Von: ka
Sestriere/Piemont – Das Aostatal und die piemontesischen Alpen wurden von einer regelrechten „Schneekatastrophe“ heimgesucht. Die Behörden sahen sich gezwungen – SüdtirolNews berichtete – https://www.suedtirolnews.it/italien/starker-schnee-fuehrt-zu-chaos-und-lawinengefahr-in-norditalien – die höchste Lawinengefahrenstufe zu verhängen, mehrere Straßen für den öffentlichen Verkehr zu sperren und die Bewohner mehrerer Ortschaften sowie Touristen von besonders gefährdeten Gebieten zu evakuieren.
Besonders heikel war die Lage in Sestriere. Im bekannten Wintersportort fielen allein vom Montagvormittag bis zum Abklingen der Schneefälle am Dienstag fast zwei Meter Neuschnee, was die Lawinengefahr bis zur höchsten Gefahrenstufe steigerte. Am Montagabend kam es zu einer Beinahekatastrophe, wobei es nur dem Glück zu verdanken war, dass keine Verletzten oder gar Menschenleben zu beklagen waren. In der Nacht zum Dienstag löste sich über Sestriere eine große Lawine und verschüttete zwei Etagen eines nur 300 Meter vom Ortszentrum entfernten Kondominiums. Die dichten Schneemassen der Lawine zerbarsten Balkontüren und Fenster des ersten Obergeschosses, fegten alles zerstörend durch die Wohnungen und Kellerräume der beiden untersten Etagen und füllten diese teilweise bis zur Decke auf.
Die Rettungskräfte, welche sich sofort durch die Lawine bis zum Haus vorarbeiteten, fühlten sich an die schreckliche Tragödie von Rigopiano – SüdtirolNews berichtete mehrfach – https://www.suedtirolnews.it/chronik/verschuettetes-hotel-suedtirols-retter-mit-dampfsonden-im-einsatz – erinnert, und befürchteten das Schlimmste. Über mehrere Stunden hinweg wurde nach eventuellen Verschütteten gesucht. Noch in der Nacht konnte aber Entwarnung gegeben werden. Die von der Lawine erfasste Wohnung war zum Glück leer. Die restlichen Bewohner des Kondominiums – fünf Familien bestehend aus 29 Personen, darunter viele Kinder – waren wohlauf. Lediglich ein Mann hatte sich beim Lawinenabgang leichte Prellungen und Quetschungen zugezogen. Die fünf Familien mussten allerdings aus dem beschädigten Haus evakuiert und in eine Pension der Gemeinde untergebracht werden. Das von der Lawine arg in Mitleidenschaft gezogene Haus wurde für unbewohnbar erklärt. Bis in die frühen Morgenstunden waren Bergrettung, Rotes Kreuz, Carabinieri und die Feuerwehr damit beschäftigt, das beschädigte Haus abzusichern.
Le operazioni della #CroceRossa dopo la caduta della slavina che ha colpito il condominio San Vittorio a #Sestriere. "Poteva essere un disastro" #UnItaliaCheAiuta @CroceRossaSusa pic.twitter.com/CxvOd6jtQq
— Croce Rossa Italiana (@crocerossa) January 9, 2018
Weniger Glück hatte hingegen eine 70-jährige Frau, welche eine akute Gehirnblutung erlitten hatte. Der Krankenwagen, der die 70-Jährige von Sestriere in das Krankenhaus von Susa bringen sollte, war für mehrere, leider entscheidende, Minuten von einem aufgrund der Schneemassen auf die Straße hinabgefallenen Baumstamm aufgehalten worden. Die Frau starb auf dem Weg ins Krankenhaus.
Die Behörden sahen sich auch gezwungen, das olympische Dorf, welches anlässlich der Winterspiele von Turin 2006 errichtet worden war und heute als Hotel genutzt wird, zu evakuieren.