Von: ka
Bozen – Kaum ereignet sich ein Einbruch, ein Überfall oder ein Diebstahl, dann dauert es nicht lange, bis Bürger Waffen für sich selbst und eine Lockerung der in Europa allgemein sehr restriktiven Waffengesetze fordern. Mag sein, dass eine Waffe im Haus ein Gefühl der Sicherheit vermittelt, aber der Gesetzgeber hat zu Recht der Selbstverteidigung enge Grenzen gesetzt, gerade um zu verhindern, dass Selbstverteidigung in Selbstjustiz abgleitet.
Aber ganz grundlegend: Bieten mehr Waffen wirklich auch mehr Sicherheit?
Der Blick über den großen Teich zeichnet ein ganz anderes Bild. In den USA ist es fast so leicht an Waffen zu kommen, wie bei uns einen Werkzeugkasten zu erwerben. Mit Pistolen und Gewehren verbinden Amerikaner Sicherheit und Wehrhaftigkeit, ja sogar so etwas wie Freiheit. Die Kehrseite der Medaille ist, dass wegen der leichten Verfügbarkeit von Waffen Aggressionen und Konflikte oft auch mit dem Schießeisen ausgetragen werden. Besonders problematisch wird es, wenn Waffen in die Hände von Fanatikern und Psychopathen geraten. Mangelnder Informationsaustausch und laxe, sehr großzügig interpretierte Gesetze verhindern oft, dass solche Gewalttäter von den Waffenläden ausgeschlossen bleiben.
So kommt es leider immer wieder vor, dass ein einzelner Täter mit einem ganzen Waffenarsenal maximales Leid anrichten kann. 26 Tote in Texas, 50 Tote in Orlando, 27 Tote in einer Grundschule sowie 58 Tote und 546 Verletzte in Las Vegas sprechen eine ganz klare Sprache. In den USA hat ein Umdenken längst begonnen. Wir müssen nicht dieselben Fehler noch einmal machen. Was wir brauchen, sind eine umsichtige Exekutive und gute Gesetze, aber keine Massenbewaffnung der Bevölkerung.