Die Frau stand unter Schock

Wolf reißt Ziegen vor Augen der Hirtin

Dienstag, 09. Oktober 2018 | 08:01 Uhr

Ciampedel/Kastelruth – Selbst mit Schreien und dem gezielten Wurf eines Salzeimers ist es einer Hirtin am Fuße des Plattkofels nicht gelungen, ihre Ziegenherde vor dem Angriff von Wölfen zu schützen. Drei Ziegen wurden gerissen, während die Almbesitzer frustriert sind und sich mit dem Problem alleine gelassen fühlen, berichtet das Tagblatt Dolomiten.

Die Hirtin stand nach dem Vorfall unter Schock. Das Wolfsrudel, das in der Nähe der Alm auf Trentiner Seite sein Territorium hat, scheint die Scheu vor Menschen langsam, aber sicher zu verlieren.

Der blutige Zwischenfall hat sich 25. September ereignet, wurde aber erst jetzt bekannt. Zugeschlagen haben die Raubtiere am helllichten Tag. Nachdem die Hirtin gegen 7.30 Uhr ihre 31 Ziegen aus dem Pferch geholt hatte, machte sie sich mit den Tieren auf den Weg zur Weide. Doch nur wenige hundert Meter von der Almhütte standen plötzlich drei Wölfe da – eine Wölfin mit zwei beinahe ausgewachsenen Jungtieren. Sie preschten in die Herde, die in Panik auseinander stob.

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SBB: „Politik muss handeln“

Der Wolfsangriff bei der Plattkofelalm sorgt beim Südtiroler Bauernbund für große Beunruhigung. Erstmals gab es einen Angriff am helllichten Tag und nur wenige Meter von einem Menschen entfernt. „Wenn Wölfe ihre Scheu verlieren, sind nicht mehr nur unsere Tiere in Gefahr, sondern auch Hirten und andere Menschen in der Nähe“, zeigt sich Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler besorgt.

Der Bauernbund ruft die Politik auf allen Ebenen auf, den Vorfall bei der Plattkofelalm nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. „Mit diesem Vorfall haben die Wolfsangriffe eine neue Dimension erreicht“, unterstreicht Tiefenthaler und fordert: „Die Politik muss handeln, bevor ein Mensch zu Schaden kommt.“

Der Angriff im Beisein der Hirtin zeige, dass ein Zusammenleben mit dem Wolf trotz Schutzvorkehrungen nicht möglich sei. „Die Ziegenherde wurde nachts hinter einem Elektrozaun gehalten und untertags mit Hirten begleitet: Dennoch ist es zum Wolfsangriff gekommen“, stellt Oswald Schwarz, Bergbauernsprecher im Landesbauernrat, fest. „Dies widerlegt die Aussagen so mancher selbsternannter Experten, die dem Wolf eine große Menschenscheu nachsagen und keine Gefahr für den Fortbestand der Almwirtschaft sehen.“

Von: mk

Bezirk: Salten/Schlern