Von: mk
Mussomeli – Weil er in London mehr als 30 Prozent seines Gehalts für Miete aufwenden musste, hat der gebürtige Schotte George Laing ein Ein-Euro-Haus auf Sizilien gekauft. Für ihn ging damit ein Traum in Erfüllung, der ihn zu neuen Projekten anspornt. Deren Umsetzung bleibt aber nicht ganz unkritisch.
Mehrere Gemeinden in Italien setzen auf Ein-Euro-Häuser, um idyllisch, doch zumeist strukturschwache und von Landflucht geprägte Standorte wieder zu beleben. In der Regel sind Ein-Euro-Häuser jedoch alles andere als einzugsfertige Immobilien. Im Gegenteil: Nach dem Kauf fängt die Arbeit erst an. Häuser, die um den symbolischen Preis von einem Euro erworben werden, müssen oft in den ersten zwei bis drei Jahren von Grund auf renoviert werden. Das sieht der Deal vor.
Für Laing war es im Dezember 2022 so weit: Er erwarb Laing ein Ein-Euro-Haus im Städtchen Mussomeli, das sich ganz im Zentrum Siziliens in der Provinz Caltanissetta befindet.
Dabei hatte er relativ Glück: Weil sich seine Immobilie in gutem Zustand befand, fielen die Renovierungskosten nicht so hoch aus, wie er laut Daily Mail erklärte: „Manchmal denken die Leute, dass man Hunderttausende braucht, um in eine Immobilie zu investieren, aber das stimmt nicht.“
Weniger als 11.700 Euro habe er eigenen Angaben zufolge aufbringen müssen. Hinzu kommen Kosten für Verwaltung, Makler und Energiezertifikate – also nochmals rund 5000 Euro.
Auch an Idylle mangelt es dem Ort nicht, der von der typisch trockenen Berglandschaft des Insel-Inlands umgeben wird. Das wissen offenbar auch Touristen zu schätzen. Laing bietet sein mittlerweile renoviertes Ein-Euro-Haus als Unterkunft für Sizilien-Reisende an – und die Nachfrage sei riesig. Angebote würden nur über seine Website und ein Buchungsformular veröffentlicht. Der Schotte nutzt weder Booking noch Airbnb.
„Es war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe“, resümiert der glückliche Ein-Euro-Haus-Besitzer. Nun plant Laing, weitere Ein-Euro-Häuser in Mussomeli zu erwerben, um sie dann zu renovieren.
Dabei könnte er jedoch auf Gegenwind stoßen, denn der Grundgedanke ist ein anderer: Ein-Euro-Häuser, die in einer landesweiten Initiative im Jahr 2017 als Option für interessierte Auswanderer aus der ganzen Welt gestartet wurden, sollen Menschen in entlegene und strukturschwache Landesteile locken. Ziel ist es, diese Gegenden wieder zu beleben, baufällige Häuser zu renovieren und Investitionen anzukurbeln. Profitieren soll die gesamte Umgebung und nicht nur die Gebäude.
Dass Ein-Euro-Häuser in bestimmten Orten nur von einer einzigen Person erworben und renoviert werden, um sie dann zu touristischen Zwecken weiter zu vermieten, dürfte dem Konzept eher nicht entsprechen.
Aktuell sind 15 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen