Von: ka
Mailand – Fabrizio Pregliasco hegt keinen Zweifel. Der Virologe, der an der Universität „Università Statale“ von Mailand lehrt, vertritt wie mehrere andere Experten seiner Zunft die Ansicht, dass uns SARS-CoV-2 noch jahrelang begleiten wird.
„Wir werden eine Koexistenz mit diesem Virus pflegen müssen. Israel hat bereits begonnen, für 2022 Impfdosen gegen Covid-19 zu reservieren. Wie Europa bekräftigt hat, müssen auch wir diesen Weg beschreiten. Es gilt sicherzustellen, dass wir immer über an das Virus angepasste Impfstoffe verfügen. Es ist so ähnlich wie bei den Grippeimpfstoffen, die sich von Jahr zu Jahr ändern, wenn sich die Viren weiterentwickeln. Der Coronavirus wird uns noch jahrelang begleiten. Es wird endemisch werden, aber gleichzeitig weniger Schmerzen und Leid verursachen“, so Fabrizio Pregliasco gegenüber der Nachrichtensendung Sky TG24.
„Zu Beginn der Covid-19-Pandemie sind wir zu wenig wachsam gewesen. Da wir wissen, dass jedes neue Virus, das auftaucht, uns über den Tisch ziehen kann, müssen wir die Pandemiepläne überdenken. Die großen Pandemien wie unter anderem die Pest im Mittelalter haben die Geschichte geprägt. Ich glaube, dass wir nun die Gelegenheit dazu nutzen sollten, um die Organisation der basismedizinischen Dienste auf diese Herausforderungen neu auszurichten“, fügt der Virologe, der an der Universität „Università Statale“ von Mailand lehrt, hinzu.
"Draghi ha parlato di rischio 'ragionato', che sta alla base di questa decisione che sicuramente potrà avere un prezzo da pagare. Un rischio oggettivo c'è e dipende in primis dalla velocità della vaccinazione, e poi dalla responsabilità dei cittadini".@preglias #agorarai pic.twitter.com/6yLWgHxLGB
— Agorà (@agorarai) April 19, 2021
Auf die Entscheidung der Regierung Draghi angesprochen, ab dem kommenden 26. April spürbare Lockerungen zuzulassen, meint Fabrizio Pregliasco, dass es sich dabei um eine politische Entscheidung handle, die aufgrund des steigenden Drucks aus der italienischen Gesellschaft heraus getroffen worden sei. Der Virologe glaubt, dass diese Entscheidung einen Preis haben werde, und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Italiener nicht wie im letzten Sommer erneut den Fehler begehen, das in den Lockdown-Monaten Versäumte „aufzuholen“. In diesem Sinne begrüßt Fabrizio Pregliasco den Beschluss der römischen Regierung, den Beginn der Sperrstunde bei 22.00 Uhr zu belassen.
Um einen „Rückfall“ und die Gefahr steigender Neuinfektionen zu vermeiden – so der Virologe – sei es unabdingbar, die Impfkampagne zu forcieren und die Impfung der Risikogruppen, zu denen auch die Über 60-Jährigen gehören, abzuschließen. Zugleich hofft Fabrizio Pregliasco, dass sich bezüglich des Vakzins von Johnson & Johnson die verfehlte Informationspolitik, die das Hin und Her um den Impfstoff von AstraZeneca begleitet und in der Bevölkerung für viel Unsicherheit gesorgt hat, nicht wiederholt.
Seine Kernaussage ist aber, dass SARS-CoV-2 nicht „verschwinden“, sondern uns noch jahrelang begleiten wird. Die Gesellschaft sollte auch psychologisch damit leben lernen, dass zwar zu einer „neuen Normalität“ zurückgekehrt werden kann, aber die weiterhin bestehende Gefahr eines erneuten „Ausbruchs“ in jedem Fall zu einer erhöhten Wachsamkeit zwingen und weitere Impfkampagnen notwendig machen wird.