Von: ka
Vigevano – Die Carabinieri von Vigevano, einer Kleinstadt in der Nähe von Pavia, deckten vor wenigen Tagen einen ganz besonders bestialischen Fall von Jugendgewalt – in Italien „Bullismo“ genannt – auf und nahmen vier Minderjährige wegen gravierender Gewalttaten gegen einen gleichaltrigen, schwächeren Jungen fest.
Einmal hatte die Bande von minderjährigen Gewalttätern ihr „Lieblingsopfer“, einen 15-jährigen Jungen, der die erste Klasse einer technischen Oberschule besucht, mit der Androhung ihn ansonsten zu verprügeln, gezwungen, eine große Menge von Alkohol zu trinken. Da der Jugendliche von der Bande bereits mehrmals geschlagen worden war, hatte er aus Angst eingewilligt und sich zum Trinken zwingen lassen, bis er vollkommen betrunken gewesen war. Daraufhin hatte ihm die Bande eine Kette um den Hals gelegt und ihn wie einen Hund an der Leine durch Vigevano gezogen.
Das ist aber leider noch nicht alles. Ein anderes Mal hatten sie ihr Opfer ausgezogen, mit dem Kopf nach unten an den Beinen von einer Brücke heruntergelassen und mit einem Tannenzapfen sexuell missbraucht. Die meisten dieser Untaten waren von den Mitgliedern der Bande mit ihren Smartphones gefilmt und später in den sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram veröffentlicht und verbreitet worden.
Aber die von Hauptmann Rocco Papaleo, ein Carabiniereoffizier, der ein ganz besonderes Augenmerk auf den Schutz der schwächsten Mitglieder der Gesellschaft legt, angeführte Carabinierikompanie von Vigevano kam den Minderjährigen auf die Spur. Sie nahm vier Mitglieder der Jugendbande wegen gemeinschaftlich durchgeführter Versklavung, wegen durch gemeinschaftlicher Gewalt herbeigeführten Zustands der Einsichts- und Willensunfähigkeit und wegen sexuellen Missbrauchs fest.
Die vier Jugendlichen, die allesamt keine Ausländer, sondern Italiener und die missratenen Kinder von Kaufleuten und Freiberuflern sind, wurden in das Jugendgefängnis Beccaria von Mailand transportiert. Aber im Gefängnis landeten nur die schlimmsten Übeltäter. Insgesamt wird gegen zehn Jugendliche, darunter einen 13-Jährigen, der vom Gesetz nicht belangt werden kann, wegen der oben genannten Vergehen ermittelt. Besonders bestürzt zeigten sich die ermittelnden Beamten darüber, dass Lehrer und Eltern die ganze Zeit weggesehen hatten und es vorgezogen hatten, aus Angst das eigene Kind könne unter den Tätern gewesen sein, zu schweigen. Angesichts der Schwere der im Raum stehenden Gewalttaten scheint es unmöglich zu sein, dass die Eltern der Minderjährigen der Bande und die Schule nie etwas mitbekommen hatten.
Erst die Carabinieri von Rocco Papaleo machten den Umtrieben der Jugendbande ein Ende. Aber die Ermittlungen stehen erst am Anfang und betreffen nicht „nur“ das 15-jährige Opfer. In mehreren Fällen sollen die Mitglieder der Bande auch Züge mit Steinen beworfen haben, wobei in einem Fall der Lokführer eines Regionalzuges gezwungen war, den Zug anzuhalten.
Auf die Minderjährigen wartet nun der Prozess. Ob aber das 15-jährige Opfer je über die erlittene Gewalt hinwegkommen wird?
https://www.youtube.com/watch?v=bdGjFAjNqk4