Finanzwache rettet neun Migranten aus dem Meer

55 Seemeilen südlich der Insel: Flüchtlinge wollen rudernd Sardinien erreichen

Freitag, 19. April 2019 | 07:59 Uhr

Cagliari – Die Besatzung eines Hubschraubers der See- und Luftgruppe der Finanzwache von Cagliari staunte nicht schlecht, als sie rund 55 Seemeilen südlich von Capo Teulada – der Südspitze der Mittelmeerinsel Sardinien – einen Patrouillenflug absolvierten. Mitten auf hoher See versuchten neun Migranten in ihrer kleinen Nussschale mit Außenbordmotor, rudernd die sardische Küste zu erreichen.

Da der Motor defekt war oder ihnen der Treibstoff ausgegangen war, nahmen die Flüchtlinge die Ruder zur Hand und nutzten all ihre zur Verfügung stehende Kraft, die verbliebene Strecke mit Muskelkraft zurückzulegen. Aufgrund der aufgewühlten See hatten die Ruderer sehr große Mühe, das kleine Holzboot vorwärtszubewegen.

ANSA CAGLIARI/(Credit: uff. st. Gdf)

Die Besatzung des Helikopters setzte sich umgehend mit ihren Kollegen, die mit dem schnellen Patrouillenboot „Oltramonti“ der See- und Luftgruppe der Finanzwache von Cagliari im Mittelmeer südlich von Sardinien unterwegs waren, in Verbindung. Die Beamten der Finanzwache spürten das kleine Holzboot auf und retteten die neun Migranten – darunter zwei Minderjährige – aus dem Meer. Anschließend wurden die Flüchtlinge zum Erstaufnahmezentrum für Asylsuchende von Monastir gebracht.

Wahrscheinlich stachen die neun Migranten von Algerien aus in See. Da die gesamte Überfahrt von Algerien nach Sardinien – die meisten Flüchtlinge, die in Sardinien landen, begannen ihre Fahrt in diesem nordafrikanischen Land – praktisch unmöglich mit einer solchen Nussschale zu bewältigen ist, wurden die neun Migranten in ihrem Holzboot vermutlich von einem „Mutterschiff“ aus zur See gelassen.

ANSA CAGLIARI/(Credit: uff. st. Gdf)

Im Meer vor Lampedusa ereignete sich erst kürzlich ein ähnlicher Fall. Allerdings besaßen diese Flüchtlinge ein Boot mit einem Außenbordmotor, der es ihnen ermöglichte, schnell die Küste der Insel Lampedusa zu erreichen. Im Fall von Capo Teulada hingegen wurden die Flüchtlinge wahrscheinlich von den mutmaßlichen Schleppern im Meer in der „Hoffnung“ ausgesetzt, dass sie die Küstenwache oder andere Seenotretter ohnehin finden werden.

Der Fall von Capo Teulada – oder besser der Fall der verzweifelten Flüchtlinge, die zwischen hohen Wellen mit letzter Kraft versuchten, mit kräftigen Ruderschlägen die sardische Küste zu erreichen – stimmte viele Leser und Kommentatoren zutiefst nachdenklich. Was haben diese Menschen durchgemacht, dass sie so viele Mühen und Risiken auf sich nehmen, um den „gelobten Kontinent Europa“, den viele Europakritiker als eine Art Vorhölle ansehen, zu erreichen?

Von: ka