Tausende Liter Schafmilch auf Staatsstraße geschüttet – VIDEO

Ärger über niedrige Preise: „Milchkrieg“ auf Sardinien

Sonntag, 10. Februar 2019 | 08:13 Uhr

Sardinien – Auf Sardinien herrscht ein wahrer „Milchkrieg“. Nachdem am Freitag Schafzüchter Tausende Liter Milch auf den Asphalt gekippt und so stundenlang eine Staatsstraße blockiert hatten, wurden am Samstag aus verschiedenen Teilen der Mittelmeerinsel weitere Proteste und Straßenblockaden gemeldet. Grund der aufsehenerregenden und teilweise gewaltsamen Proteste sind die von den Unternehmern durchgedrückten, zu niedrigen Preise für Schafmilch.

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Die sardischen Schafzüchter befinden sich auf dem Kriegsfuß. Nachdem der Preis für einen Liter Schafmilch von 85 Cent in der vergangenen Saison heuer auf teilweise unter 50 Cent gesunken war, kamen viele Züchter zur Einsicht, dass es besser sei, die Milch auf die Straße zu schütten, als sie für einen Preis, der für die Züchter unterhalb der Herstellungskosten liegt, den weiterverarbeitenden Unternehmen zu überlassen. Zugleich wollen die sardischen Züchter mit diesem „spektakulären“ Protest sich endlich Gehör verschaffen und auf die finanziell unhaltbare Situation ihrer Zuchtbetriebe aufmerksam machen. Um das Überleben ihrer Betriebe und ihrer eigenen Arbeitsplätze sichern zu können – so die Vereinigung der Züchter – sei ein Preis von wenigstens 70 Cent für einen Liter Schafmilch notwendig. Angesichts der Arbeit, der Spesen und der Hochwertigkeit der sardischen Schafmilch würden die Züchter hingegen einen Literpreis von einem Euro für angemessen halten.

Die Schafzüchter beschuldigen die Milch verarbeitenden Unternehmen der Insel, eine Art „Kartell“ gebildet und den Milchpreis auf ein für die Schafzuchtbetriebe untragbares Niveau gedrückt zu haben. Da die Verhandlungen zwischen Züchtern und Unternehmen seit Wochen keine Fortschritte gebracht hatten und die Unternehmen nie von „ihrem Preis“ abgerückt waren, beschlossen die Züchter zu handeln.

ANSA/MARIA GIOVANNA FOSSATI

„60 Cent pro Liter beleidigen die Würde der Schäfer. Ich ziehe es vor, die Milch wegzuwerfen“, so ein junger Schafzüchter der Insel. Seine Kollegen sehen das genauso. Nachdem bereits am Freitag Tausende Liter Milch auf dem Asphalt gelandet waren und Straßenblockaden für erhebliche Verkehrsbehinderungen gesorgt hatten, gingen am Samstag auf der ganzen Insel die Proteste weiter. An beiden Tagen waren Feuerwehren und Straßenarbeiter stundenlang damit beschäftigt, die Fahrbahnen wieder von dem „weißen Gold“ zu säubern. Mit einem Lieferstopp und mit der Verschwendung der Milch wollen die Schafbauern die Unternehmen zwingen, wieder zum Verhandlungstisch zurückzukehren. Gleichzeitig kündigte die italienische Bauernvereinigung Coldiretti mit Blick auf das Gesetz, das „ungerechte Preise und Preisdrückerei“ verbietet, rechtliche Schritte gegen die Unternehmen an.

Für die Schäfer steht viel auf dem Spiel. Die Schafzucht – auf der Insel lebt rund die Hälfte der vier Millionen italienischen Schafe – und die Verarbeitung der Milch zu Pecorino (Schafskäse, Anmerkung der Redaktion) spielen auf Sardinien traditionell eine große Rolle. Die Schäfer, die um ihr Überleben fürchten, wollen mit ihren Protesten und „Milchverschüttungen“ solange fortfahren, bis ihre Forderungen erfüllt sind.

Von: ka