Deutsche Einsatzkräfte kämpfen gegen das Hochwasser

Wetterumschwung beruhigt Hochwasserlage in Deutschland

Sonntag, 07. Januar 2024 | 17:02 Uhr

Ein Wetterumschwung hat die Lage in vielen Hochwassergebieten in Deutschland am Wochenende etwas entspannt. Im südlichen Sachsen-Anhalt, wo die Bundeswehr bei der Sicherung der Deiche hilft, war die Lage am Sonntagnachmittag “sehr stabil”, wie eine Sprecherin des dortigen Krisenstabs sagte. In Teilen Niedersachsens blieb es allerdings weiterhin kritisch. Tausende Helfer waren vielerorts im Einsatz.

Gute Nachrichten gab es für knapp 100 Anrainer der Gemeinde Lilienthal bei Bremen. Sie durften nach tagelanger Evakuierung am Sonntag in ihre Häuser zurück, wie die Gemeinde mitteilte.

In Niedersachsen hatten am Sonntag von landesweit 97 Pegeln immer noch 23 die höchste Meldestufe erreicht beziehungsweise überschritten, wie ein Sprecher des Innenministeriums am Sonntag mitteilte. Die Pegelstände seien meist unverändert. In den vom Hochwasser besonders betroffenen Landkreisen Celle, Oldenburg, Emsland, Osterholz, Heidekreis und Verden sowie in der Stadt Oldenburg gilt nach wie vor ein “außergewöhnliches Ereignis”. Dadurch können die Kommunen unter anderem einfacher auf Hilfskräfte zugreifen. Ein Katastrophenfall wurde bisher in keiner niedersächsischen Region ausgerufen.

Immer noch sind laut Innenministerium zwischen Harz und Nordsee Tausende Helfer in den Hochwassergebieten im Einsatz. Im Süden Niedersachsens würden örtlich aber auch schon wieder Sandsäcke eingesammelt und abtransportiert. Positiv sei, dass für die kommenden Tage nicht so viele Niederschläge erwartet werden.

Unterdessen wurde ein Pensionist, der seit Mittwoch als vermisst galt, in Hannover-Wülfel in Niedersachsen tot aufgefunden. Spaziergänger fanden den 87-Jährigen am Samstag leblos in einem überfluteten Gebiet, wie die Polizei mitteilte. Ob das Hochwasser die Ursache für seinen Tod war, konnte den Angaben von Sonntag zufolge noch nicht ermittelt werden. Hinweise darauf, dass der Mann aus Döhren durch Fremdverschulden starb, gebe es bisher nicht.

Die Lage im Hochwassergebiet in Sachsen-Anhalt im Landkreis Mansfeld-Südharz festigte sich am Sonntag deutlich. “Es ist mittlerweile sehr stabil”, sagte eine Sprecherin des Krisenstabs in Sangerhausen der Deutschen Presse-Agentur (dpa). “Das Wetter spielt uns endlich in die Karten.” In der Nacht zu Sonntag hatte angekündigter Frost eingesetzt, zudem sei kein Regen in Sicht.

Am Sonntag fiel wegen der Bedingungen vor Ort die Entscheidung, dass die rund 200 eingesetzten Zeit- und Berufssoldaten nur noch bei Tageslicht arbeiten. Das hatte die Bundeswehr eigenen Angaben zufolge gemeinsam mit anderen Kräften entschieden. Die Bedingungen gäben die Arbeit vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang momentan nicht her, sagte eine Bundeswehrsprecherin. An den Deichen sei eine deutliche Durchnässung sichtbar. Die Bundeswehr ist seit Freitag in dem Landkreis im Einsatz. Es ist der erste und bisher einzige Bundeswehreinsatz in der aktuellen Hochwasserlage.

Kurz vor Jahresende war in der Region im Süden Sachsen-Anhalts der Fluss Helme stellenweise stark über seine Ufer getreten. Als sich die Lage zuspitzte, hat der Landkreis am 30. Dezember den Katastrophenfall ausgerufen.

Derzeit sind rund 200 Zeit- und Berufssoldaten im betroffenen Landkreis Mansfeld-Südharz im Hochwassereinsatz. Nach Angaben des Landkreises wurden mit Hilfe der Bundeswehr allein am Samstag insgesamt 50.000 Sandsäcke verbaut, um die Deiche zu stabilisieren. Seit Samstagmittag helfen rund 20 Soldaten zivilen Freiwilligen auch bei der Befüllung von Sandsäcken, sagte die Bundeswehrsprecherin.

Ein Wetterumschwung soll nun vielerorts Entspannung bringen. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes sind im Hochwassergebiet – wie auch im gesamten Bundesland – die Temperaturen in der Nacht auf Sonntag deutlich gesunken. Bei bis zu minus drei Grad war es am Sonntagmorgen in der Region winterlich kalt. Obwohl viele Wolken am Himmel hingen, sei nur mit sehr wenig Niederschlag zu rechnen, sagte ein Wetterexperte. Der Dauerfrost bleibe voraussichtlich auch in den nächsten Tagen.

In Nordrhein-Westfalen ist die Lage nach dem Ende der Regenfälle an den Deichen und Talsperren nach Angaben eines Sprechers des Umweltministeriums stabil. Am Sonntagmorgen galt nach den Ministeriumsangaben nur noch an 37 von 104 Messstationen eine der drei Hochwasser-Warnstufen. Einen Tag zuvor am Samstagmorgen war das noch bei 48 Messstationen der Fall.

In Hessen haben alle Pegel mittlerweile die Stufe 2 unterschritten, wie das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) mitteilte. Auch in den nächsten Tagen sollen die Wasserstände kontinuierlich sinken. Meldestufe 1 bedeutet randvolle Gewässer, kleinere Ufer werden überschwemmt. Auch in Rheinland-Pfalz sinken die Wasserstände am Mittelrhein und Niederrhein nach Angaben der Hochwasservorhersagezentrale beständig.

Von: APA/dpa