Impfwillige Italiener stürmen Apotheken und Krankenhäuser – VIDEO

Angst vor Meningitis löst Psychose aus

Freitag, 06. Januar 2017 | 08:14 Uhr

Rom – Alle Appelle des Gesundheitsministeriums, nicht in Panik zu verfallen und ruhig Blut zu bewahren, nützten nichts. Nachdem zwischen Mailand und der Toskana mehrere Personen an Meningitis gestorben waren und mehrere Krankheitsfälle bekannt wurden, stehen die Italiener in Mailand und Rom vor den Apotheken und den Krankenhäusern Schlange.

Die Region Toskana beschloss infolge der vielen aufgetretenen Fälle die flächendeckende Ausgabe des Impfstoffs gegen die Meningokokken der Gruppe C, die in der mittelitalienischen Region als Hauptverursacher der abnormen Zunahme der Krankheitsfälle gelten, nicht nur an die Kinder, sondern auch an die erwachsene Bevölkerung. In anderen Regionen – so die Verantwortlichen im Gesundheitsministerium – hat eine solche Maßnahme keinen Sinn.

Aber angesichts der Angst der Italiener, angesteckt zu werden, wirken die Ausführungen und Appelle der Experten zunehmend hilflos. Nachdem die Medien über Tage lang und breit von den tragischen Todesfällen berichtet hatten, verdreifachte sich die Nachfrage nach dem Impfstoff sprunghaft. In Rom berichten Ärzte und Apotheker, dass sie einen solchen Andrang noch nie gesehen hätten.

Nachdem sich in den vergangenen Jahren sich kaum ein Impfwilliger blicken gelassen hatte, kommen heute bereits mitten in der Nacht ganze Familien zu den Gesundheitszentren und warten geduldig bis zur Öffnung der Türen. Wie der Verantwortliche des Impfdienstes der Region Latium, Roberto Ieraci, berichtet, nehmen er und seine Kollegen von frühmorgens bis spätabends Impfungen vor. In der Region, in der die Meningokokken Vierfach Impfung gegen die Gruppen C, A, W und Y praktiziert wird, gehen aber langsam die Impfstoffvorräte zur Neige.

Ieraci ruft seine Mitbürger zur Besonnenheit auf. „Es ist richtig Prophylaxe zu betreiben, aber Kinder und Jugendliche, die dem Risiko mehr ausgesetzt sind, sollen den Vortritt haben, weil sie öfter überfüllte Orte wie Schulen, Universitäten und Diskotheken aufsuchen“, so der Arzt. Um vom Meningokokkenbakterium angesteckt zu werden, bedarf es eines engen, langen und wiederholten Kontaktes mit einem Träger. Er wird zum Glück nicht so leicht übertragen, wie der Grippevirus.

Die derzeitige Grippewelle in Italien verschlimmert die Situation. Weil viele Italiener bei hohem Fieber nun oft an Hirnhautentzündung und erst dann an Grippe denken, nimmt die Angst vor einer fatalen Ansteckung durch Meningokokken kein Ende. Manch angeblicher Fall von Meningitis entpuppt sich so später als banale Grippe. Und so geht die Psychose leider munter weiter.

 

Von: ka