Von: mk
Brixen – Die Carabinieri von Brixen haben einen 20-Jährigen aus der Provinz Belluno wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und Diebstahls festgenommen. Doch auf dem Kerbholz hatte er weit mehr.
Von 21.15 Uhr am Mittwochabend bis 11.00 am heutigen Donnerstagvormittag hat der 20-Jährige im mittleren Eisacktal zwei größere Verfolgungsjagden ausgelöst.
Am Mittwochabend hatte eine Frau bei der Notrufnummer 112 angerufen, um einen Verkehrsunfall zu melden. Neben ihrem Fahrzeug war ein weiterer Pkw beteiligt. Dessen Lenker hatte Fahrerflucht begangen.
Die Frau besaß allerdings ein ausgezeichnetes Gedächtnis und erinnerte sich nicht nur an Farbe, Marke und Modell des flüchtigen Fahrzeugs, sondern lieferte auch eine genaue Beschreibung des Lenkers – ein junger Mann im Alter von ungefähr 20 Jahren.
Aufgrund der Kenntafel konnte ermittelt werden, dass es sich um einen Wagen handelte, der im Süden von Südtirols Nachbarprovinz Trient gestohlen worden war.
Die Flucht im Fahrzeug dauerte nur kurz. Vermutlich weil der 20-Jährige die Sirenen gehört hatte, ließ er den Pkw in einer Seitenstraße auf einem Parkplatz in Vahrn stehen und suchte zu Fuß das Weite. Die Carabinieri durchkämmten die Gegend und stießen auf einen jungen Mann, der auf die Beschreibung passte.
Die Vertreter der Heerespolizei verlangten nach seinem Ausweis, doch der junge Mann erklärte, dass er kein Dokument bei sich habe. Allerdings teilte er mündlich Namen, Alter und Wohnort mit. Auf die Frage, was er in Vahrn mache, suchte der 20-Jährige nach Ausflüchten und verriet offensichtlich nicht die Wahrheit.
Bei seiner Durchsuchung stießen die Carabinieri auf einen Ausweis mit anderen Daten als die vom jungen Mann angegebenen. Außerdem trug er den Schlüssel eines Autos bei sich, der zur selben Marke wie der gestohlene Wagen gehörte und mit dem man auch imstande war, das Fahrzeug zu öffnen. Zudem entdeckten die Ordnungsstücke vier Brocken Haschisch mit einem Gesamtgewicht von acht Gramm sowie 400 Euro in bar.
Der 20-Jährige, der bereits polizeibekannt ist, wurde schließlich wegen Hehlerei mit einem gestohlenen Fahrzeug, Falscherklärung bezüglich seiner Identität sowie wegen Drogenbesitzes zu Handelszwecken auf freiem Fuß angezeigt. Mitten in der Nacht konnte der junge Mann wieder nach Hause gehen.
Am darauffolgenden Tag wurden die Carabinieri von Lüsen gegen 10.30 Uhr am Vormittag auf eine Limousine deutscher Bauart aufmerksam. Zufälligerweise gehörte der Wagen zur selben Marke, wie jenes gestohlene Fahrzeug, das in der Nacht entdeckt worden war. Mehrere Streifenwagen wurden angefordert, da befürchtet wurde, eine Diebesbande ähnlich wie im September in Villnöss steckt dahinter.
Weil der Lenker der Limousine nicht anhielt, entwickelte sich die Verfolgung zu einer wilden Jagd von Lüsen bis nach Brixen. Vier Streifenwagen der Carabinieri waren daran beteiligt.
In der Plose-Straße in Brixen hatten die Carabinieri mit zwei weiteren Fahrzeugen eine Sperre errichtet. Der Lenker legte jedoch plötzlich den Rückgang ein, rammte den Streifenwagen hinter ihm und machte die Kurve. Weit kam er allerdings nicht, da er kurz darauf gegen einen Baum prallte. Schließlich stieg er aus dem Auto aus und versuchte, zu Fuß zu fliehen. Doch den Carabinieri gelang es, ihn aufzuhalten – und siehe da: Wie sich herausstellte, handelte es sich wieder um denselben 20-Jährigen, der bereits am Abend zuvor von den Carabinieri gesucht worden war und diesmal gleich 15 Gramm Haschisch bei sich hatte. Für ihn klickten die Handschellen.
Nun muss er sich wegen erschwerten Diebstahls und Widerstands gegen die Staatsgewalt verantworten. Die Flucht mit einem Auto vor den Ordnungshütern wird strafrechtlich als solcher gewertet.
Zudem werden ihm schwere Sachbeschädigung, Drogenbesitz zu Handelszwecken sowie die Verweigerung von Drogentests vorgeworfen. Dazu kommt eine Verwaltungsstrafe wegen Fahrens ohne Führerschein sowie wegen weiterer Verletzungen von Verkehrsregeln. Bis zum Termin vor dem Haftprüfungsrichter muss er im Bozner Gefängnis bleiben.
Die Carabinieri von Brixen stellten fest, dass der zweite Wagen bereits um 8.00 Uhr morgens gestohlen worden war. Nun ermitteln die Ordnungshüter, was der 20-Jährige ab 3.00 Uhr in der Früh gemacht hat und woher die Drogen stammen, zumal er beim Verlassen der Kaserne kein Haschisch bei sich hatte.
Während er gerammte Streifenwagen beim Mechaniker landete, musste ein Carabiniere im Krankenhaus wegen einer leichten Prellung an der Schulter in der Notaufnahme behandelt werden. Die Ärzte rechnen mit einer Genesungszeit von acht Tagen.