Von: ka
Cesena/Faenza/Forlì/Ravenna/Bologna – Die Flutkatastrophe forderte in der Emilia-Romagna bisher neun Todesopfer.
Allein in der Provinz Cesena, die von der Katastrophe am stärksten betroffen zu sein scheint, müssen vier Opfer beklagt werden. Zu den Toten gehört ein Ehepaar, das in der Fraktion Ronta di Cesena einen Bauernhof betrieb. Ihre Tochter, die sich Sorgen machte, weil sie ihre Eltern nicht mehr erreichen konnte, schlug am Dienstagabend Alarm. Zu diesem Zeitpunkt war das Ehepaar mit hoher Wahrscheinlichkeit aber bereits tot.
Die Frau, die 60-jährige Palma Maraldi, wurde nach dem Bruch des Dammes des Flusses Savio von den Wassermassen mitgerissen und kilometerweit bis in die Adria fortgeschwemmt. Ihre Leiche wurde mehr als 15 Kilometer von ihrem Heimatort entfernt am Strand von Cesenatico aufgefunden. Ihrem Ehemann, dem 69-jährigen Sauro Manuzzi, traf das gleiche traurige Schicksal. Der Besitzer des Hofs verlor ebenfalls in den Wassermassen, die das Flussbett verlassen hatten, sein Leben. Seine Leiche wurde am frühen Mittwochmorgen gegen 2.30 Uhr von Einsatzkräften geborgen.
In der Altstadt von Cesena hingegen wurde ein älterer Mann Opfer eines Schlaganfalls. Das vierte Opfer, ein Mann mittleren Alters, kam hingegen in Casale di Calisese ums Leben, wo ein Hang aufgrund eines Erdrutschs plötzlich abbrach und den Mann unter sich begrub, ohne ihm eine Chance zu lassen.
#Maltempo #EmiliaRomagna, continua il lavoro delle squadre dei #vigilidelfuoco impegnati in soccorso alla popolazione colpita dall'#alluvione. Nella clip video la ricognizione aerea dell'elicottero Drago VF152 sulla zona di #Forlì [#17maggio 16:30] pic.twitter.com/W2uI8o6q5o
— Vigili del Fuoco (@vigilidelfuoco) May 17, 2023
In der Nachbarstadt Forlì hingegen verloren drei Menschen ihr Leben. Am Mittwochmorgen bargen die Taucher der Carabinieri aus einer vollkommen überschwemmten Wohnung die Leichen eines Ehepaars. Die älteren Leute waren von den Fluten überrascht worden. Eine andere Wohnung hingegen war am Dienstagabend Schauplatz einer besonders erschütternden Szene. Vermutlich beim Versuch, aus der gemeinsamen Wohnung noch einige Habseligkeiten zu retten, ertrank ein älterer Mann in den plötzlich hereinbrechenden Fluten, die schnell die Decke der Wohnung erreichten. Währenddessen rief seine Frau von ihrem Balkon aus verzweifelt um Hilfe. Mit einem Schlauchboot gelang es den Carabinieri, die Frau, die unter Schock stand, zu erreichen und sie zu retten. Für ihren Mann hingegen kam jede Hilfe zu spät. Sein lebloser Körper wurde nach stundenlanger Suche kurz vor Mitternacht gefunden.
Auch in San Lazzaro di Savena bei Bologna wurde einem Mann sein Versuch, sein Eigentum vor den Fluten zu schützen, tragischerweise zum Verhängnis. Der Mann war gerade dabei, zur Entwässerung seines Firmengeländes eine Tauchpumpe zu installieren, als er in den Brunnen fiel und ertrank. Ein weiterer Mann kam in einem schwer zugänglichen Gebiet zwischen Solarolo und Castel Bolognese in der Provinz Ravenna ums Leben. Der Mann starb in seinem halb unter Wasser stehenden Auto, aus dem er sich nicht mehr befreien konnte.
In der Emilia-Romagna gab es auch mehrere wundersame Rettungen. Ein Rechtsanwalt, der 50-jährige Emanuele Gentili, wurde von den schnell steigenden Wasserfluten des Savio in seiner Anwaltskanzlei überrascht. Die Schlammmassen, die vom Fluss mitgeführt wurden, verhinderten die Öffnung der Tür, sodass der 50-Jährige in der Falle saß.
Zu seinem Glück erkannten Unbekannte schnell die verzweifelte Lage, in der sich Emanuele Gentili befand. „Um mich herauszuholen, befestigten sie am Gitter, das das Fenster schützte, ein starkes Drahtseil. Das andere Ende banden sie an ein schweres Fahrzeug. Sie schafften es, das Gitter aus seiner Verankerung zu reißen und mich zu befreien. Sie waren großartig, ich werde nicht müde, ihnen zu danken“, erzählte der überglückliche Emanuele Gentili später.
Ebenfalls in Cesena wurde am Dienstag eine Frau, die mit ihrem Kleinkind bis zu den Schultern im Wasser stand, von freiwilligen Helfern gerettet. In der ganzen Nacht hindurch sowie am Mittwoch wurden viele Einzelpersonen und Familien, die in den Obergeschossen und in manchen Fällen auch auf den Dächern stundenlang ausharrten, mittels Hubschrauber und Schlauchbooten in Sicherheit gebracht.
#Maltempo #EmiliaRomagna: 500 #vigilidelfuoco al lavoro nelle zone colpite dall'alluvione di Ravenna, Forlì-Cesena, Rimini e Bologna. Nella clip operazioni di soccorso con @Esercito per il recupero di 2 famiglie con bambini bloccate a Forlì nella zona della Cava [#17maggio 7:00] pic.twitter.com/ev56QCqKal
— Vigili del Fuoco (@vigilidelfuoco) May 17, 2023
Bei aller Tragik schreibt diese Katastrophe aber auch viele Geschichten gelebter Solidarität. Viele Einwohner helfen ihren Mitmenschen, indem sie Evakuierten ihr Haus oder ihr Hotel anbieten, warmes Essen verteilen oder Unbekannte, die vor dem Nichts stehen und dringend Hilfe benötigen, zu sich in ihre Wohnung einladen. Andere hingegen helfen dabei mit, gegen die Fluten Sandsackdämme zu bauen. Einige, die andere Menschen retteten, riskierten dabei manchmal sogar selbst ihr Leben.
Einsatzkräfte des Zivilschutzes, der Feuerwehr, der Carabinieri und der Finanzwachen befinden sich neben vielen freiwilligen Helfern pausenlos im Einsatz, um Menschen zu retten und gegen die Fluten provisorische Dämme zu errichten. Auch Südtiroler Rettungskräfte nehmen an den Einsätzen teil.