Trotz Covid-19 Zustände wie zuvor

Obstplatz: Anrainer und Kaufleute sprechen von „Anarchie“

Sonntag, 24. Mai 2020 | 11:51 Uhr

Bozen – Haben sich Anrainer über den Obstplatz in Bozen beschwert, ist es in der Vergangenheit meist um den Lärm in den Abendstunden und um Abfälle von Lokalbesuchern gegangen. In Zeiten von Corona kommt nun ein neues Problem dazu, berichtet die Tageszeitung Alto Adige: zu wenig Abstand und Menschansammlungen. Da effektiv wenig Platz vorhanden, lässt sich vermutlich nur schwer eine Lösung finden.

Am Freitagnachmittag und am Samstag haben die Ordnungshüter im gesamten Stadtgebiet Kontrollen durchgeführt. Dabei ging es weniger um Strafen, sondern vielmehr darum, Personen zu informieren und sie an die Corona-Regeln zu erinnern. Obwohl der vorläufige Höhepunkt der Krise nur seit wenigen Wochen vorbei ist, kommen vielen die strengen Maßnahmen absurd und nicht gerechtfertigt vor.

Auf dem Obstplatz waren abwechselnd Carabinieri sowie Finanz-, Staats- und Ortspolizei am Freitag von 20.30 Uhr bis spät am Abend anwesend. Strafen gab es nur, falls Personen sich total uneinsichtig zeigten und jegliche Form von Zusammenarbeit klar ablehnten. Generell haben die Ordnungshüter allerdings den Eindruck, dass viele die Situation zu locker nehmen.

Die Lokalbetreiber erinnern ihre Kunden zwar an die Verhaltensregeln, allerdings halten sich diese nicht immer daran. Trotzdem wollen viele nach dem Lockdown arbeiten und gehen das Risiko einer Strafe ein. Manche Betreiber haben sich dafür entschieden, bereits um 18.00 Uhr die Tore zu schließen – bevor, sich der Obstplatz mit Nachtschwärmern füllt. Die Betriebe halten untertags offen, das Risiko einer Strafe fällt deutlich geringer aus und die Spesen sind so zumindest gedeckt.

Trotzdem sind Anrainer und Kaufleute sauer. Was den Müll auf der Straße und die Schreie in der Nacht anbelangt, hat sich trotz Covis-19 nämlich wenig geändert. Auch Gemeindemitarbeiter können ein Lied davon singen. Einige Standbetreiber am Obstmarkt haben deshalb einen bitterbösen Brief an Landeshauptmann Arno Kompatscher, an Bürgermeister Renzo Caramaschi, an dessen Stellvertreter Luis Walcher und an den zuständigen Stadtrat Stephan Konder geschrieben. Fotos von Unrat und zerbrochenen Flaschen wurden gleich mitgeschickt.

Hotels und Restaurants müssten sich an strenge Sicherheitsauflagen halten, dabei Einbußen von bis zu 50 Prozent hinnehmen, trotzdem weiter arbeiten und Kunden zum Teil vor der Tür lassen, damit die Abstandsregeln eingehalten werden. Doch offenbar würden nicht überall und nicht zu jeder Uhrzeit dieselben Regeln gelten, heißt es in dem Brief.

Anrainer und Händler fordern nun von Ordnungshütern mehr Kontrollen – und vor allem mehr Strenge statt Aufklärung. Nachdem die Behörden innerhalb weniger Tage ein ganzes Land lahmgelegt hätten, sollte es nun auch möglich sein, für Ordnung am Obstplatz zu sorgen, lautet ihr Fazit.

Von: mk

Bezirk: Bozen