Ein Kommentar

Südtirol versagt? Südtiroler versagen!

Donnerstag, 25. März 2021 | 10:09 Uhr

Bozen – Die Corona-geplagten Südtiroler blicken erschrocken auf die deutsche Entscheidung, den harten Lockdown bis nach Ostern zu verlängern. Auch wenn hierzulande Lockerungen im Raum stehen, ändert dies trotzdem kaum etwas daran, dass der erhoffte Einstieg in den Ausstieg aus der Pandemie auch bei uns ausgeblieben ist. Die Folge ist, dass sich gleich wie in Deutschland auch die heimischen Verantwortlichen einer Flut von Kritik ausgesetzt sehen.

ANSA/G.News

Die ist sicher auch berechtigt. Die Liste der Fehlleistungen und Versäumnisse der heimischen Corona-Politik und der Gesundheitsvorsorge ist lang. Noch länger ist aber das Sündenregister vieler Südtiroler. Wie in ganz Europa mangelt es auch bei uns nicht an Zeitgenossen, die in jeder Maßnahme einen demokratie- und verfassungsfeindlichen Akt und die hinter jeder Ecke dunkle Machenschaften von Staaten und Konzernen am Werk sehen. Nicht ungern werden dann Einschränkungen, die dem Schutz der Gesundheit der Allgemeinheit dienen, mit der dunkelsten Zeit des letzten Jahrhunderts verglichen. Dies zusammen führt dazu, dass es auch bei uns Masken- und Maßnahmengegner sowie Test- und Impfverweigerer gibt.

Auch an Schlaumeiern, die jedes Schlupfloch im Verordnungsdschungel nutzen, um Corona-Einschränkungen zu unterlaufen, sowie an lustigen Zeitgenossen, die sich abends von Keller zu Keller schleichen, um fröhliche Feste zu feiern, herrscht in Südtirol kein Mangel. Den Gipfel der Heuchelei erklimmen aber jene Eltern, die Nasenbohrertests in den Schulen ablehnen, trotzdem aber unbedingt zum Präsenzunterricht zurückkehren wollen.

Die Sinnhaftigkeit vieler Bestimmungen mag zwar zweifelhaft sein, aber jede auch noch so seriöse Gesundheitspolitik scheitert, wenn ein guter Teil der Bevölkerung nicht mitspielt. Mittlerweile dürfte Allgemeingut sein, dass uns nur eine Kombination aus Impfen, beharrlichem „Heraussieben“ der Positiven aus der Bevölkerung durch Tests sowie einem Bündel weniger und klarer Einschränkungen, die dann aber auch befolgt werden müssen, uns aus der Corona-Misere führen kann.

Ob dieser Teil der Südtiroler endlich gewillt ist, beim Ausstieg aus Corona mitzuwirken, oder ob er weiterhin diesen oder jenen Verschwörungstheoretikern, von denen keiner auch nur ansatzweise brauchbare Lösungen anzubieten hat, hinterherrennen will, steht in den Sternen. Bleibt nur zu hoffen, dass in unserem Land endlich Ersteres geschieht und in die gleiche Richtung gerudert wird.

Von: ka

Bezirk: Bozen