Von: mk
Bozen – Den Privatdetektiven rund um Mauro Delmarco war wohl jedes Mittel recht, um an die gewünschten Informationen zu kommen, sollten sich die Vorwürfe bestätigen. Offenbar wurden sogar Kinder verwanzt. Nun hat sich laut einem Bericht des Alto Adige ein weiterer Verdächtiger spontan bei den Carabinieri in Cavalese gemeldet.
Im Rahmen der Operation „Basil“ wurden insgesamt neun Personen festgenommen und sieben weitere angezeigt. Die Detektei von Delmarco ist auch in Bozen bestens bekannt. Die Vorwürfe lauten auf Bestechung und Verletzung des Amtsgeheimnisses.
Konkret geht es um die Anschuldigung, die Privatdetektive hätten sich für ihre Arbeit Informationen aus Polizeikreisen beschafft. Bei den Personen die festgenommen wurden, handelt es in erster Linie um Ordnungshüter, die noch im aktiven Dienst oder bereits in Pension sind, und um Vertreter der Privatdetektei.
Dem 54-jährigen pensionierten Staatspolizisten Giuliano Vinante wird vorgeworfen, gemeinsam mit dem Hauptverdächtigten im Besitz illegaler Abhöraufnahmen gewesen zu sein und widerrechtlich Zugang zu einem EDV-System gehabt zu haben. Der Mann, der sich nach seinem Urlaub in Kroatien bei den Carabinieri von Cavalese gemeldet hat, wurde in den Hausarrest überstellt.
Sämtliches EDV-Material ist beschlagnahmt worden. Dem 54-Jährigen wird konkret nur ein Fall zur Last gelegt, in dessen Rahmen eine Wanze in die Hülle vom Kompass eines Kindes platziert wurde. Durch die – laut Staatsanwaltschaft illegale – Abhöraktion kam es zu Aufnahmen, auf denen deutlich Ausschnitte aus dem Privatleben der betroffenen Personen zu hören sind. Gespräche innerhalb von Wohnungen und in der Schule wurden registriert. Man vernimmt Kinderstimmen in unterschiedlichen Situationen.
Den Ordnungshütern, die unter Verdacht stehen, wird vorgeworfen, durch ihre Zugangsberechtigung zu polizeilichen EDV-Systemen an Informationen gelangt zu sein und diese weiterverkauft zu haben. Nutznießer war nicht nur die Privatdetektei von Mauro Delmarco, sondern auch eine Agentur in San Martino Buonalbergo in der Provinz Verona. Ein spezielles Ermittlungssystem, auf das Ordnungshüter der Carabinieri, der Staats- und Finanzpolizei zugreifen können, erlaubt, sämtliche Daten in Echtzeit über eine Person abzurufen.
Gleichzeitig wird aber auch jeder Zugriff auf das System gespeichert – ebenso wie sämtliche Suchanfragen. Auf diese Weise kamen die Carabinieri den Verdächtigten auf die Schliche. Außerdem haben die Carabinieri Nachrichten auf WhatsApp und Telegram zwischen den Beteiligten sichergestellt.
Neben Vinante landeten auch der 48-jährige Bozner Finanzpolizist Cristian Tessadri, der 55-jährige Informatiker Andrea Cervelli aus Padua sowie der 41-jährige Carmelo Carone aus Taranto und der 54-jährige Römer Luigi Rosolia, zwei Carabinieri in Rom, im Hausarrest – ebenso wie die 49-jährige Rossana Romano und der 60-jährige Peppino Spagnuolo aus Bozen. Beide sind Staatspolizisten und leben zusammen. Während er in Rente ist, steht sie immer noch im aktiven Dienst.
Der Bozner Anwalt Federico Fava, der Delmarco und Vinante sowie zwei weiteren Verdächtigten als Rechtsbestrand zur Seite steht, beanstandet die Verwahrung im Hausarrest. Die Personen seien nicht vorbestraft und sie hätten familiäre sowie ökonomische Bindungen in Italien. Es bestehe weder Flucht- noch Wiederholungsgefahr oder das Risiko einer Verunreinigung von Beweisen, argumentiert der Anwalt. Am 21. September steht der Termin vor dem Haftprüfungsrichter an. Fava hat bereits angekündigt, dass er gegen eine Anklage wegen Korruption Einspruch erheben werde.