Von: mho
Rom – Seit jeher eilt dem südländischen Mann der Ruf des guten Liebhabers voraus. Doch die Zeiten, in denen italienische Männer als Synonym für Verführung und ungezügelter Leidenschaft galten, scheinen in weite Ferne gerückt zu sein. Eine vom Italienischen Verband für wissenschaftliche Sexualkunde (FISS) durchgeführten Studie kam jedenfalls zum ernüchternden Ergebnis, dass sowohl Mann als auch Frau im Stiefelstaat unter der Bettdecke vergleichsweise äußerst schüchtern und wenig einfallsreich seien.
“Wir hielten es für nötig, ein aktuelleres und realistischeres Bild der erotischen Fantasien der Italiener zu zeichnen, auch für klinische Zwecke. Die Idee zur Studie entstand sowohl bei der Suche nach wirkungsvollen Anreizen zur Evaluierung sexueller Erregung, als auch um die Anamnese von Sexualpatienten zu erleichtern, so der Präsident des wissenschaftlichen Komitees der FISS, Vieri Boncinelli.
Für die Studie wurden 500 Personen, Männer und Frauen zwischen 18 und 70 Jahren jeglicher sexueller Orientierung, mit anonymen Fragebögen zu ihren Fantasien und Sehnsüchten befragt. Das Ergebnis zeigte auf, dass beide Geschlechter unterschiedliche Vorstellungen von “gutem Sex” haben: Während Frau Italienerin sich einen zärtlichen, liebevollen und leidenschaftlichen Akt wünscht, der sie mit Berührungen bis zum Orgasmus erregt, will es der Mann lieber Oral oder mit den Händen besorgt bekommen, sowie dasselbe am Partner vollziehen können.
Die beteiligten Forscher zeigten sich enttäuscht von diesem Ergebnis. “Wir hätten uns extremere sexuelle Fantasien erwartet. Es scheint aber, als gäbe es im Allgemeinen nicht viele transgressive Ideen im italienischen Bett”, führt Bonvincelli aus. Eine weitere Studie hatte jüngst belegt, dass der soziokulturelle Kontext in dieser Hinsicht noch viele Tabus und Hemmungen berge. “Auf internationaler Ebene ist sowohl beim Mann wie bei der Frau ein allgemeiner Trend zu sogenannten ‘unüblichen Fantasien’ festzustellen, wie zum Beispiel Bondage- und Sadomaso-Praktiken, Voyeurismus und anderer Fetisch”, so die Fiss-Präsidentin Roberta Rossi.
In der italienischen Realität würden die sexuellen Fantasien unter kulturell bedingten Hemmungen leiden, insofern die Sexualität heutzutage zwar viel freizügiger zum Ausdruck kommen kann, diese Freiheiten in ihrer spielerischen und lustvollen Dimension jedoch noch kaum ausgelebt werden.