Hafturlaube für Mörder der Tochter auf Prüfstand – VIDEO

Aufwühlender Brief: „Wir fühlen uns vom Staat gebrochen und verlassen“

Freitag, 11. Oktober 2019 | 08:00 Uhr

Corigliano Calabro – Ein Brief, in dem ein Vater die Belohnungsfreigänge des zu mehr als 18 Jahren Haft verurteilten Mörders seiner Tochter beklagt, wühlt die italienische Öffentlichkeit auf. Viele Italiener stimmen den Eltern der mit 20 Messerstichen ermordeten und bei lebendigem Leib verbrannten Fabiana Luzzi zu, dass ihrem Mörder kein Hafturlaub zustehen sollte. Der zuständige Justizminister versprach nun, den Fall zu überprüfen.

„Wir fühlen uns vom Staat, der uns nicht schützt, gebrochen und verlassen“, so der Vater von Fabiana Luzzi in einem Brief, den er vor wenigen Tagen dem Minister für Justiz, Alfonso Bonafede, und dem Präsidenten der Republik, Sergio Mattarella, gesendet hat. „Die Gesetze des Staates fahren damit fort, Mörder zu belohnen und den Opfern weiteres Leid zuzufügen“, meint Mario Luzzi. In den Zeilen beschreibt der Vater das unendliche Leid, das der Mörder seiner Tochter ihm und seiner Frau zugefügt hat, und beklagt sich über die geringe Strafe – nur 18 Jahre und sieben Monate Haft für einen grausamen Mord – die er für diese Tat bekommen hat. Zuletzt fragt er sich, ob es gerecht sei, wenn ein Mörder Hafturlaub erhält und die Eltern nur drei Jahre nach dem letztinstanzlichen Urteil riskieren, dem Mörder ihrer eigenen Tochter im Dorf zu begegnen.

Die traurige Geschichte begann im Mai des Jahres 2013, als in der Umgebung von Corigliano Calabro in Kalabrien die verbrannte Leiche eines jungen Mädchens gefunden wurde. Der 17-jährige Freund der damals 16-jährigen Fabiana Luzzi, Davide Morrone, geriet schnell ins Visier der Ermittler. In den folgenden Verhören kam schnell die grausame Wahrheit ans Tageslicht. Nachdem er sie dazu überzeugt hatte, auf sein Motorrad zu steigen, hatte er sie mit dem Vorwand, mit ihr über die gemeinsame Beziehung reden zu wollen, in eine Falle gelockt. Auf dem Höhepunkt eines Streits hatte der damals 17-Jährige ein Messer gezückt und rund 20 Mal auf Fabiana Luzzi eingestochen. Anschließend hatte er das sterbende Mädchen zurückgelassen. Nach einer Stunde war er dann aber mit einem Kanister Benzin zum Tatort zurückgekehrt und hatte die noch immer lebende 16-Jährige mit Benzin überschüttet und angezündet. „Sie hat noch gelebt, als ich sie angezündet habe“, so der geständige Davide Morrone zu den Ermittlern.

Es folgte eine Reihe von Prozessen bis im März des Jahres 2016 das römische Kassationsgericht mit 18 Jahren und sieben Monaten Haft das Strafmaß endgültig festlegte. Eine Haftstrafe, die angesichts des grausamen Mordes aus Sicht der Eltern von Fabiana Luzzi bereits damals zu milde war. Die Tatsache, dass Davide Morrone nur drei Jahre nach dem letztinstanzlichen Urteil bereits dreimal Hafturlaub gewährt wurde, brachte die Eltern endgültig zum Verzweifeln. Ihr Gerechtigkeitsgefühl wurde in den tiefsten Grundfesten erschüttert. Diese Gefühle der Erniedrigung als Eltern einer ermordeten Tochter fanden ihre Niederschrift in dem Brief, der mit dem Satz „Wir fühlen uns vom Staat, der uns nicht schützt, gebrochen und verlassen“ zusammengefasst werden kann.

Der Brief löste in der italienischen Öffentlichkeit eine rege Diskussion aus. Viele Leser und Kommentatoren forderten die Behörden, namentlich den Justizminister, auf, zu intervenieren. Die meisten Italiener stimmten darin überein, dass die gängige Praxis, selbst Mördern bald nach dem Antreten der Haft Urlaub und Freigänge wegen guter Führung zu gewähren, komplett überdenkt gehört. Der öffentliche Druck zeigte bald Wirkung. Am Montag drückte der zuständige Justizminister, Alfonso Bonafede, der Familie der ermordeten Fabiana Luzzi seine Solidarität und seine menschliche Nähe aus, und kündigte an, den Fall von Inspektoren untersuchen zu lassen.

 

 

Von: ka