Erschütternder Mord schockt die Toskana – VIDEO

„Er ließ sie nicht in Ruhe“

Montag, 28. Mai 2018 | 08:16 Uhr

San Miniato/Prato – Die traurige Serie von Morden an Frauen – fachsprachlich Femizid genannt – reißt in Italien nicht ab. Genauso wie leider bereits oft geschehen, war es ein Mann, der sich mit dem Ende der Beziehung nicht abfinden konnte, der zum Mörder wurde.

ANSA/GIANNI NUCCI

Am Tag nach dem Mord der 30-jährigen Verkäuferin Elisa Amato durch ihren 25-jährigen Ex Federico Zini werden immer mehr Details über den genauen Tathergang und die Hintergründe des grausamen Mordes und Selbstmordes bekannt. Die Geschichte der beiden begann vor einigen Jahren. Federico Zeni war damals ein hoffnungsvolles Fußballtalent und spielte in den Jugendmannschaften des toskanischen Traditionsclubs Empoli, als er die um fünf Jahre ältere Verkäuferin Elisa Amato kennenlernte.

Zunächst schien es, die große Liebe zu sein. In den sozialen Medien zeugen noch viele Fotos vom jungen Glück. Später zog es den Fußballprofi, dessen Talent sich etwas verlor, zu anderen Clubs der italienischen dritten und vierten Liga. Selbst als es den 25-Jährigen ins Ausland verschlug, wo er unter anderem auf Malta, in Bulgarien, auf den Philippinen und in der Mongolei spielte, gelang es den beiden in der ersten Zeit noch, ihre Beziehung aufrechtzuerhalten. Aber dann bröckelte die Liebe.

Vor ungefähr einem Jahr entschied die 30-Jährige, die Beziehung zu beenden. Inzwischen kehrte Federico Zeni nach Italien zurück und unterschrieb einen Vertrag beim toskanischen Serie D-Verein Tuttocuoio. Infolge von Verletzungen brachte es der Profi aber nur auf einen Saisoneinsatz. Wie der Präsident von Tuttocuoio gegenüber Lokalmedien bestätigte, hatte Zini abgesehen vom Ende seines Liebesglücks und seinen Verletzungen keine Probleme. Da Tuttocuoio ihm den Vertrag verlängert hatte, war sogar seine sportliche Zukunft gesichert.

ANSA/FACEBOOK FEDERICO ZINI

Aber in ihm selbst war nichts in Ordnung. Federico konnte sich nicht mit dem Beziehungsaus mit Elisa abfinden und versuchte immer wieder erneut, an das längst vergangene Liebesglück anzuknüpfen. Er fuhr fort, seiner Ex nachzustellen, wobei er ihr oft unter ihrer Wohnung oder an ihrem Arbeitsplatz auflauerte. „Er ließ sie nicht in Ruhe“, so Arbeitskolleginnen der Ermordeten. „Wir hätten ihn anzeigen sollen, weil Zini seine Ex Elisa schon seit etlicher Zeit belästigte“, so die untröstlichen Kolleginnen gegenüber lokalen Medien. Die Arbeitskolleginnen und ihre Schwester rieten sie immer wieder dazu, Zini bei den Carabinieri oder der Polizei anzuzeigen, aber Elisa Amato fand anscheinend nie die Kraft und den Willen, ihren Ex wegen Stalkings bei den Sicherheitskräften zu melden. Irgendwie habe er ihr leidgetan, so enge Freundinnen.

ANSA/FACEBOOK ELISA AMATO

Was folgte, ist seit Samstag traurige Realität. Gegen 3.00 Uhr am frühen Samstagmorgen lauerte Federico Zini seiner Ex unter ihrem Haus in Galciano, einer Fraktion von Prato, auf, um sie zum wiederholten Male zu einer Wiederaufnahme der Beziehung zu überreden. Zwischen den beiden kam es mitten auf der Straße zu einem wilden Streit. Beim Höhepunkt der lautstarken Auseinandersetzung zog Zini seine Pistole des Kalibers neun, für die er erst vor einer Woche einen Waffenpass zum sportlichen Gebrauch erworben hatte, und feuerte auf die 30-Jährige mehrere Kugeln ab. Von den Schüssen aufgeschreckt, sah eine Zeugin noch, wie er den leblosen Körper von Elisa Amato in ihr Auto zog. Daraufhin fuhr er mit dem Auto der 30-Jährigen in seine Heimatstadt San Miniato und richtete dort auf einem Parkplatz die Waffe gegen sich selbst. Gegen 9.00 Uhr am Samstagvormittag fanden die von Zeugen der Schüsse verständigten Ordnungskräfte die beiden Leichen auf dem Parkplatz.

ANSA/FACEBOOK ELISA AMATO

San Miniato und Prato stehen unter Schock und können sich das Geschehene nicht erklären. Die Verkäuferinnen, mit denen Elisa in einer Boutique in Florenz gearbeitet hatte, beschrieben sie als freundliche und hilfsbereite Kollegin mit sonnigem Gemüt.

Auch der Rettungs- und Sozialverein „Pubblica Assistenza L’Avvenire di Prato“, wo Elisa als Freiwillige tätig gewesen war, widmete der Ermordeten einen bewegenden Facebook-Eintrag.

https://www.facebook.com/palavvenireprato/photos/a.455838041270091.1073741838.361009497419613/852024698318088/?type=3&theater

„Es ist nötig, dass die Frauen Anzeige erstatten und dass die Behörden die Anzeigen nicht ins Leere laufen lassen, weil es das schwerste Delikt wäre, den Anzeigen der Frauen nicht die nötige Aufmerksamkeit entgegenzubringen“, so der Chef der Polizei, Franco Gabrielli.

Den Worten des Chefs der Polizei kann man nur zustimmen. Für Elisa Amato kommen sie leider zu spät.

Von: ka