Knallhartes Business

“Coco bello”: Camorra scheffelt an Italiens Stränden Millionen

Donnerstag, 25. August 2016 | 11:51 Uhr

Rom/Neapel – Jeder kennt sie und vermutlich fast jeder von uns war bereits einmal in seinem Leben Kunde der Kokosnusshändler an Italiens Stränden.

Schon aus der Ferne ertönt das beinahe schon berühmt gewordene Lobeslied der Verkäufer auf ihre Ware: „Cocco bello“ in allen Variationen.

Was irgendwie nostalgisch wirkt und zum Italienurlaub fast schon dazugehört, ist in Wahrheit ein knallhartes Business, hinter dem vor allem die neapolitanische Mafia steckt. Das berichtet die italienische Tageszeitung „Il Messaggero“ in einer Reportage, in der auch einer der Kokosnussverkäufer einen Blick hinter die Kulissen gewährt.

Bereits seit Langem wird gemunkelt, dass die organisierte Kriminalität hinter dem „Coco bello“-Geschäft steckt. Bisher gab es aber nur wenige Ermittlungen, die zur Verurteilung der Hintermänner führten.

Für den „Messaggero“ ist jedoch klar, dass das Geschäftsmodell für die Camorra äußerst attraktiv ist: Es sei leicht zu handhaben, mit wenig Risiko verbunden und extrem lukrativ. Am Ende der Sommersaison sollen angeblich bis zu 900.000 Euro pro Boss an Reingewinn übrigbleiben. Das Geld fließe direkt in die Kassen der Mafia.

Damit alles klappt, laufen die Vorbereitungen schon im Frühjahr an: In Neapel werden die Verkäufer akribisch ausgewählt. Sie müssen etwa ein lupenreines Vorstrafenregister haben. Außerdem werden die Strände Italiens aufgeteilt und Hinfahrt sowie Unterkunft für die Händler bereitgestellt.

40 Prozent der täglichen Netto-Einnahmen gehören dem Verkäufer. Der Rest geht an den Clan, der ihn „eingestellt“ hat.

Es ist eine harte und entbehrungsreiche Arbeit, doch für die Händler lohnt es sich – zumindest finanziell. Rund 2.500 Euro pro Monat bleiben ihnen, sofern sie fleißig sind.

Damit dies auch so ist und keiner der Händler in irgendeiner Form nachlässig wird, befinden sich unter den Badegästen Mafia-Frauen, die die Verkäufer im Auge behalten. Auch Konkurrenz wird gemeldet.

Besonders Sardinien soll hoch im Kurs liegen. Die Insel im Mittelmeer wird von der Mafia in vier Zonen aufgeteilt. Rund um Olbia laufen die Geschäfte mit der Kokosnuss besonders prächtig.

Von: luk