Von: ka
Piacenza – Ein Arbeiter, der 53-jährige Ägypter Abd Elsalam Ahmed Eldanf, der vor dem Tor der Filiale von Piacenza des Paketservice- und Logistikunternehmens GLS mit anderen Arbeitskollegen an einer Protestkundgebung teilnahm, wurde von einem Lkw überrollt und getötet.
Der Unfall geschah am späten Mittwochabend gegen 23.45 Uhr. Nach Aussagen seiner Arbeitskollegen nahm der 53-Jährige, der Vater von fünf Kindern ist, vor dem Sitz der Firma gerade an einer Protestkundgebung teil, als er von einem Lastwagen des Paketservice überrollt und getötet wurde. Um der Lynchjustiz seiner Kollegen zu entgehen, soll der Fahrer des Lastkraftwagens sofort nach dem Unfall das Weite gesucht haben. Beim Unfall wurde ein weiterer Arbeiter leicht verletzt. Noch in der Nacht wurde der Fahrer des Lkw, gegen den wegen Tötung im Straßenverkehr ermittelt wird, verhört.
Später wurde der Mann wieder auf freien Fuß gesetzt, weil Polizei und Staatsanwaltschaft von einem anderen Unfallhergang ausgehen.
“Als es zum Unfall kam, fand am Eingang der GLS keine Kundgebung statt. Zudem schließen wir kategorisch aus, dass ein Beauftragter der Firma GLS den Fahrer zum Losfahren angehalten hätte. Dank einer Polizeistreife, die genau zu diesem Zeitpunkt am Unfallort anwesend war, konnten wir eine glaubwürdige Rekonstruktion des Unfallhergangs durchführen. Zu diesem Zeitpunkt fand weder eine Kundgebung statt noch wurde die Einfahrt blockiert. Die Arbeiter warteten vor dem Tor der Firma, um das Ergebnis der Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft und der Firma zu erfahren. Nach dem heutigen Stand der Ermittlungen gehen wir davon aus, dass der Fahrer den Mann, der dabei gesehen wurde, wie er alleine auf den Lkw, der nach dem Abladen gerade auf dem Firmengelände manövrierte, zulief, nicht bemerkt und den Arbeiter überfahren hatte. Deshalb haben wir beschlossen den Fahrer, bei dem nebenbei die Tests ergaben, dass er weder unter Alkohol- noch unter Drogeneinfluss stand, freizulassen“, stellte der Oberstaatsanwalt von Piacenza, Salvatore Cappelleri, klar.
Ganz anders hingegen soll sich der tragische Unfall nach dem Gewerkschaftsvertreter Riccardo Germani zugetragen haben: „Der Fahrer des Lasters, der unseren Arbeiter überrollt und getötet hatte, wurde von einem Angestellten, der in einem Näheverhältnis zur Firma stehen soll, dazu angestachelt die Blockade zu durchbrechen. Sie schrien ihn an, loszufahren, und er fuhr los.“
Wenig später teilte die Gewerkschaft in einer geharnischten Presseaussendung mit, dass der Unfall nur der tragische Abschluss schwerer Spannungen zwischen Arbeitern und der Firma sei. Angesichts des Verhaltens und der Unnachgiebigkeit des Unternehmens sollen die noch anwesenden Arbeiter einen sofortigen Streik begonnen haben. Während dieser Streikaktion sei ein Arbeiter „unter den Augen der Polizei ermordet worden“, als ein fahrender Lastkraftwagen die Blockade durchbrach, so die Gewerkschaft Usb in ihrer Aussendung.
https://www.youtube.com/watch?v=eOCMPTubVFk
Der Vorfall zog in den Medien und im Netz sehr schnell weite Kreise, wobei die meisten Nutzer meinten, ob man in Italien in puncto Arbeiterrechten nicht wieder im 19. Jahrhundert gelandet sei.