Bayer pendelt nach Sizilien mit dem Rad

Freiheit auf zwei Rädern: Ein Bayer auf Abwegen

Dienstag, 20. Mai 2025 | 09:22 Uhr

Von: Ivd

Catania – Hartmut Köbler, ein 57-jähriger Abenteurer aus Dombühl in Bayern, lebt ein Leben, von dem viele nur träumen können. Seit 2008 fährt er mit seinem Fahrrad das ganze Jahr über von der Bayern nach Sizilien und zurück. Die Strecke führt ihn dabei auch durch Südtirol, wo er regelmäßig Halt macht. „Ich bin auf der Suche nach dem besten Klima. Meistens fahre ich 15.000 Kilometer im Jahr“, erzählt Köbler mit einem Lächeln, während er eine Pause am Eisack-Radwegs einlegt.

Alles auf Anfang

Köblers Reise begann mit einer völligen Kehrtwende: Vor über zehn Jahren hatte der ehemalige Physiotherapeut sein gewohntes Leben hinter sich gelassen. „Ich war gefangen in einer Situation, die mir nicht gefiel“, erklärt er. Nach seiner Trennung von der Ehefrau und dem fortwährenden Abschied von seiner Tochter, die er nur an zwei Wochenenden im Monat sehen konnte, entschloss er sich, alles aufzugeben. Er kündigte seinen Job, verkaufte sein Haus und begab sich mit wenigen Habseligkeiten auf die Reise seines Lebens.

facebook/Hartmut Koebler

„Ich hatte nie gezeltet, noch nie eine Fahrradtour gemacht“, erzählt Köbler, „aber eines Tages entschloss ich mich, das komplett zu ändern. Die Freiheit auf zwei Rädern wurde für mich zur Lösung.“ Sein ursprünglicher Plan war es, bis in die Niederlande zu fahren und sich auf einem Frachtschiff nach Amerika zu heuern. Doch als dieser Plan scheiterte, fand der heute 57-Jährige nach einem weiteren misslungenen Versuch in Deutschland seine eigene Freiheit auf den Straßen, diesmal in Richtung Süden, nach Sizilien.

Der Höhlenmensch Köbler

„Es war der Zufall, der mich auf die Insel brachte. Zuerst war ich auf der Suche nach dem wärmsten Ort, den ich mit dem Fahrrad erreichen konnte. Als ich schließlich in Sizilien ankam, entdeckte ich ein Paradies. Die Menschen, das Klima, die Landschaft – alles passte.“ Hier in den Bergen von Iblei lebt Köbler nun und verbringt die kälteren Monate in einer Höhle zwischen Catania und Syrakus. „Ich heize mit Holz, das ich selbst schneide, und ernähre mich hauptsächlich von Mandeln und Orangen, die ich hier sammle“, erklärt er, während er den frischen Luftzug in der Bergregion genießt.

facebook/Hartmut Koebler

Obwohl Köbler sich für die Freiheit des Radfahrens entschieden hat, kehrt er regelmäßig nach Bayern zurück. Nicht nur, um dem heißen Sommer Siziliens zu entkommen, sondern auch, um seine Familie zu sehen und seinen Unterstützern, darunter einige Hersteller von Fahrradkomponenten, die seine Erfahrungen für Produkttests nutzen, zu begegnen.

Innovationsgeist trotz Ursprünglichkeit

Köbler ist ein wahrer Experte, wenn es um Fahrräder geht. Auf seiner eigenen Maschine sind einige speziell angefertigte Komponenten montiert, darunter eine Riemenaufhängung statt einer traditionellen Kette und hydraulische Felgenbremsen, die eine geringe Wartung erfordern. „Das ist meine Art zu leben, weil ich mich für die Freiheit entschieden habe“, sagt er abschließend. „Und um wirklich frei zu sein, muss man in der Lage sein, sich von allem zu lösen und dem Nichts zu vertrauen.“

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