Konzert rechtsextremer Rockbands löst Woge der Empörung aus – VIDEO

Abstoßend: „Osterfest“ der Nazis am Hitler-Geburtstag

Dienstag, 23. April 2019 | 08:03 Uhr

Cerea – Ein von der rechtsextremen Vereinigung „Veneto Fronte Skinheads“ in der Messehalle von Cerea, einer Kleinstadt südlich von Verona, organisiertes „Osterfest“ löste eine unglaubliche Welle der Empörung aus. Das „Osterkonzert“, zu dem mehrere rechtsextreme Rockbands aus halb Europa eingeladen waren, fand zudem am 20. April, „zufälligerweise“ dem Geburtstag Adolf Hitlers, statt. Nach dem „Osterfest“, das sich als Treffen von mehr als Tausend aus ganz Europa angereisten Neonazis entpuppte, gerieten die Gemeinde sowie der Betreiber der Messehalle in Erklärungsnot. Der Fall des „Nazikonzerts“ von Cerea beschäftigt nun sogar das römische Parlament.

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Noch während der Veranstaltung gingen bei der Polizei mehrere Meldungen und Hinweise auf „verdächtige Kahlköpfige“ vor einer Messehalle ein. Touristen und Einheimische, die keine Ahnung vom Konzert hatten und die das Fest anfänglich für ein Dorffest oder ein Motorradtreffen hielten, wurden schnell eines Besseren belehrt. Das Werbeplakat, des heuer „Defend Europe – VFS Easter Fest 2019“ genannten, als geschlossene Veranstaltung angemeldeten „Osterfestes“ des „Veneto Fronte Skinheads“ ließ keinen Zweifel über die politische Natur des Konzerts aufkommen. Einigen Bands, wie den polnischen Rockgruppen „Legion“ und „Katastrof Aryan Rock“ waren aufgrund der „suprematistischen Inhalte“ der Musiktexte erst vor Kurzem ein Konzert in der Schweiz verboten worden. Auch die anderen Namen der Bands – Fortress, Gesta Bellica, Sleipnir, Jolly Rogers, Squadron, Acciaio Vincente, LTW Band und Snöfrid – mit ihren einschlägigen Texten passten in dieses Bild.

Schlussendlich fanden sich zum Konzert in Cerea, das zudem ausgerechnet am 20. April, dem Geburtstag Adolf Hitlers, stattfand, rund Eintausend begeisterte Neonazis ein.

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Nach dem Konzert gerieten der Betreiber der Halle sowie die Gemeinde von Cerea, die das Konzert genehmigt hatte, rasch in Erklärungsnot. Der Bürgermeister von Cerea, Marco Franzoni, der einer von der Lega beherrschten Gemeinderatskoalition vorsteht, erklärte später gegenüber Medien, dass die Veranstaltung von den Organisatoren ordnungsgemäß angemeldet und von der Gemeinde genehmigt worden sei. Marco Franzoni fügte hinzu, dass der Veranstalter die Miete für die Messehalle korrekt bezahlt und die Halle in einem aufgeräumten und sauberen Zustand hinterlassen hätte. Anschließend verwies der erste Bürger von Cerea auf die Verfassung, die die Meinungsfreiheit – auch von „unbequemen Ideen“ – schütze. Zuletzt gab Franzoni seiner Hoffnung Ausdruck, dass sich das Konzert im Rahmen der Verfassung geblieben wäre.

Der Sprecher und rechtliche Vertreter von „Veneto Fronte Skinheads“, Giordano Caracino, wies die Kritik ebenfalls zurück und wandte ein, dass, um die Anfahrt der Fans aus ganz Europa zu ermöglichen, das „Osterfest des Veneto Fronte Skinheads“ jedes Jahr zu Ostern stattfinden würde. Dass das Konzert heuer auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel, nannte er wortgemäß einen „Zufall“.

Aber es half nichts. Die Opposition im Gemeinderat von Cerea, die nichts vom Fest gewusst hatte, ging nach dem Bekanntwerden des „Nazikonzerts“ mit dem Bürgermeister hart ins Gericht. Sie sprachen von einer „Schande für Cerea, die auf die gesamte Stadt ein schlechtes Licht werfe“. Die Gemeinderätin der oppositionellen Bürgerliste, Alessia Rossignoli, kündigte eine dringende Anfrage an, mit der sie in Erfahrung bringen will, was die Gemeinde dazu bewegt hatte, offen rechtsradikalen und neonazistischen Rockgruppen eine Messehalle zur Verfügung zu stellen.

Zwei Abgeordnete – Francesca Businarolo von der Fünfsternebewegung und Francesca Businarolo vom PD – teilten zudem mit, dass sie das römische Parlament mit dem Fall von Cerea beschäftigen werden. Francesca Businarolo zeigte sich empört und beschämt darüber, dass kurz vor dem Tag der Befreiung vom Faschismus und Nationalsozialismus am 25. April Rockbands, die sich offen zu einer gewalttätigen und rassistischen Ideologie bekennen, auf einem der Gemeinde gehörenden Festplatz ein Konzert gegeben hatten. Mit der parlamentarischen Anfrage wollen die beiden Parlamentarierinnen alle behördlichen Verantwortlichkeiten aufdecken.

Es ist leicht möglich, dass das Konzert ein gerichtliches Nachspiel haben wird und dass es für die Verantwortlichen politische sowie rechtliche Konsequenzen geben wird.

 

 

Von: ka