Von: ka
Bozen – Die Caritas schlägt Alarm: Immer mehr Südtirolern geht das Dach über dem Kopf verloren. Die Gründe dafür sind vielfältig: Steigende Mieten und Wohnspesen, knapper Wohnraum, auch aufgrund gewollter Leerstände oder zunehmend touristischer Nutzung, fehlende soziale Netze sowie Vorbehalte und Ängste vonseiten der Vermieter, aber auch Trennung und Scheidung sind nur einige davon.
Der Hauptgrund ist jedoch, dass die heimischen Löhne mit dem teuren Leben in Südtirol nicht Schritt halten können. Diese Entwicklung ist nicht neu, schlägt aber erst jetzt voll durch. Gerade in Südtirol, wo sich viele schämen, ihre Not einzugestehen, wird lange versucht, durch Aufbrauchen der Ersparnisse und – ein großes Übel – durch neue Schulden über die Runden zu kommen, um nicht als „offiziell arm“ dazustehen.

Dass diese Misere, die ursächlich auf den Kaufkraftverlust zurückgeht, zuerst beim größten Haushaltsposten, den Wohnkosten, offen zutage tritt, ist wenig überraschend. Die Politik hat diese Probleme zwar erkannt und mit dem Wohnen mit Preisbindung erste erfolgreiche Neuerungen auf den Weg gebracht, doch wirken die Maßnahmen zu halbherzig.
Um den „Stillstand” im Land – Kinder leben lange bei ihren Eltern und gründen keine Familien, wertvolles Fachpersonal wandert aus und Unternehmen haben große Schwierigkeiten, ihre Fachkräfte unterzubringen – erfolgreich zu bekämpfen, wird es jedoch auch den Mut brauchen, einigen gehörig auf die Füße zu treten. Es gilt, Kurzzeitvermietung und Leerstand hoch zu besteuern, zügig Baugründe – etwa in den verschiedenen Kasernenarealen – auszuweisen und den Bau von erschwinglichen Mietwohnungen voranzutreiben.

Die Soziale Mitte der SVP betont, dass es insbesondere erforderlich ist, durch eine konsequente Anpassung der Löhne an die Inflation die Kaufkraft der Mittelschicht in Südtirol auf lange Sicht zu sichern. Dies könnte beispielsweise durch eigene Landeszusatzverträge erreicht werden.
Die große Frage ist, ob die Soziale Mitte innerhalb der Sammelpartei stark genug ist, um sich gegen die vielfältigen Lobbys durchzusetzen. Letztendlich geht es jedoch nicht „nur” um diesen Missstand, sondern um den Zusammenhalt im Land. Wenn in Südtirol die Schere immer weiter auseinandergeht, also die einen profitieren, während die anderen ums Überleben kämpfen, dann schadet das dem Landeswohl.




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