Von: ka
Mestre – Ein Fußballplatz, auf dem am vergangenen Mittwoch ein Jugendturnier ausgetragen wurde, war Schauplatz ungeheuerlicher und abstoßender sexistischer Angriffe auf eine Schiedsrichterin. Die 22-jährige Giulia Nicastro wurde das ganze Spiel hindurch von den auf der Tribüne sitzenden Eltern sowie von den jungen Spielern auf das Schwerste sexuell beleidigt und von einem Spieler sogar sexuell belästigt. Der 14-Jährige zog sich die Hose runter und verlangte von der 22-Jährigen, an ihm sexuelle Handlungen vorzunehmen.
Nie hätte sich Giulia Nicastro, die seit Jahren an ihrer Schiedsrichterkarriere arbeitet und als begeisterte Fußballsportlerin gilt, träumen lassen, von jungen Spielern und deren ungebildeten Eltern auf dermaßen abscheuliche Art und Weise angegriffen zu werden. Dieser Horror wurde für die 22-Jährige am vergangenen Mittwoch während der Begegnung zwischen den beiden Jugendmannschaften Miranese und Treporti aber zur traurigen Realität.
Die Atmosphäre war von der ersten Minute an absolut feindselig. Giulia Nicastro wurde von der Tribüne aus auf wüsteste Art und Weise beschimpft und beleidigt, wobei die Eltern der minderjährigen Spieler die 22-Jährige wiederholt dazu „einluden“, anstatt ein Fußballspiel zu pfeifen lieber dem ältesten Gewerbe der Welt nachzugehen.
Aber es kam noch schlimmer. Als Giulia Nicastro einen Eckstoß verfügte, zog sich einer der anwesenden Fußballspieler – ein 14-jähriger Spieler von Treporti – die Hose runter und verlangte von der 22-Jährigen, ihn entweder des Platzes zu verweisen oder an ihm sexuelle Handlungen vorzunehmen. Giulia Nicastro zückte sofort die Rote Karte und schickte den 14-Jährigen unter die Dusche. Die Eltern der Spieler von Treporti tobten daraufhin und überschütteten die junge Schiedsrichterin mit unübersetzbaren und unaussprechlichen sexistischen Beschimpfungen und Beleidigungen. Niemand der anwesenden Trainer und Verantwortlichen beider Mannschaften schritt ein, um diesem unsäglichen Schauspiel ein Ende zu bereiten.
Aber das Skandalspiel blieb nicht ohne Folgen. Der Spielbericht der 22-jährigen Schiedsrichterin, die trotz der wüsten Angriffe das Spiel bis zum Ende geleitet hatte, landete auf dem Schreibtisch des italienischen Fußballverbandes in Rom. Der italienische Verband Figc kündigte eine Untersuchung der Vorfälle sowie harte Konsequenzen an. Giulia Nicastro selbst wird, um über diese schwierige Phase hinwegzukommen und das Geschehene verarbeiten zu können, zur Zeit von der venezianischen Sektion des italienischen Schiedsrichterverbands Aia psychologisch betreut. Auf eigenen Wunsch fand sich die mutige 22-Jährige aber bereits am Sonntag dazu bereit, wieder ein Jugendspiel zu leiten. „Mein Lächeln ist zurückgekehrt“, so der Kommentar von Giulia Nicastro.
Der Fußballclub von Treporti entschuldigte sich in der Zwischenzeit mit einem langen Facebook-Post bei der jungen Spielleiterin. Der 14-Jährige, der sich die Hose heruntergezogen hatte, wurde bis zum endgültigen Urteil des Sportgerichts von allen Fußballaktivitäten der Figc ausgeschlossen. Für das unglaubliche Verhalten der Eltern wurde der Club von Treporti zu einer Geldstrafe von 100 Euro verurteilt.
COMUNICATO UFFICAILE:La Società ACD Treporti è fortemente dispiaciuta, presenta le scuse più sincere alla direttrice…
Pubblicato da Acd Treporti su Domenica 26 maggio 2019
Es sind besonders die wüsten Beleidigungen und Beschimpfungen der Eltern, die dem Präsidenten des Fußballclubs von Treporti, Renzo Mavaracchio, schmerzen. In einer Stellungnahme entschuldigte sich Renzo Mavaracchio persönlich bei Giulia Nicastro und fügte hinzu, dass er sich von den Eltern der Spieler „von hinten erdolcht“ fühle und er es für untragbar halte, dass nun der gesamte Club für das ungebildete und niederträchtige Verhalten der Eltern bezahlen müsse. Um über alle Konsequenzen zu beraten, wurde vom Präsidenten für Montag eine Versammlung der Eltern aller Spieler beanraumt.
Das „Skandalspiel von Mestre“ sorgte in ganz Italien für Aufsehen. Leser und Kommentatoren forderten im Netz von der Figc ein hartes Durchgreifen. Für den Club von Treporti und besonders für den 14-jährigen Spieler könnte es nun knüppeldick kommen.