ASTAT-Analyse für das Jahr 2023

Wie sicher fühlen sich die Menschen in Südtirol?

Mittwoch, 03. September 2025 | 10:35 Uhr

Von: mk

Bozen – 2023 fühlt sich die Mehrheit der Südtiroler Bevölkerung in der eigenen Wohngegend sicher. Dabei bestehen jedoch deutliche territoriale und geschlechtsspezifische Unterschiede. Dies geht aus einer Analyse des Landesstatistikinstituts ASTAT für das Jahr 2023 hervor.

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Zeichen der Verwahrlosung im städtischen Raum (Präsenz von Obdachlosen, Vandalismus) werden in den größeren Gemeinden, allen voran Bozen, stärker wahrgenommen.

Nach einem zeitweisen Rückgang steigt der Anteil der Haushalte, die ein gewisses Kriminalitätsrisiko bemerken, wieder an.

Insgesamt bleibt die Wahrnehmung konstant, aber es gibt Anzeichen für steigende Besorgnis.

Eine von vier Personen fühlt sich in ihrer Wohngegend nicht sicher

Insgesamt fühlen sich 68 Prozent der Südtiroler Bevölkerung ab 14 Jahren sehr oder ziemlich sicher, wenn sie allein bei Dunkelheit in ihrer Wohngegend unterwegs sind. 16 Prozent fühlen sich nur wenig sicher und sieben Prozent überhaupt nicht. Ein nicht zu vernachlässigender Anteil von neun Prozent der Bevölkerung gibt an, bei Dunkelheit das Haus nie allein bzw. generell nie zu verlassen.

Die Analyse nach Geschlecht ergibt deutliche und statistisch signifikante Unterschiede bei der wahrgenommenen Sicherheit zu Ungunsten der Frauen. 79 Prozent der Männer fühlen sich sehr oder ziemlich sicher, während es bei den Frauen 57 Prozent sind. Letztere geben häufiger an, dass sie sich wenig (21 Prozent) bzw. gar nicht sicher (elf Prozent) fühlen. Bei den Männern sind es elf Prozent bzw. vier Prozent. Weiters verlassen elf Prozent der Frauen das Haus bei Dunkelheit nie allein oder generell nicht – das sind fast doppelt so viele wie Männer (sechs Prozent).

Signifikante Unterschiede zeigen sich auch in Bezug auf die Größe der Wohngemeinde. In den kleinen Gemeinden (<10.000 Einwohner) ist der Anteil der Personen, die sich sehr oder ziemlich sicher fühlen, mit 71 Prozent höher als in Bozen (59 Prozent). In der Landeshauptstadt fühlen sich insgesamt 33 Prozent wenig bzw. gar nicht sicher, während es in den kleinen Gemeinden 20 Prozent sind. In den mittelgroßen Gemeinden (10.000-50.000 Einwohner) liegen die Werte der wahrgenommenen Sicherheit dazwischen: 66 Prozent fühlen sich sicher, 24 Prozent nicht. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass die wahrgenommene Sicherheit bei steigender Gemeindegröße sinkt: So werden in Bozen die höchsten Werte bei der subjektiven Unsicherheit verzeichnet.

Zwischen 2009 und 2023 bewegt sich die subjektiv wahrgenommene Sicherheit bei Dunkelheit in der eigenen Wohngegend konstant auf einem mittelhohen Niveau.

Im Zweijahreszeitraum 2015-2016 wird der niedrigste Durchschnittswert verzeichnet. In diesen Jahren zogen die Terrorattentate in Europa große mediale Aufmerksamkeit auf sich. Diese vorübergehend niedrigeren Werte stehen für ein verbreitetes Gefühl von Unsicherheit, auch wenn kein Bezug zu lokalen Vorkommnissen besteht. Nach 2016 steigt die wahrgenommene Sicherheit schrittweise wieder auf Werte von vor 2015 an. 2023 zeigt sich erneut ein leichter Rückgang, der den positiven Trend unterbricht und auf eine mögliche Zunahme der subjektiven Besorgnis schließen lässt.

Gleichzeitig ändert sich der Anteil der Personen, die angeben, dass sie das Haus bei Dunkelheit nie allein bzw. generell nie verlassen, im Laufe der Zeit nur geringfügig. Er bewegt sich zwischen sechs Prozent und zehn Prozent, wobei er in den letzten Jahren leicht steigt.

Obdachlose und Vandalismus werden am häufigsten beobachtet

Ein nicht zu vernachlässigender Anteil der Südtiroler Bevölkerung gibt an, in der eigenen Wohngegend häufig oder manchmal Zeichen der Verwahrlosung bzw. sozialer Ausgrenzung wahrzunehmen. Am häufigsten werden Obdachlose (20 Prozent) und Vandalismus (17 Prozent) genannt. Dahinter folgen drogenabhängige Personen (acht Prozent) und Drogenhandel (sieben Prozent). Prostitution wird von den Bürgerinnen und Bürgern seltener registriert (drei Prozent).

Die Auswertung nach Größenklasse der Wohnsitzgemeinde zeigt klare und signifikante Unterschiede auf, insbesondere zwischen Bozen und den kleinen Gemeinden. In der Landeshauptstadt sind die Anzeichen von Verwahrlosung sehr viel sichtbarer als in den anderen Gemeinden: 45 Prozent der Befragten berichten von Obdachlosen (gegenüber zehn Prozent in den Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern/Einwohnerinnen), 31 Prozent von Vandalismus (gegenüber elf Prozent), 18 Prozent von drogenabhängigen Personen (gegenüber vier Prozent) und in etwa gleich viele von Drogenhandel (gegenüber drei Prozent). Auch Prostitution ist in Bozen weiter verbreitet als in den anderen Gemeinden. Die Werte für die mittelgroßen Gemeinden (10.000-50.000 Einwohner) bewegen sich zwischen den Werten Bozens und der kleinen Gemeinden.

Die zwischen 2009 und 2023 erhobenen Daten zeigen, dass die Südtiroler Bevölkerung immer stärker Anzeichen von Verwahrlosung wahrnimmt, auch wenn die Werte über die Jahre schwanken bzw. für einige Jahre Erhebungslücken bestehen.

Zwischen 2009 und 2023 bewegt sich die Wahrnehmung des Kriminalitätsrisikos durch die Haushalte insgesamt auf einem gemäßigten Niveau, auch wenn es einige signifikante Schwankungen gibt.

2015 wird der Höchstwert von durchschnittlich 1,00 verzeichnet. Auch dies könnte im Zusammenhang mit der großen medialen Aufmerksamkeit für die öffentliche Sicherheit und die Terrorattentate in Europa stehen, welche die subjektive Wahrnehmung auch in einem normalerweise sicheren Umfeld beeinflusst haben könnte. In den Folgejahren verringert sich das wahrgenommene Risiko stetig und erreicht 2021 den Tiefstwert.

Bezirk: Bozen

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