Von: ka
Turin – Mit der Androhung, ihrem Mann alles von der Untreue seiner Ehefrau zu erzählen, ließen sich vier Erpresser von der Liebhaberin ungefähr drei Millionen Euro aushändigen. In Wirklichkeit sollen die überwiesenen Summen noch höher sein, aber da sich unter den Beträgen angeblich auch verfehlte Investitionen und „Geschenke“ befinden sollen, konnte dem erpresserischen Quartett für diese Gelder keine „böse Absicht“ nachgewiesen werden. Hinter der unglaublichen Geschichte steckte niemand anders als der Liebhaber der Frau, der 45-jährige Marco Pavese, selbst. Erst der Vater der verzweifelten Ehefrau, ein bekannter Unternehmer aus Turin, welcher wegen der Situation in die seine Tochter geraten war, besorgt war, machte dem Treiben der Erpresser ein Ende und erstattete Anzeige. Zusammen mit Pavese wurden am Dienstagvormittag auch der 49-jährige Antonio Salomi, der 45-jährige Massimo Santoro und der 43-jährige Christophe Xavier Teyssier von der Finanzwache verhaftet. Sie werden der gemeinschaftlichen Erpressung beschuldigt.
Die außereheliche Beziehung der untreuen Ehefrau mit dem als Immobilienmakler arbeitenden Marco Pavese begann vor ungefähr drei Jahren. Von der heimlichen Beziehung wussten angeblich nur einige enge Freundinnen. Die Probleme fingen an, als einige Personen, denen Pavese sehr viel Geld schuldete, damit begannen, von der Liebhaberin Geld zu fordern. Wenn sie nicht zahlen würde, so die Erpresser, würden sie zum Ehemann gehen und ihm alles erzählen. In diesem erpresserischen Spiel fungierte Pavese zwischen den „Gläubigern“ und seiner Liebhaberin als Verbindungsmann. Ihr Vater geriet um die Situation, in die seine Tochter geschlittert war, immer mehr in Sorge und blockierte alle Konten. Er rettete sie, indem er alle vier Männer anzeigte.
Die Tochter bestätigte die ganze Geschichte. Als sie sich kennen lernten, habe Pavese als Immobilienmakler gearbeitet. Später erzählte er ihr, dass er wenig vertrauenerweckenden Personen eine Million Euro schulde. Er gab seiner Liebhaberin an, dass sie angeblich von ihrer heimlichen Beziehung wissen würden und zum Mann der untreuen Ehefrau gehen und ihm alles erzählen würden, falls sie nicht das geforderte Geld überweise.
Damit begann ein Teufelskreis. Der Finanzpolizei gelang es, die Überweisungen von insgesamt 700.000 Euro zu rekonstruieren. Am 19. Juni 2017 wurden zwei erste Tranchen von 150.000 Euro an Bekannte und Angehörige der eigentlichen Nutznießer überwiesen. Insgesamt wurden bei diesen ersten Beträgen 375.000 Euro an die drei anderen Mitglieder der Bande übertragen. Seiner Liebhaberin machte Pavesi klar, dass das Geld nur als Sicherheit diene und die Schecks nicht eingelöst würden. Aber davon war kein Wort wahr.
Die filmreife Geschichte wurde um ein paar weitere Episoden erweitert. Unter Tränen bat Marco Pavese seine Liebhaberin, weitere Summen zur Verfügung zu stellen. Er berichtete ihr, dass die „Gläubiger“ ihn angeblich bedroht und verprügelt hätten und sie unbedingt weitere Schecks ausstellen und Überweisungen tätigen müsse. Kurze Zeit später erzählte er ihr sogar, dass er gefoltert worden sei und dass, wenn sie nicht zahle, auch ihr Vater in Gefahr geraten würde. Aber nichts von alldem entsprach der Wahrheit. Zuletzt stürzte das Lügengebäude wie ein Kartenhaus ein. Die Ermittler vermuten, dass Pavese von Anfang an mit den anderen drei Mitgliedern der Bande unter einer Decke steckte.
Der Albtraum ist vorbei. Die vier Übeltäter werden sich vor Gericht wegen gemeinschaftlicher Erpressung verantworten müssen. Wie es nun mit der Ehe der untreuen Frau weitergeht, steht in den Sternen. Im Nachhinein wird sie sich wohl denken, dass es besser gewesen wäre, wenn sie ihrem Mann ihre Affäre gebeichtet hätte.