe jemanden am Boden liegen sehen. Dabei habe es sich um den 16-Jährigen gehandelt. Er habe noch geschaut, ob er lebt. “Er hat sich nicht mehr bewegt. Überall war Blut”, sagte der Angeklagte, der bei seinen Ausführungen immer wieder laut zu schluchzen begann. Er schrieb noch Nachrichten an die Polizei und seine Familie und wollte danach Suizid begehen. Seine Schwester überredete ihn, nach Oberösterreich zu kommen, wo dann die Polizei alarmiert wurde.

Übersetzungs-App als Beweismittel

Die Polizei hatte die letzten Tage des 16-Jährigen gut rekonstruieren können, weil der 45-Jährige aufgrund der Sprachbarriere eine Übersetzungs-App verwendete, die alles aufzeichnete. Die letzten Worte des Mannes an den Burschen waren: “Schlaf gut.” Das Gericht schenkte ihm keinen Glauben, dass er sich in einem Zustand der völligen Berauschung befand.

Für den Vorsitzenden des Geschworenengerichts, Christoph Bauer, sei die lebenslange Haft alternativlos gewesen. “Sie haben das Leben eines jungen Menschen zerstört”, sagte er. “Das war nicht nur ein Mord, sondern ein Overkill.” Eine solche Brutalität sei ihm in seiner Laufbahn noch nie untergekommen.

Öfter Verhandlungspausen

Die Verhandlung musste aufgrund des Gesundheitszustands des Mannes mehrfach unterbrochen werden. Der 45-Jährige hatte in der Haft einen Suizidversuch verübt, dabei sind seine Stimmbänder zerstört worden.

(S E R V I C E – Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich. Infos für Jugendliche gibt es unter www.bittelebe.at)

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