Ungeimpfte Erwachsene und ältere Kinder sind für Säuglinge eine Gefahr

Neugeborenes in Grazer Spital an Keuchhusten gestorben

Mittwoch, 13. März 2024 | 16:24 Uhr

Ein erst wenige Wochen altes Baby ist in einem Grazer Spital an Keuchhusten gestorben, bestätigte Eva Winter, Leiterin des Gesundheitsamtes in Graz eine entsprechende Meldung in der “Kleinen Zeitung” vom Mittwoch. Im Falle einer Infektion mit Keuchhusten sind insbesondere ungeimpfte Erwachsene oder ältere Kinder ohne Auffrischung eine Gefahr für Säuglinge. Diese können erst ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat geimpft werden können, wie Winter sagte.

Keuchhusten ist eine hochansteckende Infektionserkrankung der Atemwege und wird hauptsächlich durch das Bakterium Bordetella pertussis verursacht. Die Krankheit ist in Österreich meldepflichtig, schilderte Winter im Gespräch mit der APA. Die Übertragung erfolgt über Tröpfcheninfektion. Von schweren Verläufen sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder sowie ältere Menschen betroffen. “Obwohl Erwachsene bei einer Infektion oft kaum mehr als einen Husten wahrnehmen, kann das Bakterium, wenn es auf Neugeborene trifft, bedrohlich werden”, so Winter. Laut der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) treten die meisten Todesfälle im ersten Lebensjahr auf.

Impfung sei der wirksamste Schutz, um die Erkrankung und Ansteckung vorzubeugen. Für Babys ist die Impfung erst ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat mit weiteren Teilimpfungen im fünften und elften Monat möglich. Die Durchimpfungsrate lag laut Gesundheitsministerium bei den Ein- bis Zweijährigen bei 85 Prozent, bei den Zwei- bis Vierjährigen bei 93 Prozent. Für Frauen mit Kinderwunsch wird eine Auffrischung im dritten Schwangerschaftsdrittel empfohlen, damit Kinder ab der Geburt möglichst gut geschützt sind. Nach der Grundimmunisierung im Säuglingsalter sind Auffrischungsimpfungen im siebenten bis neunten Lebensjahr und anschließend alle zehn Jahre empfehlenswert.

Laut der Sanitätsdirektion Steiermark wurden im Vorjahr österreichweit 2.780 Keuchhusten-Infektionen gemeldet. In der Steiermark sind in diesem Jahr bereits 445 Meldungen eingegangen. Alleine in Graz seien es täglich drei bis vier, wie Winter sagte.

Laut Gesundheitsministerium wurde in Österreich zuletzt eine starke Zunahme von Krankheitsfällen beobachtet. Auch die Zahl der an Keuchhusten erkrankten Erwachsenen mit Komplikationen und einem Langzeitverlauf ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. 2015 wurden in Österreich laut Zahlen des Ministeriums 579 Keuchhustenfälle gemeldet. 2016 waren es 1.274 Fälle, 2017 waren es bereits 1.411 Fallmeldungen, 2018 fast 2.200 und 2019 2.233 Fälle. Durch die Corona-Pandemie gingen dann die Zahlen rasant zurück: 2020 gab es nur noch 632, 2021 129 und 2022 164 Fälle. Die Impfmüdigkeit hat die Zahlen dann nach der Pandemie dann wieder in die Höhe schnellen lassen. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl dann wieder deutlich auf 2.780 Keuchhusten-Fälle. Auffällig ist vor allem eine deutliche Zunahme von Erkrankungen im Erwachsenenalter, wobei die Altersgruppe der 40- bis 45-Jährigen besonders betroffen ist. Auch bei den 15- bis 20-Jährigen und den 65- bis 70-Jährigen ist eine deutliche Zunahme der Keuchhustenfälle zu verzeichnen.

Eine Ansteckungsgefahr besteht vom ersten Husten – der oder die Erkrankte ist da hochansteckend – bis etwa fünf Wochen nach Krankheitsbeginn. Deshalb rät das Gesundheitsministerium Patientinnen und Patienten mit Pertussis im Krankenhaus bzw. in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen für fünf bis sieben Tage nach Beginn einer Therapie mit Antibiotika von anderen Menschen isoliert zu bleiben. Wenn keine Antibiotika verabreicht werden, ist der Zeitraum auf 21 Tage auszudehnen, rät das Ministerium. Nach einer durchgemachten Infektion sollte eine Auffrischungsimpfung nach etwa fünf Jahren erfolgen.

Eine Antibiotika-Therapie kann nur dann Dauer und Schweregrad der Erkrankung positiv beeinflussen, wenn sie möglichst früh, also vor Beginn oder in den ersten ein bis zwei Wochen ab Beginn des Hustens, gegeben werden. Durch die Erregerelimination und die Reduktion der Erregerausscheidung soll es zur Unterbrechung der Infektionskette kommen.

Keuchhusten beginnt oft unauffällig mit Schnupfen und Reizhusten, Fieber muss nicht auftreten. Nach ein bis zwei Wochen kommt es zum typischen Krankheitsbild mit bellenden, stoß- und krampfartigen Hustenanfällen, teils bis zum Erbrechen. Neben den typischen Hustenattacken, die teils Wochen oder Monate anhalten können, sind besonders Säuglinge und Kleinkinder durch besonders schwere Krankheitsverläufe mit begleitender Lungenentzündung und dem erhöhten Risiko eines Atemstillstands gefährdet.

Von: apa

Kommentare
Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
ebbi
ebbi
Kinig
2 Monate 4 Tage

Ein verhinderbarer Tod.

Krotile
Krotile
Universalgelehrter
2 Monate 3 Tage

Keuchhusten, Masern…..  mehr sag ich nicht! 

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