Neues Messner-Haus in Südtirol thematisiert Alpen-Zukunft

Von: apa

Reinhold Messner hat am Donnerstag vor Journalisten gemeinsam mit seiner Frau Diane das neue “Reinhold Messner Haus” am Berg Helm bei Sexten im Südtiroler Pustertal eröffnet. In der ehemaligen Bergstation der alten Helmseilbahn entstand ein Kulturort, der – wie Messner betonte – “kein Museum, sondern genau das Gegenteil” sei. Statt rückblickender Ausstellung erwartet die Besucher ein Raum für Zukunftsfragen rund um Alpinismus, Bergleben und Verantwortung gegenüber der Natur.

“Unser größter Wert ist die Landschaft. Die Araber haben das Öl, wir haben Landschaft”, sagte Messner gegenüber der APA und verwies auf die Verantwortung im Umgang mit alpinem Raum. Nachhaltiges Bauen, Wiederverwendung alter Bausubstanz und der Verzicht auf neue Ressourcen standen im Zentrum des Umbaus. “In erster Linie ist Nachhaltigkeit keine neuen Ressourcen verbrauchen”, erklärte die 80-jährige Bergsteigerikone. Viele Exponate stammen aus seinem persönlichen Fundus – von Kletterseilen über Diasammlungen bis zu Expeditionsobjekten.

Das von der Bauweise etwas futuristisch-industriell anmutende Haus – obwohl die Grundstruktur noch stark an die 1981 errichtete Bergstation erinnert – solle sich aber laufend verändern, betonte Ehefrau Diane Messner: “Wie ein Zuhause – es lebt, es wandelt sich.” Eine optische Besonderheit bietet neben den tibetanischen Gebetsfahnen, die am Haus platziert sind, auch ein übergroßes Fenster mit freiem Blick auf die Dreischusterspitze. Dort, wo früher die Gondeln hereingekommen seien, kann man nun den höchsten Berg der Gegend begutachten. Bis zum offiziellen Einweihungsfest werde indes noch mit den ersten Besuchern an Details gefeilt. Geplant seien jedenfalls Diskussionen, Schulbesuche, Lesungen und Wechselausstellungen, ließ die gebürtige Luxemburgerin, 36 Jahre jünger als ihr Ehemann, wissen.

Kultureller Gegenpol zu Massenphänomenen

Inhaltlich positioniere sich das Haus auch als Reflexion auf aktuelle Entwicklungen im Alpinismus, meinte indes Gatte Reinhold. Skifahren und Klettern – insbesondere klimatisierte Indoor-Kletterhallen – seien längst entkoppelt vom ursprünglichen Abenteuer bzw. dem alpinistischen Grundgedanken, so Messner. In Zeiten zunehmender Freizeitindustrie wolle man hier eine Plattform zur kritischen Auseinandersetzung bieten. Zudem werde in einem Raum ein besonderes Augenmerk auf Naturveränderung durch den Klimawandel gelegt – mit Pflanzen, Kunst und Dialogformaten für junge Menschen.

Man müsse der jungen Generation zwar erklären, wie wichtig Klimaschutz sei, aber eben auch darauf eingehen, dass sich das globale Klima schon immer verändert habe. “Es reicht eben nicht, nur den Freitag nicht zur Schule zu gehen”, scherzte der frühere Ausnahmealpinist, Umweltaktivist, Filmemacher und Multiunternehmer.

Vom Vinschgau zu den Drei Zinnen

Das Reinhold Messner Haus ist im Eigentum der Drei Zinnen AG, Messner und seine Frau bespielen es kuratorisch und wohnen immer wieder in einer eigens für sie eingerichteten Wohnung im Kulturhaus. “Wir haben sogar eine eigene Küche, wo ich gerne koche”, erzählte Diane. Sie würde dann abends mit ihrem Mann und einem Bauer – der einzigen weiteren Person, die am Abend noch an der Bergstation am Helm zugegen ist – auf der Terrasse sitzen und sich Geschichten erzählen.

Der Standort – einst als Abrissobjekt vorgesehen – sei bewusst erhalten worden, so Messner: “Dieses Haus ist ein Beispiel dafür, wie man mit Bestand bauen kann.” Ursprünglich wollte er dort sein sechstes Messner Mountain Museum, das “Messner Mountain Museum Roca” (MMM Roca) errichten. Daraus wurde nichts – er habe aber sowieso einen Ort der Zukunft und nicht der Vergangenheit entwickeln wollen, fand der Südtiroler auch dafür eine schlüssige Erklärung.

Nach fast 40 Jahren auf Schloss Juval im Vinschgau zieht es Messner also ins Pustertal – “näher an seine Heimat”, wie er unter Verweis auf seine Kindheits- und Jugendjahre in Villnöß erklärte. Die Eröffnung des “Reinhold Messner Haus” für das Publikum ist jedenfalls für Samstag geplant.