LH Kompatscher und LRin Stocker betroffen

Tod des kurdischen Kindes: Überprüfung aller Abläufe

Montag, 09. Oktober 2017 | 12:40 Uhr
Update

Bozen – Landeshauptmann Arno Kompatscher und Gesundheits- und Soziallandesrätin Martha Stocker zeigen sich tief betroffen von dem Tod des kurdischen Kindes, sprechen von einer menschlichen Tragödie und drücken den Familienangehörigen ihr Mitgefühl aus. “Wir werden – gemeinsam mit der Gemeinde, dem  Regierungskommissariat und dem Sanitätsbetrieb – umgehend alle notwendigen Untersuchungen einleiten, um den Ursachen und Umständen auf den Grund zu gehen”, erklären Landeshauptmann Kompatscher und Landesrätin Stocker.

Der 13-jährige Adan, der mit seiner Familie aus Kirkuk im Irak geflüchtet war, verstarb in der Nacht von Samstag auf Sonntag im Bozner Krankenhaus. Die Familie war erst in der vergangenen Woche in Bozen angekommen. Zuvor lebte sie in Schweden, wo ihr Asylantrag abgelehnt wurde. Medienberichten zufolge war der 13-Jährige an Muskeldystrophie erkrankt, litt an Atemnot und saß im Rollstuhl. Eine Autopsie soll die Todesursache klären.

Die Grüne Landtagsfraktion hat indes eine dringende Anfrage an die Landesregierung gestellt. Diese soll den Tatsachenhergang sowie die Verantwortlichkeiten klären. Vor allem gelte es herauszufinden, warum eine Familie mit einem behinderten Kind von den zuständigen Einrichtungen nicht aufgenommen worden ist. “Steht dies im Zusammenhang mit den restriktiven Rundschreiben aus dem Jahr 2016, welche die Aufnahme von Menschen verbieten, die humanitären (subsidiären) Schutz beantragen? Wird die Landesregierung diese Tragödie nun zum Anlass nehmen, um ihre Flüchtlingspolitik zu überdenken?”, fragen die Grünen.

KVW: “Humanität muss Vorrang haben – auch in der Flüchtlingspolitik”

Der KVW Landesvorsitzende Werner Steiner zeigt sich betroffen vom Tod des jungen Adan und dem Schicksal seiner Eltern und Brüder. “Dieser Fall zeigt uns, dass Bestimmungen und Gesetze auch unmenschlich sein können”, sagt Steiner.
Humanität müsse stets Vorrang haben. Dies gelte vor allem dann, wenn Familien, Minderjährige, Menschen mit Beeinträchtigung oder Kranke betroffen sind. Die Schuldzuweisungen und Vorwürfe von Unterlassungen bringen nichts, man müsse aus diesem traurigen Fall lernen und für die Zukunft in der Flüchtlingsaufnahme der Menschlichkeit mehr Gewicht geben.

Sanität: “Geschützte Entlassung”

Im Zusammenhang mit den Gerüchten über die Entlassung des 13-jährigen Muskeldystrophiekranken möchte der Gesundheitskoordinator des Gesundheitsbezirkes Bozen, Dr. Roland Döcker, auf Folgendes hinweisen.

Der 13-Jährige wurde am 2. Oktober zur Untersuchung in der Kinderabteilung des Krankenhauses Bozen eingeliefert. Nach verschiedenen Untersuchungen und Abklärungen des gesundheitlichen Zustandes und Ansetzung der Therapie, konnte der Bub am 4. Oktober entlassen werden. Angesichts der besonderen Situation des Unbehagens der Familie, wurde vor der Entlassung die Freiwilligenorganisation S.O.S. Bozen involviert, die sich bereit erklärte, die Familie sozial zu unterstützen. Sie holten die Familie direkt im Krankenhaus ab und sorgten für Unterkunft und Verpflegung.

Am 6. Oktober suchte der Bub wieder die Erste Hilfe auf und zwar nach einem Sturz, der eine Operation erforderlich machte. In der ersten Phase war der postoperative Verlauf regelmäßig und später kam es zu einer Verschlechterung, die den Tod verursachte und dessen Ursachen noch weiter untersucht werden müssen.

Ich schließe mich der Familie in ihrem Schmerz an und spreche ihnen mein tief empfundenes Beileid aus.

 

BISHER

Ein besonders tragisches Schicksal ereilte eine sechsköpfige kurdische Flüchtlingsfamilie. Der 13-jährige Sohn der Familie aus dem Irak ist in der Südtiroler Landeshauptstadt verstorben.

Der Jugendliche namens Adan war schwer krank. Er litt an Muskelschwung. Am Freitag war er aus dem Rollstuhl gefallen und hatte sich dabei beide Beine gebrochen. In der Nacht auf Sonntag verstarb der Jugendliche im Bozner Krankenhaus.

Er war mit seiner Familie vor einer Woche nach Südtirol gekommen, da ihr Asylantrag in Schweden abgelehnt worden war.

In Bozen lebte die Familie vor allem auf der Straße. Vereine wie die Caritas oder Volontarius hatten sich zwar um eine Unterkunft für die Familie bemüht – jedoch erfolglos. Obwohl die Ärzte im Bozner Krankenhaus bei einer ersten Einlieferung – Adan litt an Atemnot – eine trockene und warme Unterkunft für den Jungen empfohlen haben, wurde der Familie diese nicht zugestanden.

Der Fall könnte nun ein gerichtliches Nachspiel haben.

 

SOS Bozen

Die Grünen in Bozen haben die Politik aufgefordert, zu handeln. Kranke Kinder auf der Flucht müssten besonders geschützt werden.

„Wir haben die dramatische Situation der kurdischen Flüchtlingsfamilie, die vor ca. einer Woche in unsere Stadt gelangt ist, von Anfang an mitverfolgt. Die Geschichte dieser Familie, der die Aufnahme in Bozen verwehrt wurde, empört und erschüttert uns zutiefst.

Mit Schrecken und Wut haben wir von den Freiwilligen von „SOS-Bozen“ die bestürzende Nachricht vom Tod eines der vier Kinder der Familie erfahren. Es handelt sich um einen 13-jährigen Jungen mit Behinderung, der am vergangenen Freitag, nach einem Unfall mit dem Rollstuhl, ins Bozner Krankenhaus eingeliefert worden ist“, so die Bozner Grünen.

„Vor allem sind wir in dieser leidvollen Stunde den Eltern des Buben und den drei kleinen Brüdern in ihrem Schmerz nahe. Wir danken allen Freiwilligen von „SOS Bozen“ für ihren selbstlosen Einsatz. Dank ihrer Hilfe und durch eine spontane Geldsammlung war es möglich, der Familie weitere Nächte auf der Straße zu ersparen und ihnen eine Unterkunft zu geben.

Wir verlangen heute erneut, wie bereits unsere Gemeindereferentin in den letzten Tage bei den zuständigen Ämtern getan hat, dass diese Familie sofort alle nötige Hilfe und Unterstützung erhält und ein sicherer und ruhiger Ort für sie gefunden wird“, heißt es weiter.

„Die Grünen haben von Beginn an mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass die Landesrundschreiben, welche die Aufnahme von Menschen verbieten, die Internationalen Schutz beantragen, besonders dann schwerwiegende Folgen haben, wenn es um Frauen, Kranke, Schwangere oder Mütter mit Kleinkindern, Familien mit Minderjährigen oder Minderjährige ohne Begleitpersonen geht.
Wir haben die Rücknahme dieser Rundschreiben verlangt, ohne jedoch Gehör zu finden.

Wir unterstreichen erneut, dass in diesen – und nicht nur in diesen – Fällen das Land ohne jegliches Zögern sofort die Aufnahme und Betreuung jener Personen zu garantieren hat, die in unsere Stadt gelangen, wie es die geltenden Bestimmungen des Asylrechts vorsehen“, so die Grünen.

„Wir verlangen die Aufnahme all jener Personen, die einen Antrag auf Internationalen Schutz stellen. Insbesondere fordern wir die Aufnahme von schutzbedürftigen Personen. Diese brauchen nach ihrer zehrenden und oft dramatischen Flucht Unterstützung, sowie Hilfestellung bei der Klärung ihrer rechtlichen Lage, um die daraus folgenden Schritte ableiten zu können, ihre Rechte wahrnehmen und sich schützen zu können“, heißt es abschließend.

 

 

Von: luk

Bezirk: Bozen