Bange Blicke richten sich auf den großen Fluss – VIDEO

Anschwellender Po lehrt Anrainern das Fürchten

Montag, 05. November 2018 | 08:08 Uhr

Pontelagoscuro/Polesella – Nachdem in der letzten Woche schwere Stürme und massive Regenfälle in mehreren Regionen Norditaliens immense Schäden verursacht haben, bereitet nun der größte Fluss Italiens, der Po, große Sorgen. Eine Hochwasserwelle nach der anderen wälzt sich dem Po entlang bis in die Adria hinunter und lässt das Flusswasser bis fast zur Dammkrone anschwellen.

ANSA / ELISABETTA BARACCHI

Die erste mächtige Flutwelle erreichte Pontelagoscuro – eine Ortschaft mit einer Brücke, die Ferrara in der Romagna mit Venetien verbindet – am Freitagmorgen. Ohne besondere Schäden anzurichten, floss sie durch das Delta des Po’s in die Adria ab. Aber die zweite, größere Welle ist bereits im Anmarsch. Sie wird bei Ferrara für die Nacht vom Sonntag auf den Montag erwartet. Bereits jetzt steigt der Po wieder an und überschwemmt die Flussauen bis zum Hauptdamm.

Aufgrund der Gefährlichkeit des Flusses verfügte der Bürgermeister der flussnahen Gemeinde Polesella, Leonardo Raito, die Sperrung des Hauptdammes und aller Wege, die vom Damm hinunter zu dem inzwischen bereits überfluteten Fahrradweg führen. Die anderen Anrainergemeinden des großen Stroms werden folgen. Entlang des ganzen Mittel- und Unterlaufs des Flusses sind Einsatzkräfte des Zivilschutzes und freiwillige Helfer damit beschäftigt, entwurzelte Bäume und Geäst von den Brückenpfeilern zu entfernen. Nichts soll den mächtigen Druck des Wassers aufhalten.

ANSA / ELISABETTA BARACCHI

Auch bei der Brücke von Pontelagoscuro, deren naher Pegel als „Pulsmessser“ des Po gilt, verbrachten Helfer den ganzen Freitag und Samstag damit, die Pfeiler vom Treibholz zu befreien. „Wir müssen verhindern, dass die ganzen Massen von Baumstämmen bei den Brückenpfeilern hängenbleiben“, so ein atemloser Helfer, der es seit Jahren gewohnt ist, gegen den „großen Alten“ – wie der Po in dieser Gegend ehrfurchtsvoll genannt wird – zu kämpfen.

Mehr als die Dämme und Deiche des Po’s, die allem Augenschein nach dem Druck des Wassers standhalten werden, bereitet den Behörden und den Menschen, die in der Nähe des großen Flusses leben, die Adria Sorgen. Der Scirocco-Wind, der das Meerwasser die Adriaküste zutreibt, behindert den Ablauf des Wassers, das über die vielen Arme des Po-Deltas der Adria zustrebt.

Im Delta selbst mussten aufgrund des angeschwemmten Treibholzes mehrere Bootsbrücken für den Verkehr gesperrt werden. Ein bei Guarda Ferrarese entstandener, sogenannter „Fontanazzo“ – so wird das infolge des Hochwassers durch Deiche und Dämme sickernde Flusswasser genannt, das dann an der Außenseite des Dammes als gefährliche, die Standfestigkeit des Dammes gefährdende „Quelle“ zum Vorschein tritt – konnte von der Feuerwehr rechtzeitig erkannt und entschärft werden.

Aber sowohl die Behörden als auch die Bewohner kennen „ihren“ Fluss und sind zuversichtlich, dass der Po in seinem Bett bleiben wird. Bange Blicke richten sich auf den „großen Alten“. Die Menschen leben aber seit Jahrhunderten von, mit und neben dem Fluss. Sie gehen davon aus, dass sie auch dieses Hochwasser unbeschadet überstehen werden.

 

Von: ka