"Sogar vor dem Hof"

Wolfsrisse: Bauern in Mühlwald schlagen Alarm

Freitag, 08. August 2025 | 10:44 Uhr

Von: luk

Mühlwald – Die Ortsobleute von Mühlwald, Gais und Sand in Taufers im Südtiroler Bauernbund (SBB) schlagen Alarm: In den vergangenen Wochen haben demnach Wölfe auf den Almen erhebliche Schäden verursacht. Die Bauernvertreter sprechen von mindestens 100 bis 120 gerissenen oder nicht mehr auffindbaren Schafen und Ziegen. Ihr Appell ist klar: “Es muss etwas gegen die Wolfspräsenz geschehen.”

„Seit Anfang Juni verzeichnen wir kontinuierlich Wolfsrisse auf den Almen rund um das Mühlwalder, Tauferer und Ahrntal“, berichtet Roland Oberlechner, SBB-Ortsobmann von Mühlwald. Die Zahlen seien alarmierend: “Allein in Zösenberg bei Lappach fehlen 80 Schafe und Ziegen. Von der Pojer-Alm zwischen Ahornach und Klausberg wurden neun bestätigte Risse und acht verschollene Lämmer gemeldet. In Prettau wurden zehn gerissene Tiere gezählt und auf der Eppachalm elf. Viele Kadaver bleiben unauffindbar – entweder weil sie in unwegsamem Gelände verenden oder bereits von anderen Wildtieren gefressen wurden.”

Mehrere Bauern haben ihre Tiere aufgrund der Wolfsrisse vorzeitig ins Tal gebracht. Bereits Ende Juni trieben fünf Tierhalter ihre Schafe von der Tesselberger Alm ab, nachdem es dort innerhalb weniger Wochen zu drei Wolfsangriffen mit über 20 gerissenen und verschollenen Tieren kam.

“In einigen Fällen waren die Weidetiere selbst auf der Heimweide nicht sicher”, wie Artur Niederbrunner, SBB-Ortsobmann von Gais/Uttenheim, schildert: „Nach ersten Rissen habe ich meine Schafe von der Zösenbergalm geholt. Doch Mitte Juli wurden sechs meiner Tiere direkt auf meiner Hofweide in Lanebach bei Uttenheim gerissen – einmal sogar an einem Sonntagnachmittag, nur wenige Meter neben einem Wanderweg.“ Für ihn ist klar: „Wenn sich nichts ändert, wird der Wolf irgendwann auch für Menschen zur Gefahr.“

Die Ortsobleute fordern deshalb eine klare Linie im Umgang mit Problemwölfen. Raubtiere, die wiederholt Nutztiere reißen – vor allem in Hofnähe – sollten rasch entnommen werden. Ziel müsse es sein, die Scheu der Wölfe vor dem Menschen zu erhalten und die Weidetierhaltung zu schützen.

Ein weiteres Anliegen der bäuerlichen Vertreter ist mehr Transparenz bei der Erfassung und Veröffentlichung von Rissdaten. Häufig könnten Verluste nicht offiziell bestätigt werden, weil Kadaver fehlen oder Tiere nach einer Attacke abstürzen. „Videoaufnahmen aus Zösenberg zeigen, wie Gänsegeier einen Schafkadaver auffressen“, sagt SBB-Ortsobmann Oberlechner. Aussagen, wonach Wolfsrisse im Vergleich zu anderen Verlustursachen nur eine untergeordnete Rolle spielten, stoßen daher bei den Bauern auf Unverständnis.

Unterstützung erhalten die Bauern von der Gemeindepolitik: Mühlwalds Bürgermeister Paul Niederbrunner betont, wie wichtig es sei, die Almwirtschaft zu erhalten. „Wer die Almen und Weidetierhaltung sichern will, muss bereit sein, Wölfe zu entnehmen, die wiederholt Schäden verursachen. In vielen Ländern ist das längst gängige Praxis.“

Auch SBB-Bezirksobmann und Landesobmannstellvertreter Manfred Vallazza fordert ein konsequentes Wolfsmanagement. Er dankt den politisch Verantwortlichen für bereits erlassene Entnahmeverordnungen, weist jedoch darauf hin, dass weitere Schritte nötig seien. „Es darf nicht bei einzelnen Entnahmedekreten bleiben. Nach der Senkung des Schutzstatus des Wolfes in der Berner Konvention und auf EU-Ebene ist es wichtig, ein gezieltes Wolfsmanagement zu erreichen. Es ist wichtig, dass Wölfe – so wie die Murmeltiere – in Zukunft reguliert werden können. Dazu sind noch weitere Schritte auf staatlicher Ebene und auf Landesebene notwendig.“

SBB

Bezirk: Pustertal

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