Von: idr
Rom – Die Reichen dieser Welt entdecken Italien für sich: Immer mehr Millionäre verlegen ihren Wohnsitz ins Land der Dolce Vita. Und das nicht wegen des Essens, des Weins oder der Kultur, sondern aus steuerlichen Beweggründen. Für 2025 rechnet die Beratungsfirma Henley & Partners mit rund 3.600 wohlhabenden Zuzüglern. Damit liegt Italien weltweit auf Platz Drei, hinter den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA, noch vor der Schweiz.
Im internationalen Steuerwettbewerb spielt Italien inzwischen ganz vorne mit. Ausschlaggebend ist ein Gesetz, das im Volksmund als „CR7-Regel“ bekannt ist. Das Gesetz wurde 2017 eingeführt, als Fußballstar Cristiano Ronaldo nach Turin wechselte und als einer der Ersten das neue Steuerspar-Modell nutzte. Der Grund: eine pauschale Jahressteuer auf Auslandseinkünfte. Die Steuer gilt über 15 Jahre und beläuft sich seit 2025 auf 200.000 Euro jährlich. Die mitziehende Familie zahlt sogar nur 25.000 Euro.
Erleichterung für Vermögende
Die „Flat-Tax“ gilt nur für ausländische Einkünfte wie Kapitalerträge, Dividenden, Veräußerungsgewinne oder Erbschaften, jedoch nicht für Einkommen, das in Italien erwirtschaftet wird. Genau das macht das Modell für vermögende Unternehmer, Manager oder Rentner attraktiv, die längst an anderer Stelle ausgesorgt haben.
Italien ist damit mittlerweile steuerlich für Reiche sogar noch günstiger als Monaco, trotz „Nullbesteuerung“. Das liegt zum einen an moderaten Lebenshaltungskosten und am attraktiven Modell in Italien, aber auch am Steuermodell in Monaco: Zwar gibt es keine Steuer auf Einkommen, allerdings fällt eine 33,3-prozentige Steuer auf Grundstücksverkäufe an, was besonders in einer Region mit den mitunter teuersten Immobilien der Welt ins Gewicht fällt.
Sparerfluch oder Ausgabensegen?
Doch was bringt diese Millionärswelle dem Land? Befürworter verweisen auf zusätzliche Konsumausgaben, mehr Steuereinnahmen und mögliche Investitionen. Kritiker hingegen warnen vor einer sozialen Schieflage. Die neuen Wohlhabenden treiben in manchen Gegenden die Immobilienpreise nach oben, ohne Arbeitsplätze zu schaffen oder Unternehmen aufzubauen. Zudem unterlaufe die Flat-Tax das Prinzip fairer Besteuerung und fördere einen internationalen Steuerwettbewerb, der auf Dauer allen schade.
Wie groß der tatsächliche Einfluss der „CR7-Regel“ auf die Wirtschaft ist, lässt sich schwer sagen. Klar ist aber: Der Trend zur steueroptimierten Wohnsitzverlagerung hält an. Auch andere Länder buhlen um Superreiche: Malta, Montenegro oder die Emirate bieten eigene Modelle, manche mit Staatsbürgerschaft im Paket, während die USA Millionäre und Unternehmer mit der Zollpolitik von Donald Trump fast schon ins Land zwingen wollen. Am Ende bleibt es ein Rennen darum, wer Reiche noch reicher macht.
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