Von: ka
San Sperate – Fast ein Jahr nach der Festnahme des Mörders zog das Schwurgericht von Cagliari mit einem Schuldspruch einen vorläufigen Schlussstrich unter einen der grausamsten und perfidesten Femizide des vergangenen Jahres.
Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der 43-jährige Igor Sollai seine Ehefrau, die 42-jährige Francesca Deidda, Anfang Mai des vergangenen Jahres grausam ermordet und danach wochenlang eine freiwillige „Auszeit und Nachdenkpause” der Frau vorgetäuscht hatte. Selbst nachdem sein Lügengebäude zusammengefallen war, versuchte er noch, die grausame Bluttat als Mord im Affekt darzustellen. Die Autopsie bestätigte jedoch, dass Francesca Deidda im Schlaf ermordet worden war.
Das seit Wochen erwartete Urteil im Schwurgerichtsprozess gegen Igor Sollai, der seit fast einem Jahr wegen der Ermordung seiner Frau und Verbergens ihrer Leiche in Untersuchungshaft saß, fiel wenig überraschend hart aus. Das Schwurgericht von Cagliari verurteilte den 43-Jährigen zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe und verschärfte diese höchste Strafe, die das italienische Strafrecht vorsieht, noch, indem es verfügte, dass der verurteilte Mörder das erste Jahr in Einzelhaft verbüßen muss.
Francesca Deidda wurde am 10. Mai letzten Jahres zum letzten Mal lebend gesehen. Ihre Arbeitskollegen, Freundinnen und Angehörigen waren zwar besorgt, aber sie erhielten immer wieder Nachrichten von ihr, in denen stand, dass es ihr gut gehe und sie nur eine „Auszeit“ genommen habe, um eine „schwierige Zeit“ zu überwinden.
Auf die Frage nach dem plötzlichen Verschwinden seiner Frau teilte Igor Sollai lediglich mit, dass sie eine „Nachdenkpause“ eingelegt habe und er nicht wisse, wo sie sei. Je mehr Wochen vergingen, desto größer wurde jedoch der Verdacht, dass Francesca Deidda etwas zugestoßen sei.
Als dem Unbekannten, der sich als Francesca Deidda ausgab, eine Falle gestellt wurde, brach das gesamte Lügengebäude in sich zusammen. Die forensische Auswertung der Smartphones von Francesca und Igor bestätigte die Vermutung, dass es der 43-Jährige war, der mit dem Smartphone seiner Frau ihren Angehörigen und Freundinnen weiterhin Nachrichten schrieb: Die Geräte hatten sich immer am gleichen Telefonmast eingewählt.
Freundinnen der 42-Jährigen sagten aus, dass es um ihre Ehe mit Igor nicht gut stand. Ihren Freundinnen zufolge habe sie bereits vor Monaten entdeckt, dass ihr Mann sie mit einer seiner früheren Freundinnen betrog. In den folgenden Tagen suchten Angehörige des Zivilschutzes, der Armee und der Feuerwehr intensiv nach der Leiche der Frau, wobei auch Hundestaffeln zum Einsatz kamen.
Zwei Wochen nach der Verhaftung des Mannes, am 18. Juli, wurden sie fündig. Auffällig war, dass neben der großen Tasche zwei Pflanzen wuchsen, die nicht zur mediterranen Vegetation der Umgebung passten. Den Sachverständigen zufolge wurden die beiden Gewächse eigens dazu gepflanzt, um die Sporttasche besser zu verbergen. Verdächtig ist auch, dass zwei Pflanzen derselben Art im Mai mit Igor Sollais Kreditkarte erworben wurden.
Zunächst schwieg Igor Sollai eisern, doch angesichts der erdrückenden Beweislast gestand er schließlich den Mord an seiner Frau. „Ich habe meine Frau getötet. Wir haben uns gestritten. Ich habe das Erste, was mir in die Hände kam, genommen und ihr auf den Kopf geschlagen“, so der 43-jährige Lkw-Fahrer.
Doch auch diese Schilderung des angeblichen Tathergangs war eine Lüge. Vermutlich, um strafmildernde Umstände geltend machen zu können, stellte er die Tat als Mord im Affekt dar. Laut dem Ergebnis der Autopsie wurde Francesca Deidda jedoch im Schlaf ermordet. Dem Autopsiebericht des Gerichtsmediziners zufolge wurde die 42-Jährige mit einem einzigen Schlag ins Gesicht mit einem stumpfen, aber schweren Gegenstand ermordet. Dieser Befund passt zu den Blutspuren, die von den forensischen Experten der Sondereinheit der Carabinieri, dem RIS, auf einem Sofakissen sichergestellt wurden. Auch in Sollais Auto wurden kleine Blutspuren entdeckt, die dem Mordopfer zugeordnet werden konnten.
Eine Rekonstruktion des Tathergangs ergab, dass der Verdächtige die wehrlose Francesca Deidda, die schlafend auf dem Sofa gelegen hatte, mit einem Hammer oder einem ähnlich schweren Gegenstand erschlug. Anschließend soll er die in einer großen Sporttasche verstaute Leiche der Frau mit dem Auto zu einem bereits vorbereiteten Versteck gebracht und das spurlose Verschwinden von Francesca Deidda auf perfide Art und Weise als „Auszeit“ und „Nachdenkpause“ inszeniert haben.
Davon, dass es sich nicht um eine Tat im Affekt, sondern um einen eiskalt geplanten Mord handelt, zeugen auch die forensischen Untersuchungen des Smartphones und des Computers des mutmaßlichen Täters. Den Ermittlern zufolge hatte sich der 43-Jährige bereits Monate vor der Tat damit beschäftigt, wie er seine Ehefrau beseitigen könne. Unter anderem habe er sich von seinem Computer aus im Internet über die Verwendung von Zyankali informiert.
Die Richter des Schwurgerichts haben nun die Anklage des Staatsanwalts Marco Cocco bestätigt und die schweren Straftatbestände des Vorsatzes, der Grausamkeit und der verminderten Schutzfähigkeit des Opfers anerkannt. Einzig der erschwerende Straftatbestand der nichtigen Gründe wurde vom Gericht verworfen. Über das Motiv des perfiden Femizids hegte der Staatsanwalt, dessen Beweisführung das Schwurgericht folgte, keinen Zweifel. Der Tod seiner Frau hätte ihm den Gesamtbesitz der ehelichen Wohnung ermöglicht, die Lebensversicherung in Höhe von 100.000 Euro, die er gemeinsam mit dem Opfer abgeschlossen hatte, kassieren lassen und ihm ein neues Leben mit seiner Liebhaberin erlaubt. Stattdessen wird Igor Sollai den Rest seiner Tage hinter Gittern verbringen.
Mit diesem Schuldspruch zog das Schwurgericht von Cagliari einen vorläufigen Schlussstrich unter einen der grausamsten und perfidesten Femizide des vergangenen Jahres.
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