Ein Kommentar

Mehr “Corona-Eigenständigkeit” wagen

Donnerstag, 30. April 2020 | 11:09 Uhr

Bozen/Rom – Die zögerlichen Lockerungen der sogenannten Phase zwei, die auch in Italien als enttäuschend empfunden werden, ließen selbst den sonst besonnen reagierenden Landeshauptmann in Rage geraten. Südtirol wehrt sich gegen das Vorhaben der römischen Regierung, alle Regionen über den gleichen Kamm zu scheren, und pocht auf mehr „Corona-Eigenständigkeit“. Die SVP will mit einem Landesgesetz selbst über die Öffnung von Betrieben, Bars, Restaurants, Friseur- und Kosmetiksalons entscheiden. Sollte dieser Schritt in Rom nicht akzeptiert werden, will die SVP die Regierungsmehrheit nicht länger unterstützen.

APA/APA (Archiv/Expa)/EXPA/ERICH SPIESS

Dieser Schritt ist sogar fast überfällig. Während andere Staaten wieder langsam zur Normalität zurückkehren, hinkt Italien hinterher. Zudem sind die Corona-Zahlen nicht in allen Regionen gleich. Jene, die wie Südtirol kaum Neuansteckungen aufweisen, sollten dies nutzen, um zum Schutz der Betriebe und Arbeitsplätze Lockerungen einzuleiten. Gleichzeitig ist es wichtig, an die Familien zu denken. Angesichts der geschlossenen Schulen und Kindergärten müssen für die Kinder unbedingt Betreuungsmöglichkeiten geschaffen werden.

L'assistenza e le esigenze dei bambini e dei ragazzi DEVONO essere prese in considerazione – l'ho già sottolineato più…

Pubblicato da Waltraud Deeg su Lunedì 27 aprile 2020

Aber das forsche Öffnen birgt auch Gefahren. Die Pandemie ist noch lange nicht vorbei und die Furcht vor einer zweiten Welle groß. Sollte sich Südtirol gegenüber Rom im Sinne von Arno Kompatscher durchsetzen, bleibt im Falle eines Anstiegs der Neuansteckungen und Toten die gesamte Verantwortung in Bozen hängen. Deshalb ist es wichtig, dass sich das Land, das sich in der Handhabung von Covid-19 bisher nicht nur mit Ruhm bekleckert hat, gut auf die Lockerungen vorbereitet. Um Neuansteckungen frühzeitig zu erkennen und zu isolieren, ist es daher unbedingt notwendig, die Anzahl der Tests zu erhöhen und eine Tracing-App einzuführen. In jedem Fall ist aber zu sehen, ob es Südtirol überhaupt gelingt, sich gegen Rom durchzusetzen.

Mit dem mutigen Schritt zur „Corona-Autonomie“ bürdet sich Südtirol viel Verantwortung auf. Aber die Zuversicht ist groß. Das Landl, das schon viele dunkle Stunden erlebt hat, besitzt alle Voraussetzungen, den Schutz der Wirtschaft, der Arbeitsplätze und des sozialen Lebens mit jenem der Gesundheit der Südtiroler unter einen Hut zu bringen.

 

Von: ka

Bezirk: Bozen