Von: sis
Innsbruck – Altersbedingte Krankheiten wie Parkinson oder Alzheimer, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und vor allem Krebs stellen eine Herausforderung für die Gesellschaft dar. Die Forschung deutet zunehmend darauf hin, dass die Stoffwechselregulation eine zentrale Rolle bei der Kontrolle des Alterns und der Lebensdauer spielt. Altern und Krebs sind also stark miteinander verbunden. Derzeit werden am Institut für Biomedizinische Alternsforschung der Universität Innsbruck Mechanismen untersucht, die den Beginn und die Entwicklung der Zellalterung beeinflussen. Dabei geht es um das Verstehen der Prinzipien hinter dem komplexen Alterungsprozess und der darauf aufbauenden Entwicklung neuer Therapieansätze gegen Krebserkrankungen – aktuell vor allem gegen Brustkrebs. Auf Initiative von Gesundheits- und Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele werden für das Forschungsprojekt „FAHD1 als mögliches therapeutisches Ziel bei Brustkrebs“ insgesamt rund 195.000 Euro für die Jahre 2024 bis 2026 vonseiten des Landes Tirol für das Projekt zur Verfügung gestellt.
„Das Projekt der Universität Innsbruck trägt essenziell zur Forschung und Weiterentwicklung therapeutischer Behandlungsmaßnahmen bei Krebserkrankungen bei. Durch maßgebliche Forschung in der Krebstherapie geht Tirol auf hohem Niveau mit einem bedeutenden Schritt voran. Mit der Tiroler Wissenschaftsförderung unterstützen wir genau solche vielversprechenden Projekte, die in bedeutendem Maße den Wissenschafts- und Forschungsstandort Tirol stärken und vor allem neue Behandlungs- und Heilungschancen für Betroffene schaffen können“, betont LRinHagele.
Neuartige Krebstherapie
FAHD1 ist ein Stoffwechselenzym, dessen Regulierung laut den Innsbrucker ForscherInnen unter anderem im Zusammenhang mit dem Altern der Zellen steht. Im Rahmen des Forschungsprojekts befassen sich die ForscherInnen nun mit der Frage, ob FAHD-Proteine auch Potenzial für die Behandlung von ausgewählten Krebserkrankungen haben können. Das Ziel ist es, neue Wirkstoffe zur Hemmung dieses Enzyms zu entwickeln, die auf lange Sicht als mögliche Krebsmedikamente eingesetzt werden können. Im Speziellen fokussiert sich das Team auf Brustkrebszellen. Das Projekt wird aber in den kommenden Jahren auch auf Prostata-, Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs erweitert werden.
„Das FAHD1 ein zentral wichtiges Enzym im Stoffwechsel von Säugetieren, das aber aufgrund einiger seiner Eigenschaften bis 2015 gar nicht bekannt war und von uns praktisch ‚entdeckt‘ wurde. Dabei haben wir erkannt, dass die ‚falsche‘ Regulierung von FAHD1 in gesunden Zellen auf lange Sicht ziemlich viel Schaden anrichten kann, sprich unter anderem auch an Alterungsprozessen der Zellen, und daher wahrscheinlich auch an der Entstehung von Krankheiten mitwirken kann. Genau diesen Effekt wollen wir nun aber in Krebszellen nutzen, um dort Schaden anzurichten, sprich mögliche neue Therapiewege zu erforschen. Auch andere Forschergruppen haben mittlerweile FAHD1 als wichtiges Gen in Krebszellen erkannt. Unsere derzeitige Forschung ist aber Grundlagenforschung und die Umsetzung solcher Gedanken in die praktische Realität wird sicherlich noch einige Jahre in Anspruch nehmen“, erläutertAlexander Weiss, Projektleiter der Forschungsgruppe an der Universität Innsbruck.
Internationaler wissenschaftlicher Austausch
Das Team der Universität Innsbruck arbeitet mit verschiedenen Partnern zusammen. Allen voran mit Hubert Gstach, vom Department für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Wien, der sämtliche FAHD1 Hemmstoffe herstellt. Zudem stehen die ForscherInnen in wissenschaftlichem Austausch mit weiteren Forschungsgruppen am Institut für Biomedizinische Alternsforschung der Universität Innsbruck sowie dem Brustkrebsexperten Fernando Schmitt der Medical Faculty of the University of Porto (Portugal). Um den zukünftigen Forschungsbereich auf lange Sicht auch an PatientInnenproben anzuwenden, wird derzeit eine vertiefende Zusammenarbeit mit dem Pathologielabor am Krankenhaus Zams sowie dem Institut für Urologie der Universität Innsbruck angestrebt. „Ich bin überzeugt davon, dass solche Projekte für die Gesundheit unserer Bevölkerung wesentlich sind und die Forschung damit langfristig die Chancen für Heilung und Überleben dadurch weiter verbessern wird können. Darin investierte Gelder sind Investitionen in die Gesundheit der Tirolerinnen und Tiroler“, sagt LRin Hagele.