Kriminelle Bande mit „umfangreichem Service“

Dreist: Dank Scheinehe zu illegaler Aufenthaltsgenehmigung

Mittwoch, 12. April 2017 | 07:14 Uhr

Mailand – Die Finanzpolizei von Mailand hat einen groß angelegten Betrug mit erschwindelten Aufenthaltsgenehmigungen aufgedeckt.

Die Masche der Betrüger war denkbar einfach und wurde in dieser und ähnlicher Weise bereits in der Vergangenheit öfters angewandt. Ein gut organisiertes Netzwerk von Kriminellen fädelte Scheinehen zwischen meist älteren Italienern und jungen Frauen aus Marokko ein, was Letzteren ermöglichte, eine Aufenthaltsgenehmigung zu erschleichen. In einem Fall wurde einem italienischen Mann sogar eigens die Reise nach Marokko bezahlt, um eine ausreisewillige Frau „zu ehelichen“.

Diese „Dienstleistungen“ ließen sich die Betrüger mit 4.000 Euro pro Ehe vergüten, wobei 400 Euro an die „Ehemänner“, die sich willentlich am Schwindel beteiligt hatten, weitergereicht wurden. Um den italienischen Behörden einen legalen Aufenthalt vorzutäuschen, wurden auch gefälschte Arbeitsverträge angefertigt und vorgelegt. Oft wussten aber dabei selbst die Unternehmen nichts von ihren „neuen Mitarbeitern“, während hingegen in anderen Fällen, wie im Fall der Scheinehen, mehrere Kleinunternehmer gegen eine Zahlung bereitwillig beim betrügerischen Spiel mitmachten.

Twitter/GuardiadiFinanza

Besonders dreist war eine andere Masche der Bande. Mehrere Mitglieder der Organisation gaben sich als Angestellte und Funktionäre – einer der Betrüger ließ sich als „Geometer“ ansprechen – der Behörde für sozialen Wohnbau der Region Lombardei aus. Nachdem sie frei gewordene Sozialwohnungen gefunden hatten, tauschten sie die Türschlösser aus und reichten die Schlüssel der illegal aufgebrachten Wohnungen an vermeintliche Sozialwohnungsmieter weiter. Die Mieter glaubten wirklich, dass ihnen rechtmäßig eine Sozialwohnung zugewiesen worden sei, obwohl sie für die „Vermittlung und Hilfestellung“ ebenfalls 4.000 Euro bezahlt hatten. Nachdem der „Geometer“ das Geld einkassiert und den Neumietern einen gefälschten Mietvertrag ausgehändigt hatte, verschwand er auf Nimmerwiedersehen.

Twitter/GuardiadiFinanza

Für eine illegale Einreise mit gefälschten Papieren – auch dieser „Service“ befand sich im Angebot des Betrugsringes – wurden hingegen 10.000 Euro berechnet. Aber genau einer dieser illegalen Einreisen wurde letztendlich der betrügerischen Clique zum Verhängnis. Die Zeugenaussage eines minderjährigen Mädchens aus Marokko, dessen gefälschte Dokumente eine Volljährigkeit vorgetäuscht hatten und die der Polizei ins Netz gegangen war, ermöglichte es den Ordnungskräften, das „Geschäftsmodell“ der Bande zu rekonstruieren.

Twitter/GuardiadiFinanza

In der Folge der Ermittlungen nahm die Finanzwache der Provinz Mailand fünf Personen, zwei marokkanische Staatsbürger, zwei Italiener und einen Serben, fest. Die fünf Männer werden sich demnächst vor dem Richter wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung zur Begünstigung der illegalen Einwanderung und wegen der widerrechtlichen Besetzung von Sozialwohnungen verantworten müssen. Weitere 11 Personen, die laut Vermutung der ermittelnden Behörden ebenfalls zum betrügerischen Netzwerk gehören sollen, wurden auf freiem Fuß angezeigt.

Was den Behörden aber zu denken gibt, ist die Tatsache, dass es der Bande so lange gelungen war, ihr illegales und gewinnträchtiges Treiben vor den Augen des Gesetzes versteckt zu halten.

Von: ka