Schockierend: Wendemanöver und kilometerlange Geisterfahrt – VIDEO

Der tödliche Fehler eines 82-Jährigen

Dienstag, 29. Juli 2025 | 07:05 Uhr

Von: ka

Arluno – Am Tag nach dem schrecklichen Geisterfahrerunfall auf der Autobahn A4 Serenissima bei Novara, bei dem vier Männer – darunter der 82-jährige Unfallverursacher Egidio Ceriano – ums Leben kamen und eine junge Frau schwer verletzt wurde, bestehen aus Sicht der Ermittler der Straßenpolizei keine Zweifel mehr darüber, wie es zum tödlichen Frontalzusammenstoß kommen konnte. Der Peugeot 207 des älteren Mannes aus Novara wurde dabei gefilmt, wie er vor der Autobahnausfahrt plötzlich wendete und wieder auf die Autobahn, allerdings in die falsche Fahrtrichtung, zurückkehrte. Zwei Autos konnten einen Frontalzusammenstoß auf der Überholspur gerade noch vermeiden. Ein drittes Auto, ein Peugeot 3008, in dem zwei Männer und ein junges Paar saßen, schaffte dies leider nicht mehr.

ANSA

Der 82-jährige Egidio Ceriano aus Cerano in der Provinz Novara, der ursprünglich aus Magenta bei Mailand stammt, fuhr sieben lange Kilometer auf der Autobahn A4 Serenissima versehentlich in die falsche Fahrtrichtung, bevor er mit einem anderen Auto frontal zusammenprallte und einen schrecklichen Unfall mit vier Todesopfern, darunter er selbst, und einer Schwerverletzten verursachte.

Der Unfall ereignete sich am späten Sonntagvormittag kurz nach 11.00 Uhr auf der Autobahnstrecke Turin–Mailand zwischen den Ausfahrten Novara Est und Marcallo Mesero in der Lombardei, an der Grenze zum Piemont.

Kurz zuvor hatten Überwachungskameras der Autobahn den von Ceriano gefahrenen Kleinwagen des Typs Peugeot 207 an der Ausfahrt Arluno dabei gefilmt, wie er nicht ausfuhr, sondern plötzlich wendete und auf die Autobahn zurückkehrte. Zeugenaussagen zufolge war er auf dem Weg nach Hause nach Cerano in der Provinz Novara. Vermutlich bemerkte er, dass er die falsche Ausfahrt genommen hatte. Daraufhin traf er die fatale Entscheidung, seinen Peugeot 207 vor der Autobahnausfahrt zu wenden, um erneut auf die Autobahn zurückzukehren.

Er glaubte, wieder auf dem Weg Richtung Novara zu sein. Ihm war offensichtlich nicht bewusst, dass er ein schockierendes Fahrmanöver vollführt hatte. Er nahm vermutlich an, auf die Spur für langsame Fahrzeuge gelangt zu sein, war aber mehr als sieben Kilometer als Geisterfahrer auf der Überholspur unterwegs.

Zwei Fahrzeuge konnten ihm ausweichen. „Mein Mann und ich befanden uns bei der Ausfahrt von Arluno, als dieser Fahrer aus der Kurve kam und in die falsche Richtung fuhr. Wir sind nur knapp mit dem Leben davongekommen. Mein Mann ist ihm irgendwie ausgewichen, es ist ein Wunder“, schrieb eine Frau auf Facebook.

Facebook/Amodio Giurni/Silvia Moramarco und Valerio Amodio Giurni

Dem dritten Auto, einem Peugeot 3008, in dem die drei Opfer saßen, gelang dies jedoch nicht mehr. Der Zusammenstoß war unvermeidlich und ließ weder dem 82-Jährigen noch den drei Männern, die in die entgegengesetzte Richtung nach Mailand fuhren, eine Chance.

In dem Peugeot 3008 befanden sich die 53-jährigen Männer Mario Paglino und Gianni Grossi aus Novara sowie der 38-jährige Valerio Amodio Giurni und seine 37-jährige Frau Silvia Moramarco. Für Valerio Amodio Giurni kam jede Hilfe zu spät. Er stammte ursprünglich aus Potenza, lebte aber seit zehn Jahren in Novara, wo er als Bankangestellter arbeitete. Auch die beiden Freunde Mario Paglino und Gianni Grossi, die als Designer personalisierte Barbie- und andere Puppen entwarfen und mit ihrem Unternehmen Magia2000 mit dem Spielzeuggiganten Mattel zusammenarbeiteten, konnten ebenso wie der Unfallverursacher nur noch tot aus dem Fahrzeugwrack geborgen werden.

Magia2000/Mario Paglino und Gianni Grossi

Die Feuerwehrleute brauchten Stunden, um die Leichen aus den zu Blechhaufen zerquetschten Autos zu bergen. Aus diesem Grund wurde der Autobahnabschnitt erst am späten Sonntagnachmittag nach 17.30 Uhr wieder freigegeben. Diese Sperrung war auch notwendig, um den Beamten der Straßenpolizei von Novara Est die Ermittlungen zu ermöglichen.

Die Ermittlungen der Straßenpolizei bestätigten den Verdacht, dass Egidio Ceriani, dessen Führerschein vor zwei Jahren erneuert worden war, an der Mautstelle von Arluno auf die Autobahn A4 in falscher Richtung aufgefahren war. Nach sieben Kilometern Geisterfahrt prallte er zwischen den Ausfahrten Novara Est und Marcallo Mesero frontal mit dem in die richtige Richtung fahrenden Peugeot 3008 zusammen.

Die Autopsie soll klären, ob der 82-Jährige unter dem Einfluss von Medikamenten oder Schlaftabletten stand. Er hatte sie von seiner im selben Haus wohnenden Schwägerin verlangt, um nach zwei schlaflosen Nächten zur Ruhe zu kommen. Warum er sich jedoch ins Auto gesetzt und sich auf die Autobahn begeben hat, ist nicht bekannt.

Silvia Moramarco ist die einzige Überlebende dieses schrecklichen Unfalls. Die 37-jährige Architektin hatte sich schwerste Verletzungen zugezogen und wurde sofort intubiert sowie ins Krankenhaus Niguarda in Mailand gebracht. Sie hatte noch die Kraft, die Feuerwehrleute zu bitten: „Rettet meinen Mann!”, doch für Amodio Giurni kam jede Hilfe zu spät. Das Paar war seit weniger als zwei Jahren verheiratet und hätte am 19. August seinen zweiten Hochzeitstag gefeiert. Sie waren beide in dem Dorf vor den Toren von Potenza in der süditalienischen Region Basilikata aufgewachsen, wo ihre Familien noch immer leben. Aus beruflichen Gründen waren sie in den Piemont gezogen.

Der schreckliche Unfall überschattete das Wochenende in Italien. Der Tod des 82-jährigen Unfallverursachers und der vier Männer im entgegenkommenden Fahrzeug führte in der italienischen Öffentlichkeit zu erneuten Forderungen, bei der Erneuerung von Führerscheinen älterer Menschen strengere Kriterien anzuwenden und die Fahrerlaubnis – ähnlich wie in der Schweiz – auf Landstraßen in der Umgebung des Wohnsitzes des Inhabers zu beschränken.

Anstatt den Führerschein vollständig zu entziehen, können die Schweizer Behörden auch Beschränkungen erteilen. Diese können beispielsweise Nachtfahrten oder Autobahnfahrten verbieten oder die Fahrerlaubnis auf bestimmte Strecken beschränken, etwa auf Fahrten im Nahbereich oder mit speziell ausgerüsteten Fahrzeugen, etwa mit Automatikgetriebe oder Bremsassistent. Es handelt sich um Ideen, die auch in die italienische Straßenverkehrsgesetzgebung einfließen könnten.

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