Härteste Maßnahme der Welt

Singapur: Ungeimpfte müssen Corona-Behandlung bald selbst bezahlen

Mittwoch, 10. November 2021 | 12:59 Uhr

Singapur – Immer wieder hört man von derartigen Forderungen: Ungeimpfte Corona-Patienten sollten im Ernstfall ihren Krankenhausaufenthalt selbst bezahlen. Nun macht der Inselstaat Singapur als erstes Land damit ernst: Die Regierung hat laut Medienberichten beschlossen, dass diejenigen, die sich nicht impfen lassen und mit Covid-19 im Krankenhaus landen, selbst dafür aufkommen müssen.

Eine Ausnahme gibt es nur für diejenigen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können. Singapur reagiert damit auf die steigende Zahl von Krankenhauspatienten, die das Gesundheitssystem belasten. Die Regelung gelte vom 8. Dezember an, teilte die Regierung mit.

In einer offiziellen Bekanntmachung heißt es:

Ungeimpfte Personen stellen derzeit die deutliche Mehrheit der intensivstationären Pflegebedürftigen und tragen überproportional zur Belastung unserer Gesundheitsressourcen bei. Daher werden wir ab dem 8. Dezember 2021 damit beginnen, Covid-19-Patienten, die freiwillig nicht geimpft wurden, die Kosten in Rechnung zu stellen.

Die Regierung von Premierminister Lee Hsien Loong (69) reagiert damit auf eine neue Welle von Krankenhauseinweisungen, die in dem hochmodernen asiatischen Kleinstaat Verwunderung und Verärgerung gleichzeitig ausgelöst hat, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland. Nachdem die Impfquote auf über 85 Prozent angestiegen war, hoffte man, das Virus künftig unter Kontrolle halten zu können. Trotzdem stieg die Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt auf 366 – und bewirkte vor allem bei Ungeimpften einen Anstieg der Krankenhauseinweisungen. Bereits seit Ende Oktober hatten Experten vor einer Überlastung des Krankenhaussystems in Singapur gewarnt.

Vereinzelte Forderungen – Debatte in Europa (noch) tabu

In Europa und den USA wird eine öffentliche Debatte über eine solche Vorgehensweise vermieden. Es würde tatsächlich zahlreiche verfassungsrechtliche Fragen aufwerfen. Wie RND aber weiter berichtet, wächst allerdings etwa in Deutschland unter Mitarbeitern des Gesundheitswesens ebenfalls der Unmut über Ungeimpfte. Der Kölner Impfarzt Jürgen Zastrow verlangte bereits Anfang Oktober im WDR ein neues Nachdenken an dieser Stelle: „Ich würde mir wünschen, dass diejenigen, die sich für bestimmte Risiken entscheiden, diese Risiken dann auch zu tragen haben.“ Der Immunologe Prof. Reinhold Förster von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) zeigte sich offen für eine solche Debatte: Zastrows Vorschlag werde „mit Sicherheit sehr kontrovers diskutiert“, er gehe „aber im Prinzip schon in die richtige Richtung“.

Die Behandlung eines Covid-Patienten auf der Intensivstation geht in den mittleren bis hohen fünfstelligen Euro-Bereich.

 

 

Von: luk