Bozen/Wien – Mit ungläubigem Staunen schauten die Edelweißler nach Wien. Beim Amtsantritt des österreichischen Außenministers Kurz hätten nur wenige eingefleischte SVPler es jemals geahnt, dass es dem „Bua“ gelingen würde, die graue, von alten Funktionären und mächtigen Landeshauptmännern beherrschte ÖVP vollkommen umzukrempeln und sie in eine moderne, türkise Bewegung zu verwandeln. Der klare erste Platz bei den Wahlen gab dem jungen und zuweilen forschen Jungspund recht.
Auch die SVP muss das nächste Jahr eine Wahlschlacht schlagen, deren Ausgang ungewiss ist. Stolz blicken der Landeshauptmann und seine Partei auf die Erfolge des Landls. Die Wirtschaft brummt, der Export steigt stetig und im Tourismus ist Südtirol dermaßen erfolgreich, dass es den Einheimischen fast schon zu viel wird. Die schieren Zahlen geben den Landesoberen recht, aber gerade der Widerstand einiger Gemeinden bei der Verteilung der Flüchtlinge offenbart die Unzufriedenheit der Menschen, was in Bozen für manch mulmiges Bauchgrummeln sorgt.
Könnte man – werden sich einige Funktionäre fragen – nicht das Wiener Modell kopieren, die „alte“ Partei umkrempeln, ihr eine neue Farbe verpassen und mithilfe eines coolen Jungmanns das Feld von hinten aufrollen? Ob sich das Führungsduo Kompatscher/Achammer für so etwas eignen würde?
Unterm Edelweiß ist man sich nicht sicher, was sie vom „Bua“ und der neuen türkisen ÖVP halten sollen. Die Koalition mit den Blauen muss ebenfalls erst noch verdaut werden. Aber von der Brennerstraße aus wurde schon immer nach Norden geblickt und einmal “Kurz” träumen wird man wohl noch dürfen.
Von: ka
