Von: mk
Meran – Obwohl sie bereits seit längerer Zeit in den Veneto gezogen sind, kennt man die Gebrüder Granello in Meran noch immer. Die Umstände ihres Todes haben auch viele Menschen in der Kurstadt bewegt und für Betroffenheit, aber auch für Verwunderung gesorgt. Wie die Tageszeitung Alto Adige berichtet, sind die beiden Brüder im Alter von 71 und 77 Jahren innerhalb von nur drei Tagen hintereinander gestorben.
Vor allem Gianfranco Granella war als Italienischlehrer bekannt. Seinen Uniabschluss in Geschichte hatte er zu seiner Zeit mit der höchsten Punktezahl geschafft. Bald darauf folgte ein Abschluss in Philosophie – ebenfalls mit Auszeichnung. Nach seiner Erfahrung als Lehrer in Meran unterrichtete er an eine Mittelschule in Padua und wurde anschließend sogar Direktor.
28 Jahre lang – von 1977 bis 2005 – hat er das Gregorianum, ein Hochschulheim in Padua, geleitet. Während er als Mann der Kultur galt, war sein jüngerer Bruder Giorgio ein Mann der Naturwissenschaft. Er hat Bautechnik an einer technischen Schule unterrichtet und hegte ein reges Interesse für Autos. Er war ebenso geistreich wie sein Bruder, aber auch der reserviertere der beiden.
Obwohl die zwei Brüder in Padua lebten, fuhren sie nahezu jede Woche nach Meran in ihre Heimat. Oft legten sie auch einen Zwischenstopp in Borgo Valsugana ein, wo eine Cousine der beiden wohnt. Sie war es auch, die bei den Rettungskräften Alarm geschlagen hat, nachdem sie seit längerer Zeit von den beiden nichts gehört hatte.
Giorgio und Gianfranco Granello wurden am Freitag leblos in ihrer Wohnung in aufgefunden. Vermutet wir, dass die beiden nur innerhalb von drei Tagen hintereinander gestorben sind. Die Staatsanwaltschaft hat für Dienstag eine Autopsie angeordnet. Damit sollen letzte Zweifel aus dem Weg geräumt werden, was die Ursache und den Zeitpunkt des Todes anbelangt.
Obwohl die Umstände des Todes auf den ersten Blick mysteriös wirken, gehen die Ermittler derzeit jedoch von einer natürlichen Todesursache aus. Laut Gerichtsmediziner soll Giorgio zuerst gestorben sein. Gianfranco hat unter Parkinson gelitten, doch wie seine Bekannten in Meran erklären, sei er immer noch in der Lage gewesen, ein autonomes Leben zu führen. Sein Bruder hat ihn unterstützt.
Die Eingangstür der Wohnung war verschlossen und weist keine Spuren eines gewaltsamen Eindringens auf. Weder Gianfranco noch Giorgio verfügten über ein Handy oder über einen PC, mit dem man eventuell Nachrichten per E-Mail verschicken könnte.
Als die Polizei das Appartement betrat, wurde Giorgio im Bett vorgefunden, was darauf schließen lässt, dass er im Schlaf verstorben ist. Gianfranco lag hingegen hinter einer Tür. Vermutlich könnte er versucht haben, die Rettungskräfte zu verständigen, hat womöglich den Schock und die Verzweiflung aber nicht verkraftet. Die Cousine aus Borgo Valsugana hatte von den beiden zuletzt am 30. September gehört.
Weil sie oder die Brüder sich jeweils in einer bestimmten Regelmäßigkeit gemeldet hatten, machte sie sich Sorgen und fragte bei Bekannten und Nachbarn in Meran und in Padua nach. Als sich herausstellte, dass sich der Wagen vor der Wohnung in Padua befand, rief die Cousine in Spitälern und bei den Ordnungshütern an.