Von: ka
Lodi – Drei Wildschweine, die in der Nacht auf Donnerstag die Autobahn A1 überquerten, lösten einen tödlichen Unfall aus. Ein 28-jähriger, ursprünglich aus Polen stammender Mann verlor beim Zusammenprall sein Leben. Zwei weitere Personen erlitten schwerste Verletzungen. Drei Kinder und zwei Jugendliche kamen hingegen mit leichten Verletzungen davon. Das schreckliche Unfalldesaster, an dem insgesamt drei Fahrzeuge beteiligt waren, entfachte in Italien erneut die Debatte um die Reduzierung des Wildschweinebestandes.
Es war gegen 4.00 Uhr am frühen Donnerstagmorgen, als drei Wildschweine – zwei erwachsene Tiere und ein Jungtier – in der Nähe von Borghetto Lodigiano zwischen Lodi und Casalpusterlengo in der Lombardei die Autobahn A1 „Autostrada del Sole“ überquerten. Wie Beamte der Straßenpolizei und Techniker der Autobahngesellschaft später feststellen sollten, hatten die Wildschweine unter dem intakten Begrenzungszaun der Autobahn hindurch einen Tunnel gegraben und waren so auf die Fahrbahn gelangt.
Beim Überqueren der Südspur der Autobahn wurden die drei Wildschweine von zwei Fahrzeugen, einem Renault Espace und einem Renault Scénic, überfahren. In den beiden voll besetzten Renaults reisten zwei Familien. Diese bestanden aus zwei jeweils 40 und 48 Jahre alten Männern, ihren 39 und 37 Jahre alten Ehefrauen sowie ihren Kindern, bei denen es sich um einen acht Jahre alten Buben, ein ebenfalls acht Jahre altes Mädchen, einen 11-jährigen und einen 13-jährigen Buben sowie um eine 15-jährige Jugendliche handelte.
Die Lenker der beiden beschädigten Fahrzeuge hielten ihre Pkws sofort auf dem Notspurstreifen an. Die zwei erwachsenen Wildschweine blieben indes tot auf den Fahrspuren liegen. Das Jungtier wurde hingegen weit durch die Luft geschleudert. Es wurde später in einem angrenzenden Feld gefunden.
Branco di #cinghiali sulla #A1,un morto e dieci feriti a #Lodi https://t.co/laYZ15W32j
— Agenzia ANSA (@Agenzia_Ansa) January 3, 2019
Während die Insassen der beiden Renaults auf der Notspur stehend die Rettungskräfte verständigten, ereignete sich der zweite, weitaus schwerere Unfall. Der Lenker eines dritten Pkws – eines Volkswagen Polo, in dem ein junges Paar aus Polen saß – wollte vermutlich dem mitten auf der Fahrbahn liegenden Tierkadaver ausweichen. Dabei verlor der 28-jährige, in Italien lebende Pole die Herrschaft über sein Fahrzeug. Der VW Polo geriet auf die Notspur und stieß dort hintereinander mit den beiden geparkten Renaults zusammen. Zudem überfuhr der Polo den 40-jährigen Familienvater, der den Fehler begangen hatte, aus seinem Fahrzeug zu steigen. Infolge der Wucht des Aufpralls wurde der zweite Renault 70 bis 80 Meter weit fortgeschleudert und der VW Polo vollkommen zerstört.
Als Männer der Feuerwehr den 28-Jährigen mit schwerem Gerät aus dem Fahrzeugwrack befreiten, hing sein Leben bereits an einem seidenen Faden. Trotz aller Bemühungen verstarb der junge Mann noch am Unfallort. Seine 27-jährige Verlobte wurde hingegen mit schwersten Verletzungen in das Krankenhaus von Lodi eingeliefert. Ebenfalls lebensgefährliche Verletzungen trug der angefahrene 40-jährige Lenker eines der beiden Renaults davon. Er wurde noch an der Unfallstelle intubiert und zusammen mit seiner Frau in das Krankenhaus von Parma gebracht.
Mehr Glück hatten die Kinder und Jugendlichen. Die Buben und Mädchen, die beim Unfall „nur“ leichte Verletzungen erlitten hatten, wurden auf die Krankenhäuser von Lodi und Piacenza aufgeteilt.
Neben der Feuerwehr standen Notärzte mit ihren Einsatzfahrzeugen, fünf Rettungswagen sowie mehrere Streifen der Straßenpolizei von Lodi im Einsatz.
Der schreckliche Wildunfall sorgte weit über die Lombardei hinaus für Entsetzen und löste eine heftige Debatte aus. Viele Italiener fordern eine massive Reduzierung des Wildschweinebestands und rufen die Politiker zum Handeln auf. An vorderster Front kämpfen dabei die Bauern. Laut Schätzung des italienischen Bauernverbandes Coldiretti sollen sich in Italien mehr als eine Million Wildschweine befinden. Sie gefährden nicht nur die Verkehrssicherheit, sondern richten auch in der Landwirtschaft Millionenschäden an.