Von: mk
Bozen – In den letzten Tagen hat der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Bozen tiefgreifende Veränderungen erfahren. Vielleicht waren die Absichten gut, doch das Ergebnis ist alles andere als positiv. So zumindest lautet das Fazit nicht nur von vielen Nutzern, sondern auch von den für den Sektor zuständigen Gewerkschaften ASGB-GTV, FIT SGBCISL, FILT CIGL, AGB GTV und O.R.SA Trasporti.
Die aktuelle Situation belaste insbesondere die Schülerinnen und Schüler, die ab September erhebliche Schwierigkeiten haben würden, pünktlich zur Schule zu kommen. Aber auch Berufstätige, Pendler und Touristen seien betroffen: Sie seien orientierungslos und würden es riskieren, Anschlüsse zu verpassen, weil es an rechtzeitigen und klaren Informationen mangle.
„Wir sind fassungslos über dieses operative Management: Die Stadt Bozen, verantwortlich für die neue Organisation und Planung, hat die enormen Auswirkungen auf Nutzer und Beschäftigte ignoriert“, wettern die Gewerkschaftsvertreter. Anstatt ein intelligentes intermodales Netz zu schaffen, stehe man heute vor einem System mit weit entfernten und schlecht vernetzten Knotenpunkten: auf der einen Seite die Stadtbusse, auf der anderen Seite der Bahnhof und der Busbahnhof für außerstädtische Linien – getrennt durch einen unbequemen, langen und für den durchschnittlichen Fahrgast beinahe „abenteuerlichen“ Weg.
Eine solche Situation sei einer Stadt, die sich eine nachhaltige und effiziente Mobilität auf die Fahnen schreibt, unwürdig – insbesondere im Vergleich zum übrigen Land, wo der Dienst beispielhaft organisiert sei. Die Stadt Bozen hat die neuen Linienführungen und Endhaltestellen schon seit Langem geplant. Die Bevölkerung sei jedoch erst in letzter Minute informiert worden – am selben Tag des Inkrafttretens der Änderungen oder bestenfalls am Tag davor.
Die Gewerkschaften prangern nicht nur die unzureichende Kommunikationsstrategie an, sondern vor allem die „inakzeptablen Arbeitsbedingungen“ des Fahrpersonals. Die Fahrerinnen und Fahrer hätten an den neuen Endhaltestellen keine geschlossenen Räume, in denen sie eine würdige Pause machen können. Noch gravierender sei das Fehlen von Sanitäranlagen während der Arbeitszeit. Zwar hat die SASA versucht, zumindest tagsüber eine vorübergehende Lösung zu bieten, indem sie die Nutzung der Toiletten im Büro für Zweisprachigkeit des Landes Südtirol erlaubt hat. „Doch was passiert an Wochenenden, Feiertagen oder nach 17 Uhr, wenn diese Einrichtungen geschlossen sind?“, fragen die Gewerkschaften.
Das Recht auf Zugang zu sanitären Einrichtungen sei ein grundlegendes Arbeitnehmerrecht, das durch die geltenden Vorschriften zum Arbeits- und Gesundheitsschutz (GvD 81/2008) garantiert sei. „Es ist unvorstellbar, dass man im Jahr 2025 noch immer um den Zugang zu einer Toilette während der Arbeitszeit kämpfen muss. Der öffentliche Verkehr endet nicht bei Sonnenuntergang – ebenso wenig enden die Rechte der Beschäftigten. Warum also ihre Tätigkeit noch belastender gestalten? Warum werden grundlegende Bedürfnisse weiterhin ignoriert?“, fragen die Gewerkschaften.
Sie fordern mit Nachdruck, dass die Stadt Bozen in Zusammenarbeit mit dem Land Südtirol und allen öffentlichen Einrichtungen – auch jenen, die durch öffentliche Mittel finanziert werden – sofort Maßnahmen ergreift, um „würdige Arbeitsbedingungen für jene zu garantieren, die täglich einen essenziellen Dienst für die Allgemeinheit leisten“. Sollten keine konkreten und sofortigen Antworten erfolgen, behalten sich die Gewerkschaften das Recht vor, zu entschieden schärferen Maßnahmen zu greifen.
Aktuell sind 18 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen