Von: ka
Rom – Der Mann, der am Dienstag vergangener Woche ein kleines Mädchen mit einem Luftdruckpistole angeschossen hatte, konnte eine Woche nach der Tat von den Carabinieri ausfindig gemacht werden. Der mutmaßliche Täter, der vorgab, nur seine neue Waffe ausprobiert zu haben, hatte – so die Ermittler – vom Balkon seiner Wohnung aus, auf die Familie einen Schuss abgefeuert, wobei das Mädchen schwer verletzt worden war.
Es war der frühe Dienstagnachmittag vergangener Woche gegen 14.00 Uhr, als die Kleinfamilie, welche dem Volk der Rom angehört und in einem Nomadenlager in der östlichen Peripherie der Ewigen Stadt lebt, auf dem Viale dei Romanisti spazierte. Plötzlich fängt das 13-monatige Mädchen plötzlich stark zu weinen an. Als ihre Mutter das Kleinkind trösten und beruhigen wollte, entdeckte sie, dass ihre kleine Tochter aus einer Wunde stark blutete. In hellster Aufregung verständigten die Eltern die Rettungskräfte. Das Kleinkind wurde vom Notarzt und den Rettungskräften erstversorgt und ins Krankenhaus gebracht. Aufgrund der Schwere der Verletzungen wurde das kleine Mädchen in die Kinderklinik Bambino Gesù verlegt und dort einer komplizierten Operation unterzogen. Wie die Ärzte der Pädiatrie feststellten, war ein offensichtlich aus einer Luftdruckpistole stammendes, bleihaltiges Geschoss auf der Höhe der Schulter in den Körper des Kleinkindes eingedrungen und hatte den Brustkorb der Kleinen von rechts nach links durchquert. Das Bleigeschoss hatte dabei die Lunge und die Wirbelsäule des kleinen Mädchens verletzt und war erst kurz vor dem Herzen stehen geblieben. Im Laufe der Operation gelang es dem Ärzteteam, das Geschoss aus dem Körper der Kleinen zu entfernen. Das Mädchen schwebt zwar nicht mehr in Lebensgefahr, aber ihr Zustand wird von den Ärzten weiterhin als sehr kritisch bezeichnet. Es besteht zudem weiterhin die Gefahr, dass das Kind aufgrund der Wirbelsäulenverletzung bleibende Schäden davonträgt.
Die Carabinieri hingegen machten sich sofort auf die Jagd nach dem Luftdruckpistolenschützen. Die Befragung der Mutter des 13-monatigen Mädchens ergab zunächst keine zweckdienlichen Hinweise, weil sie den Schützen nicht gesehen hatte. Nach intensiven Ermittlungen gelang es den Carabinieri, einen 50-jährigen Mann als mutmaßlichen Täter zu identifizieren. Der Mann hatte vom Balkon seiner Wohnung aus auf die Familie einen Schuss abgefeuert, wobei das Mädchen schwer verletzt worden war.
„Ich hatte sie soeben erworben und wollte sie ausprobieren“, versuchte der Mann gegenüber den Carabinieri die Tat zu rechtfertigen. Bei der Hausdurchsuchung stellten die Carabinieri neben der Tatwaffe – eine Luftdruckpistole – auch einen Luftdruckkarabiner sicher. Der 50-Jährige wurde wegen schwerster Körperverletzung in das Ermittlungsregister eingetragen. Noch gehen die Ermittler von keinem rassistischen Tatmotiv – das Opfer und deren Eltern gehören dem Volk der Rom an – aus. Sollten aber Untersuchungen zu neuen Erkenntnissen führen, könnte sich die rechtliche Position des Mannes noch wesentlich verschlechtern.
Nicht zuletzt auch aufgrund der bereits bestehenden öffentlichen Debatte um ein neues italienisches Waffengesetz, das den Besitz von Waffen liberalisieren und den Besitzern im Falle von Notwehr größere Rechte geben soll, löste der mit einer Luftdruckpistole abgegebene Schuss auf das 13-monatige Mädchen kontroverse Reaktionen aus.
Inwieweit sind auf Luftdruck basierende Pistolen und Gewehre ebenfalls Waffen und würde eine „Waffenschwemme“ nicht zu einer größeren Anzahl solcher feigen Taten führen, fragen sich viele Nutzer und Kommentatoren.